Die 60er Jahre – dieses Jahrzehnt hat Deutschland verändert! Nichts ist seitdem wie es früher war. Der Kalte Krieg entzweite die Welt, die Studentenbewegung veränderte die Politik grundlegend, Frauen entdeckten dank der Pille ihr Recht auf sexuelle Freiheit, die Beatles schrieben Musikgeschichte, die Mauer trennte Ost von West und die terroristische Vereinigung RAF wurde gegründet. Wie weit kennen Sie sich mit den aufregenden, spannenden und prägenden geschichtlichen Ereignissen dieses Jahrzehnts aus. Dieser Bericht sagt es Ihnen…
Die 50er Jahre waren noch geprägt von alten konventionellen Werten. Doch kaum hatte das neue Jahrzehnt begonnen, schon lüftete sich der „Mief“ der Adenauer-Ära. Vor allem die junge Generation wollte sich nicht mehr gängeln lassen, die Kritik an der älteren Generation, den alten Werten und Gesellschaftsformen nahm rapide zu. Zusätzlich veränderte sich die politische Landschaft gerade in Deutschland massiv. Ausschlaggebend dafür war die Berlin-Krise. Die Stadt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeteilt unter den vier Siegermächten Amerika, Frankreich, Sowjetunion und England. Nachdem der Flüchtlingsstrom aus der sowjetischen Zone für die Machthaber der DDR nicht mehr tragbar war, kam es zu der folgenschweren Entscheidung von dem Staatsvorsitzenden Walter Ulbricht einen „antifaschistischen Schutzwall“ zu errichten. Am13. August 1961 wurde der bislang noch einzig freie Zugang zum Westteil der Stadt, dem Checkpoint Charlie, gesperrt, der Mauerbau begann und Deutschland wurde entgültig in Ost und West geteilt.
Die politische Lage veränderte sich in beiden Teilen dramatisch. 1963 hielt der damalige amerikanische Präsident John F. Kennedy seine berühmte „Ich bin ein Berliner“-Rede. Während in der DDR die Jugend hauptsächlich durch Kulturprogramme und Förderungen „befriedigt“ wurde, wurden vor allem die Studenten in Westdeutschland mit ihrer Kritik am herrschenden Ordnungssystem lauter. Als 1966 die Regierungskoalition von CDU und FDP zerbrach und Bundeskanzler Ludwig Erhard zurücktrat, bildete sich die erste Große Koalition von CDU und SPD. Als diese Regierung auf Biegen und Brechen die Notstandsgesetzte durchsetzten, entstand in den Universitäten eine politische Gegenformation, die Außerparlamentarische Opposition, kurz: APO, wurde gegründet. Die APO kritisierte auch vehement die Annerkennung des Vietnam Krieges. 1967 hielt Martin Luther King seine flammende Rede gegen den Vietnam Krieg. Zeitungsverleger Axel Springer ließ sich davon nicht beeinflussen und rief über sein Medienorgan „Die Bild Zeitung“ zu einer regelrechten Hetzjagd gegen die Revoluzzer auf, aus deren Dunstkreis auch die RAF-Begründer Andreas Baader und Gudrun Ensslin stammten. Am 2. April 1968 beteiligten die beiden aus Protestgründen an den Brandanschlägen auf Frankfurter Kaufhäuser und legten damit den Grundstein der RAF.
Doch es gab auch wesentlich angenehmere Entwicklungen in den 60er Jahren. Eine kleine, unscheinbare Pille Namens „Envoid 10″ wurde vor allem bei dem weiblichen Geschlecht frenetisch gefeiert. Immerhin handelte es sich hier um die erste Antibaby-Pille. Und die ermöglichte, was vielen Herren zuerst sehr suspekt vorkam: die sexuelle Revolution! Frauen konnten plötzlich ihre sexuellen Wünsche und Bedürfnisse ohne Angst vor ungewollten Schwangerschaften ausleben. Ein Affront in einer Zeit, in der sogar noch die „Himmlersche Polizeiverordnung“ jede Werbung für Verhütungsmittel verbot. Am 1. Januar 1967 gründete der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, Rainer Langhans und Uschi Obermaier die Kommune 1 in Berlin. Ihre Ziele: Die spießige Kleinfamilie zu zerschlagen, die freie Liebe zu proklamieren. Aber auch weniger revolutionäre Frauen bewiesen plötzlich mehr Freizügigkeit. Der Rocksaum wanderte dank der englischen Designerin Mary Quant extrem in die Höhe. Bis dahin endete der Saum einige Zentimeter unterm Knie, plötzlich blitzte manchmal sogar der Slip frech hervor. Aber erst die Erfindung der Feinstrumpfhose – zuvor wärmten unpraktische Nylonstrümpfe mit unpraktischen Strapsen oder unerotische Wollstrümpfe das Frauenbein – ermöglichte den Siegeszug des Minirocks.
Eine Mode, die sich auch in der Kultur wiederfand. Die Beatles am 13. April 1963 zum ersten Mal im berühmten Hamburger „Starclub“ zum ersten Mal auf damals allerdings noch mit Schmalzlocke und rockigem Sound. Die deutsche Fotografin Astrid Kirchherr verpasste der Band die berühmte „Pilzkopf“-Frisur und erschuf damit einen Trend. Schlagzeuger Pete Best stieg aus, dafür ersetzte Richard Starkey, besser bekannt als Ringo Starr seinen Platz. Die Kinks erschufen 1964 den vor allem durch Jimi Hendrix berühmt gewordenen „Rasierklingen-Sound“ auf der Gitarre, Connie Francis trällerte ihr unschuldiges Lied „Schöner fremder Mann“ und rechtzeitig zum Mauerbau erklang der Hit „Wir wollen niemals auseinander gehen“. Ein Jahr später, 1965, kam der erste „James Bond“-Film – auch für damalige Verhältnisse mehr als freizügig – in die Kinos und die beiden Kultbands Pink Floyd und Scorpions wurden gegründet. In St. Tropez entzückte eine französische Schauspielerin namens Brigitte Bardot vor allem die Männer und Palma wurde bereits 1962 mit 32.000 reiselustigen Passagieren der Fluglinie Condor zu einem der Lieblingsreiseziele der Deutschen erhoben. Ende der 60er Jahre hörten die wilden Jahre schon wieder auf. Der Starclub wurde geschlossen, die Truppen des Warschauer Pakts marschierten in die Tschechoslowakei und beendeten den Prager Frühling und Studentenführer Rudi Dutschke wurde 1968 lebensgefährlich angeschossen. Trotzdem: Kaum ein Jahrzehnt hat so viele bleibende und prägende Veränderungen hervorgebracht wie die 60er Jahre. Übrigens: Selbst Musik- und Computerfans kamen damals schon auf ihre Kosten. Der erste Kassettenrecorder wurde bereits 1963 erfunden, IBM brachte das erste Computersystem /360 1964 auf den Markt!
Bild: pixabay.de
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