Das deutsche Gesundheitssystem zählt zu den teuersten der Welt. Pro Tag betragen die Gesundheitsausgaben hierzulande mehr als eine Milliarde Euro. Trotzdem bleiben Missstände bestehen, so stellen Erhebungen wie der zehnte MLP-Gesundheitsreport heraus. Mehr als jeder dritte Patient gab darin lange Wartezeiten als wichtigsten Kritikpunkt an – mit steigender Tendenz.
Keine Zeit für Termine?
Zeit ist im deutschen Alltag zu einer Mangelware geworden. Sowohl aus beruflicher als auch privater Sicht. Auch das deutsche Gesundheitssystem reflektiert diese Entwicklung. Laut MLP-Umfragen mussten mehr als 30 Prozent aller Patienten in den vergangenen Jahren mehrere Wochen lang auf einen Arzttermin warten. Weniger als 20 Prozent bekamen sofort einen Termin. So wie Patienten über lange Wartezeiten klagen, beklagen über 60 Prozent aller Ärzte zu wenig Zeit für ihre Patienten zu haben. Diese Entwicklungen sind nicht neu. Schon 2012 war mehr als die Hälfte aller deutschen Patienten mit den Wartezeiten unzufrieden. Für gesetzlich Krankenversicherte galt das in überproportional hohem Maß. Wird man vom Hausarzt zu Fachärzten überwiesen, haben letztere oft erst nach Monaten Termine frei. Das oft mit schwerwiegenden Folgen: Schmerzpatienten müssen dadurch beispielsweise wochenlang leiden. Auch Verschlimmerungen der bestehenden Symptomatik kommen während langen Wartezeiten vor, teils mit gesundheitlichen Folgeschäden.
Missstände bei der Ärzteverteilung
Laut Experten liegen lange Wartezeiten für Arzttermine in Deutschland nicht an generellem Ärztemangel. Ganz im Gegenteil: Was die Dichte an Ärzten betrifft, liegt die Bundesrepublik weltweit an der Spitze. Die Verteilung niedergelassener Mediziner ist dagegen ein Problem. Während in größeren Städten und wohlhabenden Gegenden eine hohe Dichte an Spezialisten besteht, mangelt es auf dem Land oft an Versorgungsangeboten. Das gilt insbesondere für Ostdeutschland, wo viele Mediziner über Probleme bei der Suche nach einem Nachfolger für ihre Praxis klagen. Laut dem Präsidenten der Bundesärztekammer wird sich der Ärztebedarf in den kommenden Jahrzehnten verschärfen. Das liegt vor allem am demografischen Wandel. Die Überalterung der Gesellschaft geht automatisch mit steigender Versorgungsnachfrage einher und erfordert laut der Ärztekammer eine Konzentration auf die Ausbildung junger Fachärzte. Davon abgesehen erhoffen sich viele Experten in Zukunft Versorgungsvorteile durch die Digitalisierung.
Digitale Lösungen gegen Versorgungsmissstände?
Das gesamte Gesundheitswesen befindet sich derzeit in einer Phase des digitalen Umbruchs. Sowohl der Austausch unter Medizinern als auch die Patientenversorgung kann von der digitalen Revolution profitieren. Smarte Technologien sind beispielsweise schon heute dazu in der Lage, Patientenversorgung in Abwesenheit von Ärzten zu ermöglichen. Entwicklungen wie diese können zukünftig eine große Zeitersparnis für Mediziner bedeuten. Auch der administrative Aufwand frisst in Krankenhäusern und Arztpraxen viel Zeit und Geld. Zunehmend mehr Ärzte begegnen dem mit einer Auslagerung der Terminvergabe auf externe Dienstleister. Über eigene Online-Portale lassen sich heutzutage beispielsweise längst Termine bei lokalen Fachärzten vereinbaren. Eine Entwicklung, von der die Patienten ebenso profitieren wie die Ärzte. Für letztere ist die Online-Terminvergabe mit einer großen Zeitersparnis verbunden, wodurch sie mehr Patienten behandeln können. Der Patient wiederum findet auf entsprechenden Websites in Windeseile örtliche Spezialisten und erhält seine Terminanfrage binnen kürzester Zeit bestätigt. Dadurch bleiben langwierige Ärzte-Odysseen erspart. Obwohl digitale Lösungen wie diese einigen aktuellen Missständen des deutschen Gesundheitssystems begegnen, scheinen viele weitere nur durch Reformen lösbar zu sein.
Wirtschaftlichkeit vor Qualität?
Ein weiterer Kritikpunkte am aktuellen System ist der zunehmende Konkurrenzkampf zwischen Kliniken, der die Versorgungslage des einzelnen Patienten beeinträchtigt. Davon abgesehen haben viele Patienten mittlerweile das Gefühl, dass ihnen aus Kostengründen bestimmte Leistungen vorenthalten werden. Nicht ganz zu Unrecht: Fast jeder zweite Arzt gibt heutzutage an, aus wirtschaftlichen Aspekten Behandlungen aufgeschoben zu haben. Rund ein Viertel aller Krankenhausärzte bestätigt, dass wirtschaftliche Aspekte für die Versorgungsqualität in Krankenhäusern ausschlaggebend sind. Viele davon halten an der Hoffnung fest, dass sich die Lage im Zuge kommender Reformen verbessern wird.
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Walter Braun
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