In unsere Gesellschaft wird gelogen, geflunkert und geschwindelt, das die Balken krachen. Nicht nur im privaten Bereich. Auch oder gerade Politiker geben falsche Versprechen, Bankmanager lassen uns absichtlich im falschen Glauben, und kommt dann zufällig doch die Wahrheit ans Licht, will keiner etwas gewusst haben. Leidet unsere Gesellschaft unter dem „Pinocchio-Syndrom“ oder ist die Lüge ganz normal? Welche Hintergründe diese Lügengeschichte hat und warum sie so wichtig für unser Zusammenleben ist, beschreibt dieses spannende Wissensquiz – wenn Sie daran glauben…
Experten haben herausgefunden, dass wir pro Tag knapp 200 Mal lügen, Männer etwas mehr (220 Mal), Frauen etwas weniger (180 Mal). Doch was sich wie eine furchtbar verlogene Gesellschaft anhört, ist im Grunde überlebenswichtig für uns. Denn die Hälfte aller Lügen geschehen aus Höflichkeit oder um uns zu schützen. Ohne dieses „Klebeband“ stände unser Zusammenleben bald vor dem endgültigen Aus. Frauen lügen zum Beispiel eher für andere um sie zu schützen und fühlen sich dabei wesentlich schlechter. Männer schwindeln meist für sich selbst – und haben kein schlechtes Gewissen dabei. Aber Vorsicht: Das weibliche Geschlecht ist viel besser in der Lage das Täuschungsmanöver aufzudecken und zu erkennen.
Doch wie kann man eine Lüge oder einen Lügner erkennen wenn man nicht wie in der TV-Erfolgsserie „True Lies“ ein wahrer Experte ist? So viel sei verraten: Dreiviertel der Lügen bleiben unerkannt. Doch seit Jahrzehnten arbeiten Psychologen, FBI-Ermittler, Betrugssachverständige oder Gehirnforscher fleißig an neuen Möglichkeiten, dieser Lügenflut Herr zu werden. Verschiedene Erkennungsmerklmale einer Lüge bringt der Lügner von Haus aus mit: die Mimik und Körpersprache. Dafür verantwortlich ist das limbische System, das für Emotionen und Blitzreaktionen wie Schockstarre, Flucht oder Kampf zuständig ist. Das limbische System ist ein Überbleibsel im Gehirn, das noch von unseren Urahnen stammt und viel schneller auf Außenreize reagiert als das „neue“ und kreative Gehirn. Und noch ein weiteres Erkennungsmerkmal bringt der Lügner selbst mit. Jede noch so kleine Lüge bedroht den Lügner selbst und setzt ihn unter Stress. Nimmt man diese beiden Faktoren zusammen, entstehen so genannte „Tells“ (die Kombination von verschiedenen unterbewussten Reaktionen) und der Gegenüber kann den Schwindel regelrecht erlesen. Ein Beispiel: Wird jemand beim Flunkern erwischt, schaltet sein limbisches System auf Flucht. Die „Tells“ sehen folgendermaßen aus: flache Atmung, Kopf einziehen, die Hände vor das Gesicht halten, Augen schließen oder den Oberkörper weglehnen. Das kann zwar aus Nervosität auch bei einem Unschuldigen passieren, doch dieser wird sich schnell wieder beruhigen. Der echte Lügner nicht. Es werden Endorphine, eine vom Körper selbst hergestellte Droge zur Beruhigung, ausgeschüttet, indem der Lügner Beruhigungsgesten macht. Das kann das Berühren des Halses, der „Drosselgrube“ (die Vertiefung in der vorderen Mittellinie des Halses zwischen dem oberen Brustbeinrand und dem Kehlkopf.) oder des Nackens sein oder das Zurechtzupfen der Krawatte oder das Zurückwerfen der Haare. Genauso auffällig ist das Trommeln mit den Finger, pfeifen, gähnen und abwischen der Oberschenkel.
Natürlich sind geübte Lügen-Profis nicht ganz so einfach zu überführen. Selbst bei den hanebüchenen Flunkereien haben sie oft ihre Bewegungen unter Kontrolle und schauen ihrem Gegenüber seelenruhig in die Augen. Wer zu lange oder zu oft in die Augen des anderen schaut – normal ist etwa 30 – 60 Prozent eines Gespräches – ist fast schon überführt. Gibt es dazu noch ein falsches Lächeln ohne Beteiligung der Augenmuskeln, hat eigentlich schon verloren. Und noch ein Trick für den menschlichen Lügendetektor: Ein aufrichtiger Gesichtsausdruck dauert 5 – 10 Sekunden, ein unehrliches Lächeln oder Stirnrunzeln dauert deutlich länger oder ist wesentlich kürzer. Es gibt übrigens sieben echte Gefühlsregungen, die auf der ganzen Welt gleich sind. Es sind Angst, Traurigkeit, Abscheu, Freude, Verachtung, Überraschung und Wut. Bei allen außer Verachtung ist die Mimik symmetrisch. Nur bei Verachtung kommen unsymmetrische Bewegungen vor. Ein Lügner zieht allerdings auch bei den anderen Gefühlen schon mal nur eine Augenbraue hoch.
All diese Tricks nützen zum Beispiel einem Gedankenleser oder Betrugsfahnder meistens weniger. Sie verlassen sich lieber auf die Wissenschaft, zum Beispiel NLP oder Kinesiologie – hierbei ist die Vernetzung zwischen Körper, Gefühlen und Gehirn von Bedeutung – oder verräterische Sprachmuster. Wie das funktioniert? Ganz einfach. Wer zum Beispiel ein Bild aus dem Gedächtnis abrufen soll, wird von sich aus nach links oben blicken. Wer das Bild erst bei einer Lüge selber im Kopf zusammenbasteln muss, blickt nach rechts oben. Bei einer erfundenen Geschichte hat der Schwindler eine vorgefertigte Abfolge der Geschehnisse parat. Wird er nach einem bestimmten Teil der Story gefragt, beginnt er seine Geschichte meistens noch einmal von vorne. ist die Geschichte echt, kann jeder Punkt davon jederzeit abgefragt werden.
Selbst in der besten Liebes- oder Geschäftsbeziehung kommt es vor, dass sich einer belogen vorkommt. Im akuten Fall kann hier ein richtiges „Verhör“ hilfreich sein. Und natürlich gibt es auch hierbei eine Strategie. Sie lautet BASIC und setzt sich aus folgenden Punkten zusammen: B wie beobachten, was nichts anderes bedeutet, als die Mitmenschen gut zu beobachten um ihre normale Verhaltensweise zu kennen. A steht für Auskunft. Mit offenen Fragen, die nicht einfach mit Ja oder Nein zu beantworten sind, helfen bei der Informationsrecherche. S steht für Suche. Gesucht werden Kombinationen von verschiedenen Stress-Verhaltensweisen und Tells. Das I bedeutet Intuition. Wie bereits erwähnt, zeigen sich hier die Frauen jedoch als begabtere Spurensucherinnen. Und als letztes das C für couragiert nachhaken, der schwierigste Teil der Befragung. Es gilt, den Lügner mit raffinierten statt mit direkten Fragen einzukreisen.
All diese Tricks und wissenschaftlichen Untersuchungen helfen nach übereinstimmender Meinung der Lügen-Experten aber nichts, wenn der Lügner sich bedrängt fühlt. „Je mehr sie sich sicher sind, dass jemand schuld ist, desto weniger wird es nutzen, ihn in die Ecke zu drängen“, so die Spezialisten. „Ein Lügner muss von selbst aus gestehen, sonst hat es keinen Sinn. Wer die SMS-Meldungen checkt, fremde Lippenstiftspuren am Kragen als Beweismittel präsentiert und laut herumbrüllt, wird kaum ein Geständnis erzielen. Diplomatie und Entgegenkommen ist wesentlich hilfreicher – oder einfach nur eine große Portion Vertrauen.
Bild: pixabay.de
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