Erotik und Sex im Alter war lange Zeit ein Tabuthema. Die Schriftstellerin Elfriede Vavrik, die Sexual-Beraterin Dr. Ruth Westheimer oder Filme wie „Wolke 9″ haben endlich verdeutlicht, dass Sex in jedem Lebensjahrzehnt nichts außergewöhnliches ist! Es kommt nur auf das Wie an!
Inhalt
- Der Wert der Sexualität im Alter
- Masturbation gehört dazu
- Von Wechseljahren und Midlife Crisis
- Impotenz, erektile Dysfunktion und mangelndes Scheidensekret
- Mit Gleitmittel und Offenheit zur Erfüllung
„Nacktbadestrand“ lautet der Titel eines Buches, dass wochenlang für Sensationen und Aufregung in den Medien sorgte. Hauptprotagonistin ist die 79jährige Österreicherin Elfriede Vavrik, eine eher unauffällig wirkende, ältere Dame mit onduliertem Haar und züchtigem Outfit. Doch das brave Äußere darf nicht über den Mut und die Offenheit der Schriftstellerin hinweg täuschen. Elfriede Vavrik hat in ihrem Erstlingswerk keineswegs idyllische Kindheitserinnerungen niedergeschrieben. Vielmehr plaudert sie völlig hemmungslos über ihre wieder entdeckte Sexualität im Alter – und das nach vier Jahrzehnten erotischer Abstinenz!
Dass sie dabei kein Blatt vor den Mund nimmt, die eigentlichen sexuellen Vorgänge in beinahe rüder Offenheit beschreibt, mag vielleicht der eine Grund sein, warum dieses Buch so erfolgreich aufgenommen wurde. Der andere dürfte sein, dass im Zeitalter von Charlotte Roches „Feuchtgebieten“ oder dem TV-Film „Wolke 9″ sprichwörtlich die Hosen herunter gelassen werden. Vor allem, wenn es um die Sexualität der älteren Generation geht.
Vorbei die Zeiten, in denen die „über 60 Jährigen“ sich stilschweigend vom Parkett der Lust und Leidenschaft zurück zu ziehen haben. „Sex ist keine Frage des Alters“, stellte die berühmte amerikanische Sex-Therapeutin Dr. Ruth Westheimer bereits in ihrem Buch „Silver Sex“ fest. „Wir alle haben sexuelle Bedürfnisse und es gibt keinen Grund, das zu leugnen. Zu alt für Sex – das geht gar nicht!“ Und die Dame weiß von was sie spricht. Immerhin bezeichnet sich Westheimer, selber bereits über 80 Jahre, als „1,40 Meter wandelnde Sexualität“!
Der Wert der Sexualität im Alter
Das alte Bild von Oma und Opa, die als Höhepunkt ihrer sexuellen Lust gerade noch Händchen halten dürfen, hat sich längst verändert. Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK für das Apothekermagazin „Senioren Ratgeber“ sind knapp die Hälfte aller Befragten ab 50 Jahren mit ihrem Liebesleben „voll und ganz“ zufrieden.
Etwa ein Drittel der Befragten gaben sogar an, dass ihre Sexualität im Laufe der Zeit schöner und intensiver geworden ist. Der gleichen Meinung ist auch Professor Uwe Hartmann von der Deutschen Gesellschaft für Sexualmedizin und Sexualtherapie (DGSMT). „Ältere Menschen erkennen immer mehr den Wert der Sexualität“, erklärt er. Denn Sex zu haben, beinhaltet Körperkontakt und Berührung, beides für jeden Menschen extrem wichtig. Eine andere amerikanische Studie belegt, dass sogar 89 Prozent der 51-60Jährigen sexuell aktiv sind.
Besonders interessant sind jedoch die Fakten über ältere Menschen, die in keiner festen Partnerschaft leben. Denn auch hier kann mit über 50 Prozent aktiven Befragten niemand behaupten, es tut sich nichts im heimischen Schlafzimmer.
Masturbation gehört dazu
Ein Grund der Enttabuisierung der Erotik im Alter dürfte unter anderem auch an der hohen Zahl der Scheidungen liegen. Denn auch wenn sich das Paar nach dreißig gemeinsamen Jahren trennt, bleiben die Bedürfnisse nach Nähe, Zärtlichkeit und Sex weiterhin bestehen. Eine völlig neue Generation von Menschen erobern den Singlemarkt – und damit auch das potentielle Geschäft mit dem Sex.
Wie eben auch bei Elfriede Vavrik. Obwohl sie nach ihrer zweiten Ehe vierzig Jahre keinen Mann mehr in ihr Bett gelassen hat, befriedigte sie ihre sexuellen Bedürfnisse eben selbst. Übrigens keine anormale Beschäftigung. Gerade im letzten Lebensdrittel gehört die Masturbation zu einer normalen sexuellen Handlung. Studien zufolge befriedigen sich die Hälfte aller Männer und knapp ein Viertel aller Frauen selbst. Ob sie in einer Partnerschaft leben oder alleinstehend sind, spielte dabei keine Rolle.
Als Elfriede Vavrik ihre Buchhandlung aufgibt, fällt ihr die Decke auf den Kopf und sogar die schönste Selbstbefriedigung bringt sie nicht weiter. Die Folge sind extreme Schlafstörungen. Doch der Arzt, den sie aufsucht, verschreibt ihr keine Tabletten, sondern einen Mann! Aber wie findet man mit fast 80 Jahren einen Liebhaber?
Frau Vavrik griff zur Feder und gab Kontaktanzeigen auf. Der Erfolg war überwältigend. In kurzen Worten: Elfriede Vavrik leidet nicht mehr unter Schlafstörung. Stattdessen ist sie ständiger Gast in TV-Shows und plaudert herzerfrischend offen über ihre sexuellen Erkenntnisse im Alter – und macht damit vielen Menschen der älteren Generation Mut!
„Erotik ist das ganze Leben. Erotik ist der ganze Mensch“, erklärte Psychiater Univ.-Professor Hans Georg Zapotoczky auf einem Symposium zum Thema „Sexualität im Alter“. Allerdings verändert sich die Erotik und die Sexualität sehr. Das kann auf der einen Seite psychische aber vor allem auch physische Ursachen haben. Denn mit zunehmendem Alter verändert sich der Körper sehr, Krankheiten und Dysfunktionen nehmen zu.
Von Wechseljahren und Midlife Crisis
Wissenschaftlich gesehen beginnt die Veränderung der Sexualität bereit um das 40. Lebensjahr. Mit dem Klimakterium (Wechseljahren), der Menopause oder beim Mann mit der Midlife Crisis treten die ersten psychischen Veränderungen auf. Der Östrogenspiegel (Frauen) und der Testosteronspiegel (Mann) geht zurück. Die Erfüllung der Reproduktionsaufgabe, also der Fortpflanzung, wird unwichtiger. Allerdings wird die „Alterssexualität“ von den meisten Betroffenen erst ab dem 60. Lebensjahr als solche wahrgenommen. Die wissenschaftliche Altersforschung (Gerontologie) und die Altersheilkunde (Geriatrie) beziehen diese Regel deshalb auf Menschen, die sich im Rentenalter befinden und unterscheiden noch einmal in „junge Alte“, „alte Alte“ und „Hochbetagte“.
Impotenz, erektile Dysfunktion und mangelndes Scheidensekret
Ein großer Unterschied zwischen der Sexualität in jüngeren Jahren und bei der älteren Generation ist die Rolle des Geschlechtsverkehrs. Für die ältere Generation ist Erotik und Zärtlichkeit wichtiger, sexueller Kontakt bedeutet nicht unbedingt Geschlechtsverkehr. Und wenn es doch dazu kommen sollte, dann meistens in veränderten Stellungen und Positionen als früher. Der Grund: verändertes körperliches Lust- und Leistungsverhältnis. Durch den Abfall des Östrogenspiegels kann es zum Beispiel zu einer Veränderung des Libidos kommen, die Empfindlichkeit der Haut im Genitalbereich nimmt ab, ebenso die Sekretmenge in der Vagina. Bei Männern führt der Abfall des Testosteronspiegels zu einer Herabregulierung der Hormonrezeptoren. Das wiederum führt zu weniger starken oder weniger dauerhaften Erektionen (erektile Dysfunktion).
Mit Gleitmittel und Offenheit zur Erfüllung
Doch nicht nur eine erektile Dysfunktion oder mangelndes Scheidensekret kann für die schönste Nebensache der Welt im höheren Alter hinderlich sein. Krankheiten, Schlaganfall, Inkontinenz oder Durchblutungsstörungen sind nicht gerade leicht in den Zusammenhang mit erfülltem Sexlaben zu bringen. „Wer beim Sex Rückenschmerzen bekommt, sollte mit seinem Partner offen darüber reden, auch wenn es das erste Date im zweiten Frühling ist“, erklärt Dr. Ruth Westheimer. Vibrator und Gleitmittel gehören nach ihrer Ansicht in jeden Nachttisch, Viagra allerdings nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt.
Und selbst dann muss die Einnahme unbedingt vorher mit dem Arzt abgestimmt werden. Ansonsten rät sie zum gründlichen Zähneputzen und Achselhaare rasieren für einen attraktiveren Anblick, das Licht der Glühbirne etwas herunter drehen und zur Schildkröten-Strategie, will heißen: den Hals riskieren – bzw. mutig aus dem Panzer strecken. Einfach mal tapfer die eigenen Wünsche ansprechen, nach dem Motto:
„Du Schatz, was hältst du eigentlich von Oralsex/Sex zu dritt/Sado-Maso …
Übrigens: Ein fulminanter Schluss mit Orgasmus ist für die meisten älteren sexuell aktiven Menschen unwichtig!
Zurück zu Elfriede Vavrik. Ihre Geschichte, besser: ihre wiederentdeckte Sexualität, ist garantiert nicht jedermanns Weg. Trotz langjähriger sexueller Abstinenz stürzt sie sich voller Offenheit in Fragen der Sexualität hilftTatendrang in die Arme ihrer meist jüngeren Liebhaber und schwärmt in begeisterten Worten über prickelnden Oralverkehr oder Zungenspiele. Ganz so hemmungslos wird sich wahrscheinlich nicht jeder in ein sexuelles Abenteuer stürzen.
Doch Elfriede Vavrik beweist Mut. Der Körper jenseits der 40 kann erotisch sein, nicht nur ältere Männer dürfen sich mit jüngerer Begleitung schmücken und Scham ist auch bei sexuellen Handlungen jenseits der 60er Grenze unnötig. Warum darf eine Frau, die bereits eine Acht vor ihrem Lebensjahr stehen hat, nicht auch drei Liebhaber ihr eigen nennen. Die deutsche Kultikone der Sexualerziehung Erika Berger – ihre TV-Show „Eine Chance für die Liebe“ prägte eine ganze Generation – gibt Frau Vavrik Recht. Auf die Frage, was eine Frau im Alter macht, die Sex haben will, lautete ihre ehrliche Antwort in einem Interview für die Süddeutsche Zeitung:
„Wenn sie gescheit ist, sucht sie sich einen jungen Liebhaber. Klar kann sie sich auch einen Vibrator kaufen oder sie befriedigt sich selbst…Schlimmer ist, dass man einer Frau abspricht, dass sie nach dem Klimaterium überhaupt noch Lust auf Sex hat. Denn das stimmt nicht.“
Und auch Männer mit Potenzproblemen oder erektiler Dysfunktion müssen nicht verzweifeln. Die moderne Medizin hat echte Fortschritte bei der Behandlung von Potenzproblemen erreicht. Auch ist die Akzeptanz bei diesen männlichen Problemen gestiegen. Experten wie Dr. Ruth Westheimer oder Erika Berger, aber auch Wissenschaftler wie Professor Uwe Hartmann von der Deutschen Gesellschaft für Sexualmedizin und Sexualtherapie (DGSMT) haben es sich zum Glück zur Aufgabe gemacht, dem Sexual- Analaphebetismus den Gar aus zu machen.
In entsprechenden Beratungs-Foren machen sie Betroffenen Mut. Denn eins ist gewiss: Liebe altert nicht! Mehr Informationen und Beratung zum Thema „Erotik im Alter“ gibt es unter folgenden Links:
www.wikipedia.de
www.senioren-ratgeber.de
www.drruth.com
www.brigitte.de
www.sex-tipps.net
www.youtube.com
Nacktbadestrand
Elfriede Vavrik, 79, hat einen kleinen Buchladen, ist seit vierzig Jahren geschieden und lebt alleine. Die Kinder sind längst aus dem Haus. Ihr Leben verläuft in ruhigen Bahnen. Bis sie ihren Buchladen aufgibt. Plötzlich leidet sie unter massiven Schlafstörungen. Als sie einen Arzt aufsucht, verschreibt der ihr jedoch keine Tabletten, sondern empfiehlt zu ihrem Entsetzen mehr Sex. Mit diesem Thema hat die Autorin bereits vor Jahrzehnten abgeschlossen, gelegentliche Versuche, sich selbst zu befriedigen verlaufen ebenfalls eher enttäuschend. Nachdem der erste Schock überwunden ist, traut sich Vavrik tatsächlich an das Projekt Sex heran, gibt Kontaktanzeigen auf und erhält zu ihrem Erstaunen auch positives Feedback. Vor allem jüngere Männer haben es ihr angetan. Eine Beziehung kommt für sie allerdings nicht in Frage, es geht ihr ausschließlich um körperliche Bedürfnisse. Und die erfüllt sie sich mit erstaunlicher Offenheit und Wagemut. Ein Jahr und diverse Liebhaber später steht für die Autorin fest, dass sich ihr Leben entscheidend verbessert hat. Und auch eine Achtzigjährige mit drei Liebhabern keinesfalls überfordert ist!
Redaktion: Patricia Kurz
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Masturbation says
Hallo, die Website gefällt mir richtig gut. Vor allem das Thema Sex und Erotik im Alter, finde ich wirklich großartig!
Danke dafür und liebe Grüße.
Schröla says
Ich habe mir das Thema auch interessiert durchgelesen und stelle wieder fest, dass ich wohl total annormal bin, dass ich mit 55 Jahren, weibl., keine Lust auf Sex verspüre, darum habe ich seit 10 Jahren keinen Sex mit Partner gehabt, nur mit mir allein. Das brachte natürlich auch Probleme mit sich und ich bin jetzt auch von meinem Partner getrennt, weil auch keinerlei Zuneigung, oder Körperkontakt mehr da war. Was läuft denn verkehrt bei mir, oder warum muss man sich ständig rechtfertigen, dass man keine Lust auf Sex hat, also mit Partner, der sowieso nur eins will, sich seine Befriedigung und Geilheit zu stillen. Das was Frau möchte, ist doch kinderkram, oder lächerlich. Männer sind einfach zu stark sexuell gesteuert, sie verstehen kaum Spaß im Bett. Nur so kann ich mir erklären, dass Frauen keinen Bock mehr auf Sex haben. Und ich finde, dass sollte die Männerwelt mal langsam zum Umdenken veranlassen. Bei jeder Kontaktanzeige ist das 2. Wort: Sex, hast du Spaß am Sex, es ist wichtig u. s. w. Nein, es wird nicht von gemeinsamen Interessen, von Spaß an Dingen im alltäglichen Leben gespochen. Und da möchte ich die Männer bitten, nehmt euren Drang mal soweit zurück und überfallt die Frauen nicht gleich mit eurem Sexgelüsten. Das muss erst wachsen, der Fortsetzungsdrang ist bei Frauen nämlich ausgeschaltet, da ist etwas anderes viel wichtiger geworden, Vertrauen, Spaß, Leben, sich nur mal an den Händen haltend, nicht allein sein. ….hftl. liest das hier auch jemand…:-))
A. F. says
Mit Interesse habe ich die Berichte, Bemerkungen über Sex im Alter gelesen.
Frage meinerseits, was macht man wenn man im Alter von 80 Jahren eine Partnerin im gleichen Alter hat, (nicht Ehefrau) für die dieses Thema immer mehr total Tabu ist.
Ich hätte gerne auch im Alter noch Spass aber eine frigiete Partnerin verhindert das schönste auch noch im Alter.
Ich währe für einen nützlichen Hinweis wie ich dieses ändern kann sehr dankbar, möchte mich aber nicht trennen, weil Sie sonst eine Herzensgute Frau ist.