Auch mit preiswerten Sommerreifen „fährt man gut“ laut GTÜ Test
Reichen auch günstige Pneus, um auf den Straßen sicher unterwegs zu sein? Oder müssen es gleich Premium-Reifen sein? Neun Fabrikate der meistverkauften Größe 195/65 R 15 H aus drei unterschiedlichen Preissegmenten wurden gemeinsam von der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung und der ACE Auto Club Europa getestet. Das überraschende Ergebnis: Sieger wurde mit deutlichem Abstand ein Reifen aus dem mittleren Preissegment, der Nokian H. Das Prädikat „besonders empfehlenswert“ sicherte sich sogar ein Fabrikat aus der Kategorie der preisgünstigsten Pneus, der Barum Bravuris 2 (siehe Test-Tabelle). Für den Autofahrer bleibt also durchaus Spielraum bei der Reifenwahl, auch wenn die Kosten im Vordergrund stehen. Käufer sollten sich jedoch nicht nur am Preis orientieren, denn das wäre mitunter äußerst problematisch, so die GTÜ-Reifenexperten.
Beim Rollwiderstand, einer für Umwelt und Kraftstoffverbrauch entscheidenden Größe, haben sich beim Test auch bei namhaften Fabrikaten immer noch erhebliche Defizite gezeigt. Allerdings offerierte die Reifenauswahl auch in diesem Kriterium mehrere leistungsfähige Angebote, darunter das preisgünstigste und das teuerste Fabrikat. Bestwerte lieferte der Michelin Energy Saver sowie der Billigreifen GITI Tires. Gesucht wurden Allrounder, die in allen sicherheitsrelevanten Prüfungen im Spitzenfeld liegen und sich insgesamt keine bösen Ausrutscher leisten, auch nicht bei den wirtschaftlichen Aspekten. Bestes Beispiel dafür ist der Testsieger Nokian H aus finnischer Produktion.Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die beiden Asiaten GITI Tires und Falken zwar preisgünstig sind, in den Fahreigenschaften aber erhebliches Verbesserungspotenzial aufweisen. Stolz kann Continental auf seine Budgetmarke Barum sein, deren Pneu Bravuris 2 bei allen Sicherheitswertungen überzeugte. Beim Eco Control der Goodyear-Tochter Fulda ist die Stärke der Rollwiderstand, er schwächelte aber etwas bei den Nässeeigenschaften. Hier fuhr der Vredestein Hi-Trac seine Vorteile voll aus, patze aber beim Fahrverhalten trocken und beim Rollwiderstand. Recht ausgeglichen präsentierten sich dagegen die Reifen von Dunlop (Fast Response) und Michelin (Energy Saver).
Fazit der GTÜ-Experten:
Teuer ist toll – aber beim Reifenkauf kann auch preiswert prima sein
So hat die GTÜ getestet
Sämtliche Messfahrten auf dem Michelin-Reifentestgelände Fontange (Südfrankreich) wurden mit einem Ford Focus absolviert. Das ESP-System war wegen störender Einflüsse ausgeschaltet. Pro Reifenfabrikat waren bei jeder Prüfdisziplin mehrere Durchgänge erforderlich, Ergebnis ist der Mittelwert aus den jeweiligen Einzelmessungen. Ein spezielles GPS-Messgerät im Fahrzeug lieferte die Messwerte.
Handling nass: kurvenreicher, permanent bewässerter Rundkurs mit 1.170 m Länge, Messung der Rundenzeit, subjektive Bewertung von zwei Fahrern.
Bremsen nass: Messung der Bremsweglänge auf permanent bewässertem Asphalt von 80 bis 20 km/h (um Einflüsse der ABS-Regelung auszuschließen), extrapoliert auf 0 km/h.
Aquaplaning: definierte Wasserhöhe längs 4 mm, quer 6 mm. Registriert wird beim Längsaquaplaning die abnehmende Kraftübertragung und deren völliger Verlust bei mehreren Durchgängen mit stufenweiser Steigerung der Geschwindigkeit. Beim Kurvenaquaplaning ebenso, registriert wurden Verlauf und Abriss der übertragbaren Querkraft, jeweils per Diagramm.
Bremsen trocken: Messung der Bremsweglänge aus 100 km/h bis zum Stillstand.
Fahrverhalten trocken: Slalom mit Pollerabstand 18 m, insgesamt 180 m. Messung der Fahrzeit und subjektiver Eindruck.
Rollwiderstand: Messung unter definierten Bedingungen auf einem speziellen Trommelprüfstand in kg/t, Umrechnung in Watt.
Schnelllauftest: Messung der Ausfallgeschwindigkeit (Defekt) und der Laufzeit auf einem Trommelprüfstand nach definierten Bedingungen und dem Audi-Programm (negativer Radsturz). Die Geschwindigkeit wird vom Sollwert stufenweise gesteigert, bis zum Ausfall des Reifens.
Weitere Informationen:
GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH
Vor dem Lauch 25
70567 Stuttgart
Fon: 0711 97676-620Fax: 0711 97676-609
E-Mail: hans-juergen.goetz@gtue.de
Internet: http://presse.gtue.de
Redaktion: Walter Braun, Marion Kluger
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Said says
Vielen Dank für den Artikel. Bei Reifen sollte man echt nicht sparen, denn sie entscheiden manchmal zwischen Tod und Leben.