„Fröhliche Weihnacht überall, tönt durch die Lüfte froher Schall…“ dichtete Heinrich von Fallersleben bereits vor langer Zeit. Doch nicht immer geht es in der stillen Zeit so friedlich zu wie in Deutschland. So manche Weihnachts-Traditionen unserer Nachbarn führen eher zu großer Verwunderung als Festtagsstimmung. Unsere Autorin Patricia Kurz hat sich auf weihnachtliche Spurensuche begeben – und hat so einige seltsame und manchmal sogar gefährliche Bräuche entdeckt…
Inhalt
- Die Weihnachts-Geschichte
- Bräuche und Sitten im Ausland
Die Weihnachts-Geschichte
Weihnachten ohne einen festlich geschmückten Tannenbaum ist kaum vorstellbar. Doch warum wurde ausgerechnet dieses Nadelgewächs zum Symbol für das Fest von Christi Geburt auserkoren? Diese Sitte geht bereits auf das 7. Jahrhundert zurück. Ein englischer Mönch hatte damals durch Zufall eine heidnische Versammlung gestört, in der ein Kind dem Gott Thor geopfert werden sollte. Um das Kind vor seinem furchtbaren Schicksal zu retten, fällte Sankt Bonifazius mit einem mächtigen Schlag eine riesige Eiche. An ihrer Stelle wuchs eine zarte Fichte. Anhand der dreieckigen Pyramidenform der Fichte erklärte der fromme Mann den Ungläubigen die heilige Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und dem Heiligem Geist – die erste christliche Baumverehrung war erschaffen. Allerdings wurden früher die Weihnachtsbäume kopfüber an der Decke aufgehängt. Eine Erklärung dafür und warum die Tanne dann doch wieder richtig herum aufgestellt wurde, gibt es allerdings bis heute nicht.
Den festlich geschmückten Weihnachtsbaum verdanken wir übrigens Prinzessin Helene von Mecklenburg. Sie ließ 1510 den ersten Tannenbaum mit Kerzen, Gebäck und kleinen Geschenken schmücken. Knapp hundert Jahre später hatte sich diese Sitte auch in kleinbürgerlichen Familien verbreitet und gehört bis heute zu jedem traditionellen Fest.
Bräuche und Sitten im Ausland
In Skandinavien ist es, wie in Deutschland auch, Brauch vor Weihnachten fleißig zu basteln, putzen und backen. Doch dort gibt es die Sage, dass kleine Hausgeister, Tomare genannt, die Menschen dabei unterstützen. Als Dank stellt man ihnen am Heilig Abend eine Schüssel mit süßem Milchbrei vor jede Türe. Wehe, einer der Tomare wird vergessen. Die Rache der kleinen Trolle ist fürchterlich. Ein Jahr lang leidet die ganze Familie unter versalzenem Essen, kaputten Gläsern und tropfenden Wasserhähnen…
Wer jemals seinen Weihnachtsabend in Schweden verbracht hat, wunderte sich bestimmt über die, trotz klirrender Kälte, weit geöffneten Fenster. Grund dafür ist die Julklappsitte. Freunde, Bekannte, Nachbarn laufen am Heilig Abend durch die Nachbarschaft, klopfen schnell an die Tür und werfen (!) dann ihre Geschenke durch die geöffneten Fenster, ohne erkannt zu werden. Ist das Fenster geschlossen, gibt es Scherben! Übrigens: Wem welches Geschenk gehört, muss jeder selbst herausfinden! Hört sich schwierig an. Aber in Schweden hat’s bis jetzt jedes Jahr geklappt…
Die Finnen zeigen sich zur stillen Zeit dagegen recht offenherzig. Ein gemeinsamer Saunabesuch der kompletten Kollegschaft samt Chef ist ein Muss – völlig unbekleidet natürlich. Und natürlich wird an Heilig Abend auch die ganze Familie zum gemeinsamen Dampfbad eingeladen. Um die festliche Stimmung danach noch aufzuwerten, beginnen alle Gäste mit dem typischen Christbaumtanzen. In einer Art Ringelreih fassen sich alle Gäste an den Händen, bilden einen Kreis um den Weihnachtsbaum, tanzen und singen zusammen Weihnachtslieder. Für Ungeübte allerdings ist Vorsicht angesagt. Was alles passieren kann beim zu stürmischen Tanz um den Baum hat ein Ikea-Werbespot deutlich gezeigt.
Wesentlich aggressiver geht es vor Weihnachten in Japan zu. Zum „Kurisumasu“-Fest gehört im Land des Lächelns ein spezieller Kuchen. Den rechtzeitig zu bekommen, gestaltet sich jedoch schwer. Deshalb ziehen jedes Jahr Heerscharen von Familienvätern, Söhnen und Großvätern in den Kampf – im Supermarkt! Jeder kämpft mit allen Waffen um das begehrte Stück Gebäck, manchmal sogar mit bloßen Fäusten. Die Anzahl der Notarzteinsätze steigt vor Weihnachten in Japan immens. Eine Lösung wäre es natürlich, ausreichend Kuchen in die Regale zu stellen. Aber vielleicht ist es gerade dieser heroische Kampf um den Weihnachtskuchen, die das Fest erst so richtig schön werden lässt.
Die Australier und Inder zeigen sich dagegen von einer viel friedlicheren Seite. Sie tanzen! In den Parks und öffentlichen Plätzen herrscht unüberschaubarer Trubel, kostenlose Konzerte, fröhliche Picknicks und öffentliche Kinoveranstaltungen gehören natürlich dazu. Von stiller Zeit kann keine Rede sein. Down Under nennt man diesen Brauch „Carols By Candels“. Und da sowohl in Indien als auch in Australien zur Weihnachtszeit hochsommerliche Temperaturen herrschen, kommt der Weihnachtsmann statt im stattlichen Mantel in knapper Badehose.
Keine Badehose, dafür aber lustige Papierhüte tragen die Engländer zu Weihnachten. Dazu gibt es an jeder Weihnachtsfeier Knallbonbons, die in Deutschland zu Silvester gezogen werden. Zum Essen gibt es vor allem „Gregor“, seines Zeichens ein mit Äpfeln, Hackfleisch, Brot und Pflaumen gefüllter Truthahn- möglichst trocken -, sowie unabdingbar den legendären, flambierten Plumpudding. Danach muss (!) sich die Familie pünktlich vor dem Fernseher versammeln, um die Rede der Queen zu verfolgen. Und dann kommt der, für die Inselbewohner schönste Part von Christmas: Der Familienbesuch im Pub. Vom Enkel bis zur Uroma gehen alle gemeinsam in die Kneipe, um dort ausgelassen einige Pints, die englische Maßeinheit des Biers, zu genießen.
Natürlich geht es auch in Deutschland zur Vorweihnachtszeit nicht immer so friedlich zu wie eigentlich erwünscht. Für alle Fans der Adventszeit und als kleine, augenzwinkernde Warnung, was übertriebene Vorfreude anrichten kann, hier noch abschließend ein Link, der allzu gut beschreibt, was alles geschehen kann. Viel Spaß dabei!
Redaktion: Patricia Kurz
Bilder: pixabay.com
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