Liebe, Freundschaft oder Geld?
Die Frage nach Glück und wie man es bekommen kann, beschäftigt die Menschen seit Beginn an. Ist es Reichtum, Gesundheit, Statussymbole, Familie, Macht, Karriere oder Liebe? Eine klare Antwort auf die Glücks-Frage gab es bisher nicht. Doch jetzt haben amerikanische Wissenschaftler zwei der längsten jemals durchgeführten Forschungsstudien ausgewertet und sind der alles entscheidenden Antwort tatsächlich näher gekommen. Das Ergebnis ist erstaunlich einfach.
Inhalt:
Das macht uns glücklich
Was macht uns unglücklich
Macht Geld unglücklich
Königreich Bhutan: das Land des Glücks
Vor 75 Jahren haben die Forscher der Harvard Universität zwei Studien ins Leben gerufen, die eine simple, aber entscheidende Frage beantworten sollten: Was ist Glück?
In der „The Grant-Study“ wurden 268 Harvard-Absolventen aus den Jahrgängen 1939-1944 regelmäßig alle zwei Jahre zu ihrem Lebenszustand befragt. In der „Glueck-Study“ 456 Probanden, die als Kinder in ärmlichen Verhältnissen in Boston aufgewachsen sind. Über ein dreiviertel Jahrhundert wurden alle Studienteilnehmer detailliert über ihre Lebensumstände, ihre Karriere, ihre Beziehungen, ihren Gesundheitszustand und ihre Interessen befragt. Die Auswertung dieser ergab im Grunde genommen drei simple Antworten:
1: Man wird nur zu zweit glücklich
2: Wer alles und sofort will, kann nicht glücklich werden
3: Reichtum macht nicht unbedingt glücklich
Das macht uns glücklich:
Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden. (Carl Spitteler)
Die Ergebnisse der Grant- du Glueck-Studien über die Gründe des Glücks sind so einfach wie nachvollziehbar:
1.
Gute soziale Beziehungen
Gute Beziehungen macht nachweislich glücklicher und gesünder! Dabei geht es vornehmlich nicht um Liebesbeziehungen, sondern zwischenmenschliche Beziehungen im Allgemeinen, also Familie und Freunde. Alle Teilnehmer der Studie haben angegeben, dass sie glücklicher sind, wenn enge soziale Beziehungen vorhanden sind. Außerdem hat sich klar herausgestellt, dass Menschen die unglücklich oder/und einsam sind ein erhöhtes Sterberisiko haben.
2.
Eine glückliche Ehe/Familie
In dem berühmten Hit „Haus am See“ beschreibt Peter Fox mit wenigen Worten, was für ihn Glück bedeutet. Er wünscht sich ein Haus am See mit seiner Frau und vielen Kindern und Enkelkindern und alles ist schön. Treffender hätte man die Formel für Glück kaum formulieren können. Alle Teilnehmer der Harvard-Studie, die länger verheiratet waren, nie eine Scheidung oder Trennung durchleben mussten und keine ernsthaften Eheprobleme hatten, waren nicht nur wesentlich glücklicher, sondern auch gesünder. Eine echte, tiefe Partnerschaft oder Ehe ist nachweislich wichtig für Glück. Am besten noch, so die Forschungsergebnisse, inklusive zwei bis drei Kinder. Und: „Die Teilnehmer, die im Alter von 50 Jahren von glücklichen zwischenmenschlichen Beziehungen berichteten, waren im Alter von 80 Jahren am gesündesten“, berichtet Waldinger von den Studienergebnissen.
3.
Die Qualität der Beziehungen
Ob jemand hundert oder nur zwei enge soziale Beziehungen hat, ist nicht ausschlaggebend für das Glücklich sein. Vielmehr ist die Qualität der Beziehung der wichtige Faktor für das Glück. Auch Beziehungen, in denen es manchmal zu Streitereien kommt, in der nicht immer eitle Harmonie herrscht, sind Glücksbringer – und normal. „Das Gefühl, trotz aller Verschiedenheit und Unstimmigkeiten immer auf den anderen zählen zu können und sich sicher zu fühlen, ist viel ausschlaggebender für eine gute und stabile Beziehung“, erklärt Robert Waldinger, Direktor der „Harvard Study of Adult Development“. Wer hingegen andere Menschen nicht so sieht, wie sie sind, sondern so, wie er sie haben möchte, macht sich unglücklich. Denn er will sie nach seinen Vorstellungen und Werten verändern.
Kummer lässt sich alleine tragen. Für das Glück sind zwei Menschen erforderlich“ (Elbert Green Hubbard, amerikanischer Schriftsteller und Philosoph)
Was macht uns unglücklich:
Anhand der Grant-Studie hat sich gezeigt, dass nicht jeder Mensch in der Lage ist ein glückliches Leben zu führen. Das kann natürlich völlig unterschiedliche Ursachen haben. Etwa 25 Prozent der Teilnehmer an der Grant-Studie haben es geschafft ein glückliches und gelungenes Leben zu führen. Ein Sechstel der Teilnehmer gehörten in die Gruppe der „Traurig-Kranken“, die an allem zweifelten und mit sich und der Welt gehadert haben. Und bei einem Drittel der Probanden gab es einen Ausgleich zwischen Freude und Leid.
Nach Professor Vaillants Meinung gibt es allerdings einige Faktoren im Leben, die garantiert unglücklich machen. Manche von ihnen sind selbstverschuldet, andere einfach unvorhersehbare Schicksalsschläge.
Zu den wichtigsten Verursachern des Unglücks gehören: der Tod eines Kindes, der Tod eines Ehepartners oder die falsche Wahl eines Ehepartners. Aber auch Suchtverhalten sind ein Garant dafür, nicht glücklich werden zu können. „Das kurze Glück ist das Geschwisterchen der Lust“, erklärt er. „Lust jedoch veranlasst zur Sucht, ist selbstbezogen und birgt die Gefahr der Abhängigkeit. Sucht ist immer ein Abgrund!“
Glück durch Selbstakzeptanz
Unglücklich kann man auch all die Menschen bezeichnen, die sich selbst nicht so akzeptieren können, wie sie sind. Professor Vaillant erwähnt in diesem Zusammenhang zum Beispiel Michael Jackson. Wäre er sein Psychoanalytiker gewesen hätte er ihm geraten, „dass er sich selbst mehr wertschätzen, aber weniger an sich denken soll. Michael konnte sich nie mit seiner Identität abfinden. Sein Talent und sein Geld haben ihm ermöglicht, sich eine neue zuzulegen.“ Doch glücklich wurde er dadurch nicht. Das bedeutet natürlich nicht, dass man keine Verantwortung für sich und sein Handeln übernehmen soll und keine Veränderung an seinem Leben vornehmen kann. Ein gewisses Maß an Selbstkritik und Selbstreflektion ist wichtig. Aber aus einer Birne kann man eben keinen Apfel machen. Wer zu viel von sich erwartet, enttäuscht sich nur – und wird nicht glücklich.
Das Internet als Bedrohung für das Glück
Aber auch im Umgang mit dem Internet sieht Vaillant eine Bedrohung für das Glück. Die sozialen Netze im Internet haben mit real existierenden sozialen Kontakten nichts zu tun. Dem Gehirn wird ein Sozialleben vorgespielt, das es so nicht gibt. Es besteht die Gefahr, dass eine Art Autismus entstehen kann. Und Vereinsamung macht nicht glücklich. Dies ist natürlich ein neueres Problem, da es zu Beginn der Studie, vor 75 Jahren, noch kein Internet gab. Wie weit sich dieses Verhalten auf die Glücksforschung auswirken wird, ist bis jetzt noch nicht absehbar.
„Wenn man glücklich ist, soll man nicht noch glücklicher sein wollen.“ (Theodor Fontane)
Auch die immer stärker werdende sofortige Bedürfnisbefriedigung hat sich in der Studie als gefährlich für das Glücksempfinden heraus gestellt. Ist erst einmal ein Bedürfnis entstanden – und sei es von der Industrie oder Werbung entwickelt – versucht der moderne Mensch in der modernen Gesellschaft sein Bedürfnis auch sofort zu befriedigen. Ihm wird suggeriert: Ist das Bedürfnis gestillt, ist er glücklich. In der logischen Folge versucht der Mensch immer intensiver seine angeblichen Bedürfnisse zu stillen um glücklich zu sein. Das Ergebnis ist verheerend: zu viel, zu groß, zu protzig, zu ungesund. Das richtige Maß ist verlorengegangen. „Dabei“, so Vaillant, „bedeutet Glückseligkeit, die sofortige Befriedigung zu vermeiden. Sie führt zur Abhängigkeit und zum Exzess – dem genauen Gegenteil von Glück.“
Macht Geld unglücklich?
Seit ein paar Jahrzehnten registrieren Forscher und Ökonomen ein seltsames Phänomen. Ausgerechnet in den reichen Wohlstandsländern wie Deutschland, Japan oder Amerika werden die Menschen immer unglücklicher obwohl sie immer mehr Geld zur Verfügung haben. In den armen Entwicklungsländern sind die Menschen im Vergleich trotz schlechterer Bedingungen wesentlich zufriedener. Das bedeutet, dass die Menschen dort trotz Armut glücklicher sind als in den reichen Wohlstandsländern. Dieses Phänomen bezeichnet man als Easterlin-Paradox, nach seinem Entdecker Richard Easterlin von der University of Southern California in Los Angeles, benannt.
„Geld macht Einzelgänger“
Doch woher kommt dieses Paradoxon? Zum einen, weil Wohlstand und Reichtum immer auf Kosten von engen sozialen Beziehungen geht. Denn Geld und Wohlstand müssen erarbeitet werden. Das bedeutet, der Einzelne steckt mehr Zeit ins Geldverdienen als in sein Sozialleben. Der Psychologe Bas Kast stellt auf der Webseite der „Zeit“ die These auf, dass „Geld und zwischenmenschliche Nähe sich… verhalten wie Feuer und Wasser… Geld kapselt ab, macht autonom…Geld macht uns zu Einzelgängern.“
Durch Geld kann man sich zum Beispiel alles kaufen, was man früher in einer traditionellen sozialen Gesellschaft „umsonst“ bekommen hat. Beim Umzug hilft nicht mehr die Verwandtschaft, sondern das Umzugsunternehmen. Gekocht und gegessen wird nicht mehr gemeinsam, sondern das Essen kommt per Lieferservice – und man isst alleine vor dem Fernseher. Man wird einsam. Man wird unglücklich.
Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich. (Andre Gide)
Geld macht asozial
Paul Piff von der University of California in Berkley kam durch seine Versuche auch zu dem Ergebnis, dass reiche Menschen weniger für soziale Projekte spenden als arme Menschen. Und sie sind weniger hilfsbereit. Kast erklärt das in seinem Buch „Ich weiß nicht, was ich wollen soll“ damit, dass Geld-Menschen auch im Gegenzug weniger die Hilfe ihrer Mitmenschen in Anspruch nehmen. Denn bei Versuchen zeigte sich, dass sie, stellt man sie vor die Wahl eine Aufgabe alleine oder mit einem Partner zu lösen, lieber alleine die Aufgabe erledigen wollten. Sie sind es so gewöhnt. Denn mit Geld kann man sich in den meisten Lebenssituationen Hilfe auch einfach erkaufen. Das Problem ist nur: All diese Verhaltensformen machen einsam. Und einsam kann man nicht wirklich glücklich werden.
Geld kann zu psychischen Störungen führen
Das zeigen auch Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Es wurde die Häufigkeit der psychischen Erkrankungen in Wohlstandsländern und Entwicklungsländern untersucht. Das Ergebnis: Menschen in den reichen Ländern litten häufiger unter psychischen Störungen. Und wer unter psychischen Störungen leidet ist kaum glücklich. Oder die Ursache liegt genau gegenverkehrt: Wer unglücklich ist wird psychisch krank!
Königreich Bhutan: das Land des Glücks
Im Königreich Bhutan hat man die Wichtigkeit des Glücks für den Einzelnen und den Staat schon längst erkannt. Dort gibt es einen „Glücksminister“ namens Ha Vinh Tho der regelmäßig die Bevölkerung des Himalaya Staats nach ihrem Glück befragt. Ausschlaggebend ist die Balance zwischen Glück und technischem Fortschritt, Einkommen, Erziehung und Zukunftsoffenheit. Das Ergebnis wird in der Kommission für das „Bruttonationalglück“ aufgearbeitet. Und die Ergebnisse sind erstaunlich. Denn obwohl Bhutan im Vergleich zu anderen Ländern in vielen Bereichen noch sehr rückschrittlich ist, sind die Einwohner doch überdurchschnittlich glücklich. Und sie werden sogar immer glücklicher. Vielleicht auch, weil dort wirtschaftliche Entwicklungen mit den buddhistischen Werte des Landes verbunden werden. Und eine entscheidende Regel lautet: Glück kann nicht erzwungen werden! Und erst recht nicht erkauft!
Redaktion: Patricia Hansen, Journalistin aus München
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