Ende des Jahres ist nicht nur für Weihnachtsfans die schönste Zeit des Jahres, auch Börsianer freuen sich beim Investieren in Aktien & Co darauf. Der Grund dafür ist die Jahresendrally. So wird die Zeit bezeichnet, in der regelmäßig zum Ende des Jahres die Kurse steigen. Doch woher kommt dieses jährliche Phänomen? Kann man sich wirklich jedes Jahr darauf verlassen? Gerade dieses Jahr, im zweiten Corona Jahr könnte es auch anders kommen. Auf diese Fragen gehen wir im Folgenden näher ein.
Was ist die Jahresendrally?
Die Jahresendrally ist eine der bekanntesten Saisonalitäten an der Börse. Als Saisonalität werden Muster von Kursveränderungen bezeichnet, die in einem bestimmten Zeitraum innerhalb eines Jahres immer wieder auftauchen. Die Jahresendrally gehört dabei zu den bekanntesten. Erfahrene Trader und Anleger kennen das Phänomen, dass um das Jahresende die Kurse seit Jahren ansteigen.
Dabei ist die Zeitspanne ziemlich umstritten. Einige legen den Zeitraum nur auf die letzten 5 Handelstage im Jahr sowie die ersten beiden Tage im Januar fest. Andere meinen, es gehört der gesamte Zeitraum ab Oktober, in dem die Kurse tendenziell eher tief stehen, bis ins neue Jahr dazu. Optisch ist in den größeren Indizes wie Dow Jones oder DAX die Rally vor allem kurzfristig Ende Dezember zu sehen. Das liegt auch daran, dass in den ersten Dezemberwochen die Kurse öfter mal unter Druck geraten, also schwächer sind.
Neben den optischen Hinweisen ist die Jahresendrally auch statistisch belegbar. In den 30 Jahren von 1988 bis 2017 fiel die Jahresendrally nur in 8 Jahren aus. Insgesamt gab es in diesem Zeitraum eine Chance auf eine Rally zum Ende des Jahres von über 73 Prozent. Das ist für die volatile Börse schon eine beachtliche Beständigkeit.
Die Entstehung der Jahresendrally
Wo es einen solchen Effekt gibt, gibt es immer auch einen Auslöser dafür. Bei der Jahresendrally sorgen mehrere Faktoren für die gute Stimmung an der Börse. Natürlich ist die konsumreiche Weihnachtszeit auch ein Grund dafür. Die Menschen sind in Kauflaune und geben ihr Geld gerne aus. Dadurch steigen die Absatzzahlen fast aller Güter und Waren und somit auch die Umsatzzahlen der meisten Unternehmen.
Neben den Weihnachtsgeschenken sorgen auch Weihnachtsgeld und Jahresboni für einen höheren Konsum. Diese beiden Faktoren sorgen zudem auch noch für einen weiteren Effekt, der die Aktienkurse steigen lässt. Jemand, der die Boni und das Weihnachtsgeld nicht gleich ausgibt, investiert es oft an der Börse.
Ein weiterer Effekt kommt hinzu, wenn sich Fondsmanager ihre Statistik aufbessern wollen. Diese verkaufen dann ihre schwachen Wertpapiere und kaufen ihre Gewinner nach, um ihre Statistik aufzupolieren. Dadurch steigen die schon vorher gut gelaufenen Papiere noch mal umso mehr.
Zu guter Letzt kommt auch noch der psychologische Effekt der selbst erfüllenden Prophezeiung hinzu. Wie bereits beschrieben ist die Jahresendrally ein bekannter Effekt und Börsianer nutzen ihn gerne aus. Wenn dann Ende des Jahres vermehrt an der Börse gekauft wird, führt es wiederum zu steigenden Kursen – das führt dann ganz von selbst wieder zu steigenden Kursen. Die Kurse steigen also, weil die Leute annehmen, dass die Kurse steigen.
Wie kann man von der Jahresendrally profitieren?
Je nachdem, welche Strategie man an der Börse verfolgt, kann man versuchen, davon zu profitieren. Kurzfristige Anleger versuchen einen niedrigen Einstiegspunkt am Jahresende abzupassen und dann wenige Tage später Gewinne mitzunehmen. Ebenfalls könnte man davon profitieren, wenn man die Positionen bis zum Ende des Jahres laufen lässt und dann innerhalb der ersten zwei Tage des neuen Jahres verkauft.
Investoren, die eher auf langfristige Strategien setzten, könnten ebenfalls davon profitieren, indem sie ihren Einstiegszeitpunkt in diese Jahreszeit legen. Damit haben sie gute Chancen, einen günstigen Zeitpunkt für den Kauf zu erwischen.
Egal welche Strategie man aber für sich selbst festgelegt hat, muss immer beachtet werden, dass die Jahresendrally kein Fixum ist. Wie beschrieben ist sie historisch betrachtet in 73 % der Jahre eingetreten. Das heißt aber auch in 27 % der Jahre war das nicht der Fall.
Besonders dieses Jahr muss es mit Vorsicht betrachtet werden. Die Corona-Krise ist immer noch nicht überstanden und wie es auf dem Markt weitergeht, ist keineswegs sicher.
Durch die Corona-Krise wurde bisher schon einiges an der Börse durcheinander gewürfelt. Zuerst der allgemeine Kursabsturz, dann die extremen Anstiege bei allen Papieren, die etwas mit Digitalisierung zu tun haben und zuletzt die hohen Gewinne und damit verbundenen Anstiege der „Impfstoff-Aktien“ wie Biontech, Pfizer oder Moderna. Im letzten Jahr fand die Jahresendrally trotz Corona statt. Nach einem Einbruch Ende Oktober sind die Kurse kurz darauf zu neuen Höchstständen ausgebrochen. Aber selbst das ist kein eindeutiger Faktor, da die Kurse nach einem kleineren Einbruch Ende Januar 2021 seither mehr oder weniger ungebremst steigen.
Auch können verschiedene aktuelle Themen, Wahlen, Kriege und Rohstoffmangel die Märkte anders beeinflussen, wie vermutet wird. Zuletzt hat man gesehen, wie verschiedene Eingriffe der chinesischen Regierung den kompletten chinesischen Markt durcheinander gewirbelt hat.
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