Ein rubinrot funkelnder Rotwein macht den geselligen Abend mit Freunden erst so richtig schön. Und nichts schmeckt erfrischender an einem lauen Sommerabend als ein eiskalt servierter Rosé. Schon seit tausenden von Jahren gilt der Wein als edelstes aller Getränke, ein Geschenk der Götter. Und auch wenn sich seit damals einiges verändert hat, die Liebe und Bewunderung für Vino ist ungebrochen. Doch welche aufregende, dramatische und spannende Geschichte der Wein in sich birgt, ist selbst fein-gaumigen Weinkennern selten bewusst! … Hätten Sie es gewusst?
Mindestens seit 8.000 Jahren wird von Menschen Wein hergestellt. Das haben Archäologen bei Ausgrabungen in Syrien, der Türkei und im Libanon festgestellt. Allerdings dürfte der Wein damals nicht ganz so gemundet haben wie heute. Denn statt hochwertigen Zuchttrauben wurden nur Trauben von Wildreben verwendet. Trotzdem ließen sich vor allem die Ägypter davon nicht abschrecken und kultivierten den köstlichen Trank weiter. Auf ihren Reisen hatten sie den Wein im Gepäck – und vor allem die alten Griechen waren schnell von dieser Entdeckung (erfunden wurde das Bier, entdeckt der Wein) begeistert. So begeistert, dass sie den Genuss von Wein bei politischen Sitzungen wie dem Symposium zu einer Pflicht machten – welch paradiesische Zeiten im Vergleich zu den trögen Bundestagsdebatten heutzutage!
800 v. Chr. genossen dann auch die Römer Wein in Unmengen. Der edle Tropfen von damals hat jedoch neben dem Alkoholgehalt noch einige ungesunde Nebenwirkungen. Geschmacklich verändert wurde er mit Gewürzen, Kräutern und Bleiacetat! Echte Weintrinker dürften also eher jung verschieden sein.
Karl dem Großen (ca. 800 n. Chr.) ist es zu verdanken, dass auch die Germanen auf den Geschmack von Wein kamen. Er liebte den edlen Tropfen und erklärte ihn kurzerhand zu dem einzig wahren Getränk der Religion – dem Blut Christi. Keine schlechte Idee um sich ungestraft dem Weingenuss hingeben zu können, oder? Auch deshalb wurde der Weinanbau damals hauptsächlich von den Klöstern betrieben. Hätte er sich ein Vorbild an den Gefährten Mohammeds genommen – ihnen war es strengstens verboten, das berauschende Getränk zu trinken – Deutschland wäre wahrscheinlich mit Hopfenfeldern übersäht. Und ausgerechnet eine französisch-britische Heirat läutete vierhundert Jahre später den Siegeszug des Bordeaux, auch Claret genannt, ein.
Übrigens hat sich im Laufe der Zeit nicht nur der Geschmack des Weines verändert, auch die Herstellung wurde verfeinert. Eines ist allerdings gleich geblieben: Aus roten Trauben lässt sich sowohl Rot- wie Weißwein gewinnen. Andersherum funktioniert das nicht. Und Rosé entsteht nicht aus einem Gemisch von beiden, sondern durch ein spezielles Verfahren, in dem die roten Trauben etwas länger in der Maische bleiben. Die Gärung des Weines (Kelterung) ist abgeschlossen, wenn der Alkoholspiegel so hoch ist, dass die Hefe abgetötet wird oder aller Zucker vergoren ist.
Der immer größer werdende Beliebtheit des Weines ist es übrigens zu verdanken, dass der Wein in Flaschen gelagert wird. Die sind leichter zu transportieren als zerbrechliche Tonkrüge. Und weil die Flaschen auch einen Verschluss brauchten, wurde gleichfalls der Korken erfunden, damals meist jedoch aus Glas. Wer auf die geniale Idee mit dem Korkenzieher kam, ist übrigens nicht bekannt.
Im Grunde hätten jetzt alle Weinliebhaber hemmungslos ihr Lieblingsgetränk genießen können, wären nicht zwei Katastrophen über den Weinanbau herein gebrochen. Im 19. Jahrhundert zerstörte die Mehltau-Plage beinahe alle Weinreben. Und erst dem genialen Forscher Louis Pasteur, der auch schon unsere Milch haltbar gemacht hat, ist es zu verdanken, dass dieser Plage Einhalt geboten werden konnte. Kaum hatten die Winzer diese Krise überwunden, schon brach die nächste Katastrophe in Form der Reblaus los. Der kleine, gefräßige Geselle wurde über den Seeweg aus Amerika eingeschleppt. Und erst die ursprünglichen amerikanischen Rebwurzeln, eingesetzt als Züchtungsgrundlage für neue Rebsorten, verhalfen den Weinbauern zu neuem Glück. Einen Nachteil hatte diese Rettungsaktion allerdings. Seitdem mundet der Wein, egal ob ein Chablis, ein Burgunder, ein Merlot oder ein Riesling anders als vor dem Laus-Überfall.
Für Verwirrung sorgt beim Laien auch die Vielzahl der Fachbegriffe, die so manche Flasche stolz zieren. Oechsle sind keine kleinen Bullen, sondern die Maßeinheit des Mostgewicht. Je mehr Oechsle, umso mehr Alkohol, lautet die Faustregel. Methode champenoise bezeichnet keinen Champagner, sondern ist nur die Erklärung für das Herstellungsverfahren. Und ein Barrique ist keine fesche, französische Mütze, sondern ein kleines Eichenfass mit 225 Litern Inhalt, das dem Wein seine besondere Note verleiht.
Und noch etwas hat sich im Laufe der Zeit entscheidend geändert. Galt früher die Regel: Rotwein zu rotem Fleisch, Weißwein zu hellem Fleisch und zu Fisch, dürfen sich heutzutage Hobbyköche hemmungslos austoben bei der Zusammenstellung von Wein und Essen. Erlaubt ist, was schmeckt. Hauptsache der Vino mundet dem Genießer. Denn einen edlen Tropfen kann niemand verwehren…
Bild: pixabay.de
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