Die größten kulinarischen Erfindungen
Es gibt Gerichte, die kennt wirklich jedes Kind. Doch welche sonderbare Geschichte liegt hinter der Entstehung von Currywurst, Hamburger und Co.? Ein Toast Hawaii wurde garantiert nicht auf der gleichnamigen pazifischen Insel erfunden. Statt dessen in einem deutschen TV-Studio in den 1950er Jahren. Die Pizza haben wir den alten Griechen zu verdanken. Und die Maultaschen nur einigen findigen Mönchen, die eben auch zur Fastenzeit Fleisch essen wollten. Nichts anderes als schmählicher Gottesbetrug, aber lecker. Wie die meisten Gerichte, die hier ihre ungewöhnliche Entstehungsgeschichte erzählen…
Inhalt
- Der Toast Hawaii
- Die Currywurst
- Die Maultasche
- Das Croissant
- Der Hamburger
- Die Pizza
- Die Spaghetti Bolognese
Der Toast Hawaii
Wer kennt dieses Gericht aus seiner Kindheit wohl nicht mehr. Wenn es schnell gehen sollte und trotzdem ein leichter Hauch von Exotik durch die Küchen wehte, dann kam der berühmte Toast Hawaii auf den Tisch – und die ganze Familie strahlte. Den polynesischen Einwohnern dürfte das Gericht völlig unbekannt sein. Erfunden hat es nämlich der erste berühmte Fernsehkoch Deutschlands in den 1950er Jahren! Clemens Wilmenrod war sein Name und er stand jahrelang in feinstem Gewand vor den Kameras und erklärte der deutschen Hausfrau in seiner Sendung „In zehn Minuten zu Tisch bitte“, was sie ihrem Gatten und den Kindern abends schmackhaftes zu Essen vorsetzen könnte – alles in flimmerndem Schwarz-Weiß natürlich.
Ihm, dem Uropa aller TV-Köche, der seine Zuschauer jedes Mal mit den Worten „Ihr lieben, goldigen Menschen“ begrüßte, ist dieses herrliche Gericht aus Brot, Schinken, Ananas, Käse und einer Cocktail-Kirsche zu verdanken. Wilmenrod verstarb 1967 kurz nach Absetzung seiner Kochsendung. Seine Erfindung, der Toast Hawaii wird jedoch noch lange in aller Munde sein.
Die Currywurst
Man darf mit Fug und Recht behaupten:
Die Currywurst ist deutsch!
In keinem Land dieser Erde gibt es so leckere Grillwürste wie hier. Und in keinem Land werden so viele Currywürste verzehrt wie in Deutschland, laut des Berliner Currywurst-museums etwa 800 Millionen Stück pro Jahr. Wen wundert es, dass diese Wurst tatsächlich eine deutsche Erfindung ist. Schöpferin war die Berlinerin Herta Heuwer. Am 4. September 1949 soll sie in ihrer Imbissbude am Stuttgarter Platz aus Langeweile zu experimentieren angefangen haben. Sie mischte Tomatenmark, Paprika, Paprikapulver und natürlich Curry zusammen und goss diese Mischung über eine gebratene, in Stücke geschnittene Wurst. Fertig war die Currywurst.
Heuwer ließ ihre Erfindung sofort als „Chillup“ beim Patentamt eintragen und gewann so das alleinige Recht über die Currywurst. Das war wichtig, weil gleichzeitig die Hamburgerin Lena Brücker die gleiche Idee hatte und später die Rechte für die Currywurst für sich beanspruchen wollte. Herta Heuwer hat übrigens ihr Originalrezept für ihre Currywurst mit ins Grab genommen.
Die Maultasche
Der Schwabe, so sagt man, ist ziemlich clever. Als bester Beweis dafür dürfte die Maultasche stehen. Am Freitag und in der Fastenzeit war es den katholischen Mönchen natürlich streng verboten ihrer „Fleischeslust“ nachzukommen. Andererseits war es allgemein bekannt, dass der liebe Gott besonders gerne auf das Schwabenland hinunter schaute. Also ließen sich die schlauen Mönche aus dem Kloster Maulbronn etwas einfallen um ihren Betrug zu verheimlichen. Sie mischten Fleisch mit Spinat und Ei und ummantelten die Masse mit einer „ungefährlichen“ Teigschicht. So konnten die Mönche heimlich ihren Fleischhunger stillen ohne Gott zu erzürnen. Wirklich clever. Ebenso schlau war übrigens auch ihre Idee, Bieber wegen ihres schuppigen Schwanzes als Fisch zu deklarieren. So konnten sie auch freitags ihre „Fische“ in der Pfanne braten. Der Maultasche werden sogar wahre Wunderwirkungen nachgesagt. So soll sie zum Beispiel Ehen kitten, vorausgesetzt die Köchin weiß, wie sie eine gute Maultasche selbst zubereiten kann.
Das Croissant
Es gibt viele Geschichten über die Entstehung des leckeren Gebäckstückchens. Doch die Geschichte der tapferen Bäckermeister in Wien dürfte die schönste sein. 1683 standen die Türken vor den Türen Wiens. Die osmanischen Soldaten versuchten mittels eines Tunnelsystems heimlich in die Stadt zu gelangen. Sie haben jedoch nicht mit dem Arbeitseifer der Bäcker gerechnet.
Diese standen schon nachts in ihrer Backstube, als sie das Klopfen und Graben der Türken beim Tunnelbau hörten. Sofort schlugen sie Alarm und konnten so den Überfall der Türken auf ihre Stadt vereiteln. Als Erinnerung an diesen glorreichen Tag erfanden sie ein Gebäck in Form eines Halbmondes, eben jenes Symbol, das sich auch auf der türkischen Flagge befindet. In Österreich wurde es auf den treffenden Namen Hörnchen getauft.
Aber da das Croissant unveränderbar mit Frankreich verbunden wird, gibt es dazu natürlich auch eine Geschichte. Als Marie-Antoinette, die Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, 1770 den späteren französischen König Ludwig XVI heiratete, brachte sie das Rezept für die Hörnchen mit an den Hof. Und da auch die Franzosen die Halbmondform darin erkannten, nannten sie es „croissant de lune“, eben Halbmond.
Der Hamburger
Der Hamburger gilt zwar als das beliebteste amerikanische Essen, doch bereits der Name verrät, dass der Ursprung dieses Hackfleischbrötchens in Deutschland liegt. Genauer gesagt im Hamburger Elbhafen. Früher kamen viele Seeleute aus dem Baltikum an. Unter diesen Seeleuten war es Tradition Fleisch zu würzen und roh zu essen, bis heute als „Tartar“ bekannt. Den Norddeutschen schmeckte diese rohe Variante aber nicht. Sie stellten fest, dass die gebratene Variante ihrem Gaumen gerechter wurde.
Die Frikadelle, in einem amerikanischen Kochbuch 1891 zum ersten Mal als „Hamburger Steak“ erwähnt, war erfunden. Nun fehlte nur noch das Brötchen. Hier kommt das „Rundstück warm“ ins Spiel, ein traditionelles Hamburger Essen. Auf eine Brötchenhälfte wurde eine Scheibe Schweinebraten gelegt und mit etwas Soße beträufelt. Da die meisten der unzähligen Emigranten aus Deutschland nach Amerika im 17.Jahrhundert unter ärmlichsten Bedingungen reisen mussten, tauschten sie den Schweinebraten gegen Hackfleisch aus und legten noch eine Brötchenhälfte oben darauf um es auf dem Schiff leichter mit den Fingern essen zu können.
Mit dieser grandiosen Idee eroberten die deutschen Emigranten Amerika. Allerdings gibt es da noch die Story von Fletcher Davis, der eine findige Geschäftsidee hatte. Zur Weltausstellung 1904 in Paris bot er den Besuchern eben diese Hackbrötchen mit Senf und Zwiebeln an. Und die müssen so lecker gewesen sein, dass sie sogar in der New York Tribune über alles gelobt wurden.
Die Pizza
Sie gilt als italienischstes aller Gerichte – auch wenn die Amerikaner felsenfest behaupten, sie haben die Pizza erfunden. Leider stimmt beides nicht! Die Pizza gab es schon viel früher. Und als Erfinder muss man die Griechen und die Etrusker ehren. Denn für einen Pizzateig braucht man vor allem eins: Hefe. Und die wurde schon im Jahre 100 vor Christi in diesen Gebieten zum Backen von „Pita“ – dem traditionellem griechischen Brot – verwendet wie archäologische Funde beweisen.
Zuerst wurde die Pita als Teller benutzt und nach dem Backen mit Tomaten, Käse oder ähnlichem belegt. Dann kamen die Menschen auf die Idee, den Belag schon beim Backen auf den Teig zu legen. Die Pizza war erfunden. Die Römer haben diese Idee mit nach Hause genommen und der italienische Siegeszug der Pizza nahm ihren Lauf. Der Name Pizza wurde allerdings erst im Jahre 997 zum ersten Mal erwähnt.
In einem Pachtvertrag hieß es, dass der Pächter dem ansässigen Bischof an Ostern und zu Weihnachten Pizza zu liefern hätte. Die klassischste Pizza, die Pizza Magherita, bekam ihren Namen erst im 19. Jahrhundert. Die damalige italienische Königin Magherita war ganz verrückt nach dem belegten Teigbrot und ließ sich täglich von den Pizzabäckern mit dieser Spezialität beliefern.
Übrigens: Die erste Tiefkühlpizza kam 1959 auf den Markt. Und diese Erfindung stammt wirklich aus Amerika.
Die Spaghetti Bolognese
Wer in der italienischen Stadt Bologna jemals versucht hat Spaghetti Bolognese zu bestellen, wird vielleicht böse Blicke geerntet haben, einen Teller mit Spaghetti in Tomaten-Hackfleischsoße hat er garantiert nicht bekommen. Zum Ersten wird so eine Soße in Italien niemals mit Spaghetti serviert, da die Soße viel zu mächtig für diese dünnen Nudeln ist. Und zweitens kommt dieses Rezept überhaupt nicht aus Bologna.
1891 schrieb ein Koch aus Florenz ein Buch „Über die Wissenschaft des Kochens und die Kunst des guten Essens“ und erklärte darin die „Macceroni neapolitaner und bologneser Art“, also die Küche des nördlichen und südlichen Italiens. Wer in Bologna also ein „Ragù alla bolognese“ bestellt, bekommt dicke Nudeln mit einer Fleischsoße, in der sich neben Rindfleisch vor allem Hühnerleber und -herz befindet.
Tomaten haben ebenfalls nichts in dieser Soße zu suchen. In der Zeit der Erfindung des Ragùs, etwa im 16. Jahrhundert, kannte man in Italien noch gar keine Tomaten.
Redaktion: Patricia Hansen
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