Ob Açaí-Beeren, Chia-Samen, Gerstengras, Matcha oder Spirulina-Alge – für eine ganze Reihe unterschiedlicher Lebensmittel – die unter normalen Umständen nur selten den Weg in die meisten Küchen finden würden – hat sich in den vergangenen Jahren der Begriff “Superfoods” etabliert. Das Versprechen, das mit Ihnen einhergeht: Wer sie gezielt in den eigenen Speiseplan integriert, kann effektiv Nährstoffmängeln oder sogar chronischen Erkrankungen entgegenwirken. Dass bestimmte Lebensmittel gesünder sind als andere, ist alles andere als eine neue Erkenntnis. Die Frage, die sich deshalb stellt: Sind die sogenannten Superfoods einfach nur ein neuer, von Social Media getriebener Trend oder gibt es tatsächlich Gründe dafür, dass demnächst Algen fest auf unserem Speiseplan stehen sollten?
Was sind Superfoods?
Um den wichtigsten Punkt vorwegzunehmen: Bei der Bezeichnung “Superfoods” handelt es sich natürlich vorwiegend um einen Trend-Begriff, der mittlerweile vor allem dazu genutzt wird, diese Art von Lebensmittel effektiv vermarkten zu können. Denn: Letztendlich lässt sich jedes Lebensmittel, das in irgendeiner Form positive Auswirkungen auf Körper und Gesundheit haben kann, auch als Superfood einordnen. In der Praxis hat sich die Bezeichnung aber viel mehr für nährstoffreiche Naturlebensmittel etabliert, die eher noch als Ernährungs-Geheimtipps gewertet werden können.
Dazu gehören neben vielen Gemüse- und Obstsorten auch alle Arten von Samen, Algen und Gräsern, die wertvolle Vitamine, Mineralien, Enzyme, Antioxidantien und gesunde Fette in sich vereinen – je mehr auf einmal, desto besser.
Welche Superfoods helfen tatsächlich?
Dass sich über die Bezeichnung streiten lässt, ändert natürlich nichts am positiven Grundgedanken, der sich hinter den Superfoods verbirgt. Immerhin haben Erfahrungen gezeigt, dass der gezielte Einsatz bestimmter Lebensmittel nicht nur auf vergleichsweise einfachem Weg Mängel ausgleichen kann, sondern beispielsweise auch bei der Behandlung von Akne, Rosacea und anderen Hautproblemen helfen kann. Angetrieben durch Instagram und Co. haben “Superfoods” deshalb vor allem im Hauptpflege- und Beauty-Bereich eine große Anhängerschaft gefunden. Zu den beliebtesten Vertretern gehören dabei unter anderem:
Kurkuma: Den meisten bisher vielleicht nur als Gewürz oder als farbgebende Komponente in Curry-Gerichten ein Begriff, hat Kurkuma in den vergangenen Jahren einen regelrechten Hype ausgelöst. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, kann online nach der “goldenen Milch” suchen, bei der Kurkuma-Milch als Kaffee-Ersatz getrunken wird, um einen positiven Effekt auf das Hautbild zu erzielen. Einen sinnvollen Hintergrund hat dieser Ansatz: Das in Kurkuma enthaltene Curcumin wirkt unter anderem Entzündungen entgegen und hat sogar eine leicht antibakterielle Wirkung. Da es zusätzlich schädliche Moleküle (sog. “Freie Radikale”) bekämpft, kann es sogar einen Anti-Aging-Effekt auf die Haut haben. Neben der Milch-Variante lässt sich Kurkuma für die positiven Effekte natürlich auch einfach als Gewürz verwenden oder in Form von hoch dosierten Kapseln kaufen.
Moringa: Ob Antioxidantien, essenzielle Aminosäuren, Kalzium, Eisen oder Zink – auf dem Papier lässt sich mithilfe von Moringa, das aus dem Moringabaum (“Baum des Lebens”) gewonnen wird, eine ganze Reihe von wichtigen Mineralstoffen und Spurenelementen abdecken. Da es zusätzlich viel Vitamin C und Vitamin A enthält, hilft es der Haut bei der Regeneration, wirkt Entzündungen entgegen und kann sogar Falten reduzieren. Zudem sollen Moringa-Pulver oder -Öle angeblich einen vorbeugenden Charakter für mehr als 300 Krankheiten haben.
Chlorella-Alge: Wer sich mit Superfoods beschäftigt, wird zwangsläufig auch über unterschiedliche Arten von Algen stolpern – sie sind gewissermaßen die Lieblinge der “Superfood-Community”. Das liegt einerseits am hohen Proteingehalt, gleichzeitig aber auch daran, dass Süßwasseralgen wie die Chlorella-Alge häufig eine ganze Reihe wichtiger Mineralstoffe und Vitamine (u. a. Vitamin C, Zink, Eisen, Omega-3-Fettsäuren) enthalten und dadurch effektiv die Heilungsprozesse der Haut beschleunigen können.
Wichtig: Die positiven Effekte der Superfoods stützen sich häufig vor allem auf Erfahrungswerte – wissenschaftlich bewiesen sind sie hingegen nur selten.
Gesunde Ernährung als Marketing-Strategie?
Wie bei den meisten anderen Essens- und Gesundheits-Trends bleibt auch den Superfoods nicht erspart, dass der Fokus auf die positiven Effekte mit der Zeit immer weiter in den Hintergrund rückt und vor allem die Vermarktbarkeit im Fokus steht. Denn ganz egal, ob als Pulver oder als Sportgetränk – mittlerweile findet man die Superfoods in unterschiedlichsten Formen in den Supermarktregalen. Das hat zwangsläufig zur Folge, dass auch der Begriff immer weitläufiger genutzt wird und letztendlich fast jedes Lebensmittel, das in irgendeiner Weise Vitamine oder andere gesundheitsfördernde Stoffe enthält, im Marketing-Kontext zu den Superfoods gezählt wird. Die tatsächliche Wirkung ist in den meisten Fällen nicht wissenschaftlich bewiesen – oder würde nur dann eintreten, wenn extreme Mengen eingenommen würden. Ursprünglich als natürliche Alternative zu Nahrungsergänzungsmitteln gedacht, werden sie dadurch letztendlich selbst nichts anderes.
Fazit
Deshalb gilt für die Superfoods vermutlich das, was auf die meisten Trends zutrifft: Wer das Ganze sinnvoll und gesund für sich nutzen möchte, sollte es nicht übertreiben, sondern sich gezielt einzelne Lebensmittel heraussuchen, die ohnehin gut in den eigenen Speiseplan integrierbar sind. Die eigene Gesundheit zu sehr von den Lebensmitteln abhängig zu machen, ist dagegen kaum der richtige Weg.
Redaktion: Walter Braun
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