Buddhismus ist hip, Stars und Sternchen schmücken sich damit, Buddhisten zu sein und der derzeitige XIV. Dalai Lama, wird zu Galas, Events und Vorträgen eingeladen, wie sonst nur der US-Präsident. Was aber ist Buddhismus? Einfach „nur“ eine Religion oder vielleicht doch viel mehr? Im folgenden Artikel finden Sie eine kurze Einführung in die Lehrtradition des Buddhismus, die sich nicht nur dazu eignet, für den nächsten Partytalk gerüstet zu sein, sondern die auch Tipps zum Einsteigen und Ausprobieren vermittelt – auch für Christen!
Was ist Buddhismus?
Buddhismus verstand sich früher als Lehrtradition, gilt aber inzwischen als eine der fünf Weltreligionen (mit dem Christentum, Hinduismus, Judentum und Islam). Die Lehre des Buddhismus fußt jedoch nicht wie bei den vier anderen Religionen auf dem Glauben an eine oder mehrere überirdische Gottheit/en, oder auf dem Glauben an Worte, die ein Mensch von Gott quasi überliefert bekommen hat (Christus, Mohammed) sondern basiert einzig auf den Lehren einer real existierenden Persönlichkeit, nämlich Buddha. Dieser erblickte als Prinz Siddhartha Gautama 563 v.Ch. das Licht der Welt. Viele Neu-Buddhisten bestehen auf dieser Unterscheidung, da sie genau an diesem Punkt eine Divergenz zu den anderen Religionen sehen. Auch viele moderne Menschen des westlichen Kulturkreises haben neuerdings in der Philosophie des Buddhismus eine metaphysische Heimat gefunden, die es auch ohne den Glauben an eine übermächtige Gottheit, aber auch ohne fragwürdige esoterische Gurus möglich macht, spirituell zu denken und zu handeln. Das Prinzip der Nächstenliebe, des maßvollen Lebens und der Glaube daran, dass wir sozusagen alle in einem Boot sitzen kann mithilfe der Meditationstechniken und Glaubensprinzipien des Buddhismus sehr alltagstauglich, auch ohne kirchlichen Überbau oder Dogmen praktiziert werden.
Wer war Buddha?
Der historische Buddha Siddhartha Gautama (in seiner Landessprache Pali: Siddhatta Gotama) wurde 563 v. Chr. in Nordindien (vermutlich in der Gegend des heutigen Nepal) geboren und starb 483 v. Chr. Als Herrschersohn und Prinz hatte er bis zu seinem 29. Lebensjahr ein ungetrübtes Dasein voller Luxus, abgeschirmt vom Leid und dem Elend außerhalb der Palastmauern. Die Überlieferung sagt, dass der Prinz sehr neugierig war und sich verkleidet nach draußen schmuggelte, um zu sehen, wie das Leben der „normalen“ Menschen so ist. Er war schockiert von all dem Leid und Elend: Er sah einen alten Menschen, einen Kranken und einen Toten – und das zum ersten Mal in seinem Leben – und erkannte, dass das Leben von Leid geprägt ist! Aufgrund dieser erschütternden Erkenntnis konnte und wollte er nicht mehr zurück in sein Luxusleben und fasste nach dem Gespräch mit einem Wandermönch den Entschluss, als Asket in die Welt hinaus zu ziehen. Sechs Jahre soll er unter der Anleitung diverser Weisheitslehrer extrem asketisch gelebt haben, kam aber der Erlösung keinen Schritt näher. Also gab er das Fasten auf und setzte sich, zu neuen Kräften gekommen, unter einen Bodhi-Baum und gelobte, erst wieder aufzustehen, wenn er endlich erleuchtet sei. Er begann zu meditieren und erkannte schließlich aufgrund der Meditationen, dass weder der Luxus, noch die übertriebene Askese zur Erlösung vom Leid führt, sondern ein Weg der Mitte.
Der Weg der Mitte – ohne Gott
Buddha schlägt den Menschen zur Erlangung des Heils, der Erleuchtung und zur Abkehr von Leid und Elend einen Mittelweg vor – und bezieht Frauen wie Männer, geistliche wie weltliche Anhänger mit ein: Buddhas Kreis setzten sich von Anfang an aus der von ihm gegründeten vierfachen Gemeinschaft zusammen: Mönche, Nonnen, männliche und weibliche Laien sowie Yogis. Auch hier unterscheidet sich der Buddhismus von einigen anderen Religionen. Buddha selbst sah sich auch nie als Gott, auch nicht als Sohn Gottes oder als Überbringer einer göttlichen Lehre. Im Gegenteil, er beharrte stets darauf, dass seine Lehre, Dharma, nicht von oben diktiert wurde, sondern dass er, Buddha, das Wesen der Dinge und des Geistes aufgrund seiner eigenen Meditationen verstanden habe. Jeder könne diese Erkenntnis gewinnen, wenn er seiner, Buddhas Lehre und Methodik folge, die Menschen blieben aber sich selbst verantwortlich. Er beschrieb seine Lehren als Floß, die den Schüler über den Fluss bringen. Wenn man drüben angelangt sei, könne man auch ohne ihn weiter gehen. Buddha wollte auch nicht, dass man ihm blind folgt, er versuchte, Autoritätsgläubigkeit bei seinen Anhängern zu vermeiden. Ein weiser Satz Buddhas, mit der Quintessenz: Erst prüfen, dann glauben besagt: „Glaube nicht an irgendetwas, einfach nur weil du es gehört hast. Glaube nicht an irgendetwas, einfach nur weil viele darüber sprechen. Glaube nicht an irgendetwas, einfach nur weil du es in einem religiösen Buch geschrieben fandest. Glaube nicht an irgendetwas nur wegen der Autorität deiner Lehrer und der Alten. Glaube nicht an Traditionen, weil sie über viele Generationen überliefert worden sind. Wenn du aber beobachtet und analysiert hast, wenn du zu der Auffassung gelangt bist, dass etwas vernünftig ist und zum Guten hinführt, und dem einzelnen und der Allgemeinheit nützt, dann akzeptiere es und lebe dementsprechend.“
Die Lehre – die „Vier Edlen Weisheiten“
oder „Vier Edlen Wahrheiten“
Die vier edlen Weisheiten sind die Erkenntnisse Buddhas und das Zentrum der Lehre. Sie besagen, dass das Leben von Leid geprägt ist, dass man das Leid und die Ursachen aber beenden kann, wenn man dem edlen achtfachen Pfad folgt.
- Die erste Edle Weisheit:
Die Welt ist voller Leiden, von denen drei unterschieden werden:
Erstens: Das Leiden der Vergänglichkeit – auch wenn wir uns Wünsche erfüllen oder den Idealpartner finden – dieses Glück ist vergänglich und sogar Grund zu weiterem Unglück. Der frühere Idealpartner wird irgendwann zum Albtraum, das neu gekaufte Stück wird alt und unmodern.
Zweitens: Das Leiden an sich. Das sind Leiden wie Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Verlust, Kummer, Trauer, Schmerzen und Verzweiflung. Keiner von uns möchte z.B. alt werden, krank werden, unangenehme Situationen erleben, Feinde haben, von geliebten Menschen getrennt sein, noch wollen wir, dass so etwas unseren Liebsten zustößt, aber es passiert trotzdem. Nicht zu bekommen was man will oder die Furcht, das zu verlieren, was man hat, gilt ebenso als Leiden.
Drittens: das alles durchdringende Leiden, die philosophische Idee, dass das Menschsein an sich, die bloße Existenz das Potential für Leid in sich birgt.
- Die zweite Edle Weisheit, die Ursache:
Die Art und Weise unserer Wahrnehmung
Obwohl der Buddha krank wurde und auch sterben musste, empfand er, dass er einen Weg aus dem Leiden gefunden hat – und meinte damit die eigene Wahrnehmung.
Wer die Wahrnehmung verändert, kann das Leiden überwinden. Das Gefühl, unglücklich zu sein, basiert auf der eigenen Erfahrung, auf Aversionen und zum Teil sogar aus Angst vor dem Unglück selbst. Negative Erfahrungen, Aversionen und Angst wiederum erzeugen störende Emotionen wie Hass, Ärger, so genannte Anhaftung, also nicht loslassen können, Gier, Geiz, Stolz, Eifersucht. Und die Angst wieder wird erzeugt durch die Haltung des Menschen als Einzelkämpfer gegen die Außenwelt, als ein Mensch, der nur zwischen „will ich haben“ und „will ich nicht haben“ unterscheidet, als angespannte, oft aggressive Person, die immer mehr und öfter nach einem bestimmten Muster reagiert. Und diese Muster werden Gewohnheiten. Das ist übrigens auch ein Teil dessen, was als Karma bezeichnet wird. Würde die Ursache, also die Wahrnehmung dessen, was wir wirklich sind, geändert, würde auch dieser Teufelskreis von Habenwollen, Nichtbekommen, Wegrennen, Nachrennen, Aggression und noch unglücklicher sein, beendet. Wer begreift, dass er ohne Angst und Aversionen leben kann, der kann dem Kreislauf von Einschränkungen und Schmerzen (Samsara), der verwirrten und verzerrten Art der Wahrnehmung, entkommen.
- Die dritte Edle Weisheit: Beendigung von Leid, Freiheit von Angst
Das Leiden kann beendet werden, wenn man keine Angst mehr hat. Wer keine Angst hat, findet Frieden. Wenn etwas Gutes passiert, dann freut man sich darüber, wenn etwas Ungutes passiert, kann man damit umgehen, es akzeptieren, keine Angst davor haben.
Wenn wir den Geisteszustand der ewige Aufregung, den Drang, Dingen hinterher zurennen und vor anderen wegzulaufen, beenden, erlangen wir die Angstlosigkeit, die als Frieden, Nirvana, bezeichnet wird. Das Aufhören vom besitzen und festhalten wollen ist das Ziel, die Veränderung des Grundgedankens „Ich gegen den Rest der Welt“ zu „ Alles steht miteinander in Verbindung und im Zusammenhang“ . Danach würde auch automatisch das wichtige Grundgefühl des Mitleids und Mitgefühls entstehen. Denn wer nicht mehr nur an sich denken muss und die Egozentrik sein lassen kann, der erkennt automatisch die anderen Wesen, und dass auch diese gerne ohne Schmerz und Leid leben möchten.
- Die vierte Edle Weisheit:
Der Weg, das Leiden zu beenden, die Sichtweise, die Meditation und die Aktion
Die gute Nachricht: Das Leiden kann beendet werden. Das Wie wird manchmal als der „Edle Achtfachen Pfad“ genannt. Dieser wird auch als „Mittlerer Weg“ bezeichnet, ein Weg ohne Extreme, der fruchtbare Weg zur inneren Ruhe und Weisheit. Die Kurzversion dieses Pfades besagt einfach nur Sichtweise, Meditation und Handlung.
Die Lehre – Der Edle Achtfache Pfad
Diese konkreten Hilfen sollten nicht einer nach dem anderen, sondern auch gleichzeitig gelebt werden.
- Rechte Einsicht/ Sichtweise
Rechte Einsicht bedeutet, die Wirklichkeit zu sehen, wie sie ist. Nicht verfälscht durch unsere Wünsche, Vorstellungen, Gefühle. Wer seine Sichtweise korrigiert, verändert auch Denk- und Handlungsmuster. Bereits hier setzte die Meditation an.
- Rechtes Denken
Gesinnung. Man versucht, sich nicht vom Verlangen dominieren zu lassen, sondern den Geist zu befreien, auch vom Ich, von egoistischen Mustern. Auch sollen schädliche Regungen wie Gier oder Hass vermieden werden und Gefühle von Mitgefühl und Wohlwollen dominieren.
- Rechte Rede
Ethisch korrektes Verhalten, kein Klatsch und Tratsch, das Reinigen von Herz und Geist.
- Rechtes Handeln
Hier gibt es wie bei der rechten Rede konkrete Verhaltensweisen im Umgang mit anderen Menschen. Bevor ich über Frau X hetze, weil sie dies und das „falsch“ gemacht hat, sollte ich zuerst versuchen zu denken: „Auch Frau X will nur glücklich sein, auch sie will einfach nur Leid für sich selbst vermeiden, deshalb wünsche ich ihr alles Gute und/oder mobilisiere mein Mitgefühl für sie“. Auch die Nicht-Akzeptanz von z.B. Stehlen, Töten, sexuellem Fehlverhalten (Missbrauch) werden beim rechten Handeln im Buddhismus betont. Mein Handeln sollte immer von dem Gedanken geleitet werden, dass ich zum Wohle aller handle. Wenn ich anderen nicht helfen kann, dann wenigstens nicht schaden. Das heißt aber nicht immer lächeln und alles geschehen lassen, man darf auch mal sauer sein: Rührt Zorn z.B. aus Mitgefühl, weil beispielsweise Hilfsgüter nicht schnell genug in ein Erdbebengebiet gelangen, ist auch diese Wut OK.
- Rechte Arbeit
Hier wird das Verhältnis zur Arbeit geklärt: Nach Möglichkeit soll man einen Job machen, der anderen nicht schadet, nicht im Widerspruch zu ethischem Handeln steht und der die Gesellschaft fördert, ihr zumindest aber nicht schadet.
- Rechtes Streben
Dieser Pfad hält Anhänger dazu an, sich auf die innere Arbeit zu fixieren und die spirituelle Entwicklung voranzubringen, unheilsame Geistesinhalte abwehren und positive Zustände des Geistes zu fördern.
- Rechte Achtsamkeit
Eine Übung und Geisteshaltung, zu der alleine ganze Bücher gefüllt worden sind. Es geht um die absolute Präsenz, die Aufmerksamkeit für alles und bei allem, was man tut. Jede Tätigkeit und sei es spülen, sollte bei voller geistiger Präsenz stattfinden, alle Sinneswahrnehmungen, die währenddessen entstehen sollten wach und bewusst wahrgenommen werden. Auch der berühmte „Flow“ ist nichts anderes als das, das völlige Einswerden mit der Tätigkeit im jetzigen Moment.
- Rechte Meditation
Im Buddhismus können all diese Dinge, das Streben danach, ein ethisch korrekter und wunschfreier Mensch zu werden, durch Meditation erreicht werden. Durch das Bündeln der Aufmerksamkeit auf einen einzigen Punkt erreicht der Übende einen Zustand tiefster Versenkung, an dessen Ende die Erleuchtung steht. Gehirnforscher haben übrigens festgestellt, dass bei buddhistischen Mönchen Stellen an der Großhirnrinde, die für Mitgefühl zuständig sind durch regelrechte Synapsenwucherungen stark verdickt sind. Mitleid und Mitgefühl kann man also in der Meditation wirklich erlernen UND trainieren.
- Mitgefühl
Bestimmt haben Sie es bereits bei den Punkten des Pfades bemerkt, eines der wichtigsten Elemente des Buddhismus ist – wie übrigens in fast allen anderen Religionen – das Mitgefühl. Im Buddhismus aber ist es fast schon das Zentrum des Glaubens, dass man seinen Mitmenschen liebevoll, positiv und mitfühlend begegnet, weil man dadurch seinen Geist befreien kann. Neid, Missgunst, Argwohn, Misstrauen, zerstörerische Verhaltensweisen, üble Nachrede oder ähnliches, also Zustände, die genauso uns selbst schaden wie den anderen, entstehen so gar nicht erst. Auch Gleichmut, also nicht Wurschtigkeit, sondern Vorurteilsfreiheit und Ausgeglichenheit – auch gegenüber schwierigen Menschen – gehört dazu.
- Reinkarnation (sprich Re-Inkarnation)
Die Wiedergeburt ist ebenfalls ein zentraler Punk im Buddhismus. So glauben Buddhisten, dass sie in einem Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt stehen, in dem es eine besondere Auszeichnung ist, als Mensch geboren zu werden, diese Inkarnation gilt als „kostbare Geburt“, denn also solcher hat man die meisten Möglichkeiten, durch Wohlverhalten und Nächstenliebe nicht nur an der Welt, sondern auch im eigenen Karma, also dem Schicksal, das auch über die nächste Form der Wiedergeburt entscheidet, Gutes zu tun. Oder auch das Nirvana zu erlangen. Wer Böses tut, bekommt es nicht unbedingt in diesem, spätestens aber in einem der nächsten Leben zurück. Die Lehre der Wiedergeburt existierte lange vor Buddha bereits in den Veden, wurde von Buddha aber verändert. Auch im Hinduismus und sogar in frühen Formen der christlichen Lehre, wo sie aber ausgemerzt wurde, existiert/e der Glaube an Wiedergeburt.
- Karma
Das Wort Karma kommt von Kamma, die Handlung und beschreibt das Prinzip von Ursache und Wirkung in Bezug auf unser ethisches Verhalten. Wer gut und edel handelt, verbessert seine Karmabilanz und kann negatives Karma in seinem Leben, das man vielleicht auch schon aus früheren Inkarnationen ins jetzige Leben hineingeschleppt hat, löschen, so die Buddhisten. Das karmische Prinzip hat wenig mit dem System der Strafe zu tun, denn für die günstigen Bedingungen in unserer nächsten Inkarnation, also für gutes Karma, sind wir ja einzig und allein selbst zuständig. Deshalb, so glauben viele Religionskritiker, wurde diese Idee auch aus der christlichen Lehre ausgemerzt, denn wo kämen wir da hin, wenn nicht der liebe Gott straft, sondern wir selbst unsere Jenseitsbedingungen schaffen, wie wir es wollen!
Sobald der Buddhist negative Aspekte überwindet und schädliche Handlungen meidet, sieht er diese Handlungen als eine Art Samen, der in diesem oder auch in nächsten Leben keimt und Früchte trägt. Großherzigkeit und Mitgefühl gelten dabei als die wirkungsvollsten Lieferanten für positives Karma.
- Meditation, Achtsamkeit, Versenkung
Im Buddhismus können Mitgefühl, Großherzigkeit und liebevolle Zuwendung an die Mitmenschen, ethisch korrekte Handlungsweisen und das Einssein mit allen Wesen und dem Universum regelrecht trainiert werden, und zwar durch Meditation (siehe unten). Durch das Bündeln der Aufmerksamkeit und das Loslassen der Gedanken, die normalerweise stets im Kopf umherwirbeln, erreicht der Übende einen Zustand tiefster Versenkung. Dafür winkt am Ende die mögliche Erleuchtung. Auch unbedingte Achtsamkeit im Alltag ist eine gute Übung, z.B. beim Geschirrspülen nicht ungeduldig die Teller zählen, sondern ganz und gar bei der Sache zu sein, die Rundungen der Teller fühlen, das Wasser durch die Finger laufen lassen und nur an die jetzige Tätigkeit denken, nicht an das, was gleich kommt oder was gestern war. Sogar im Stau kann man üben, achtsam im Jetzt zu sein, denn ändern kann man sowieso nichts und eine kleine „Hier und Jetzt“-Übung einzulegen. Statt im Kopf herumzuschimpfen könnten Sie sich bequem hinsetzen, sich bewusst werden, wie schön gemütlich Sie sitzen und wie warm es ist. Sie können den Kopf und den Nacken kreisen, eine Atemübung dazwischenschieben.Denn dass Sie zu spät kommen, können Sie nicht ändern, aber so entspannt wie Sie kommt niemand aus dem Stau!
- Vergänglichkeit und Tod, Liebende Güte
Andere Meditationsübungen im Buddhismus beschäftigen sich mit dem Gedanken an Vergänglichkeit und Tod. Das Wissen, dass nichts bleibt wie es ist, dass man nichts festhalten kann, keine Menschen, keine Dinge, keine Gefühle und die ständige Präsenz der Weisheit, dass Geburt und Tod ein ständiger Begleiter allen Daseins sind, beschert den Buddhisten die sprichwörtliche Ruhe und nimmt ihnen die Angst vor der Vergänglichkeit und dem Tod. Auch „Liebende Güte“ kann ein Thema für eine Meditation sein, die auch im Alltag ankommt, und es leichter macht, mit nervigen Kunden am Telefon oder Dränglern auf der Autobahn klarzukommen.
- Ethisch handeln
Im Buddhismus – interessanterweise inzwischen auch in modernen Wissenschaften wie der Quantenphysik – geht man also davon aus, dass alles, was in der Welt und im Universum existiert, miteinander in Verbindung steht, dass niemand abgelöst von den anderen existieren kann und man sich deshalb nicht isoliert von den anderen betrachten kann und sollte. Der Atemzug, die Luft, die ich gerade einatme, ist vielleicht schon mal vor Jahrmillionen von einem Dinosaurier eingeatmet worden, es geht auf dieser Welt – und im All – ja nichts an Energie verloren.
Auch metaphysisch gesehen: Jedes Denken und Tun hat Konsequenzen für andere, und wer egoistisch oder auch nur gleichmütig handelt, kann damit die ganze Welt verändern. Auch diese Art Offenheit gegenüber anderen kann man sich vor oder nach der täglichen Meditation als Thema vornehmen. Reichtum und Macht sind nach Buddha, solange man sie ethisch korrekt erlangt hat und verantwortungsvoll plus gierfrei damit umgeht, kein Hindernis, um ebenfalls auf dem spirituellen Pfad zu wandeln.
- Nirwana
Das Nirwana ist nicht, wie Viele glauben, das Nichts, sondern ein Zustand, in dem das Verlangen erloschen ist, in dem es keine Illusionen, keinen Hass mehr gibt und in dem wir aus dem ewigen Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt befreit sind. Es ist also eher die reinste Form des Glücks, das intellektuelle oder emotionale Paradies, der ewige Frieden.
Die verschiedenen buddhistischen Schulen
Drei Hauptrichtungen des Buddhismus existieren bis heute:
Hinayana („Kleines Fahrzeug“)
Heute als Theravada („Lehre der Älteren“) existent, vor allem in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha. Die Anhänger dieser Gruppe lehnen die Bezeichnung „kleines Fahrzeug“ übrigens ab, weil sie ihnen von den Anhängern des „Großen Fahrzeug“ verliehen wurden und irgendwie minderwertig klingt, obwohl es nur um die Geschwindigkeit des Erleuchtens ging: Kleinwagen fahren schneller, es passen aber nicht so viele drauf. Denn hier steht das Erreichen von Bodhi (Erwachen) durch eigenes Bemühen und für die eigene Erleuchtung im Vordergrund.
Mahayana („Großes Fahrzeug“)
Hier nimmt das Bodhisattva-Ideal eine wichtige Rolle ein. Bodhisattvas z.B. der Dalai Lama, sind Wesen, die als Menschen eigentlich bereits Bodhi erfuhren, also erleuchtet wurden, aber auf das Eingehen ins Nirvana verzichteten und sich stattdessen aus Mitleid immer wieder inkarnieren um anderen Wesen zu helfen, auch dieses Ziel zu erreichen. Mitgefühl und das Wissen, dass alle Wesen gerne glücklich sein wollen, spielt hier eine zentrale Rolle. Auch Tieren gesteht man dieses Mitgefühl als dem Menschen gleichwertige Wesen zu. „Bodhicitta“ nennt man dieses altruistische Streben nach Erleuchtung zum Wohle aller Wesen. Wichtige Schulen des Mahayana: der chinesische, koreanische und vietnamesische Zen-Buddhismus, der japanische Nichiren-Buddhismus und der eher an einen überweltlichen Buddha glaubenden Amitabha-Buddhismus.
Vajrayana („Diamantfahrzeug“)
z.B. tibetischer Buddhismus, der aber auch in Japan, China, Bhutan, Nepal, Indien, Ladakh, Sikkim, der Mongolei, Burjatien und Kalmückien beheimatet ist. Eigentlich ist der Vajrayana Teil des „Großen Fahrzeugs“, gilt aber als der schnellste Weg zur Erleuchtung. Der Vajrayana beinhaltet aber auch den Mahayana und somit auch den Teravada. Ohne diese beiden kann er nicht existieren, und in jedem Vajrayana Text finden sich Teravada und Mahayana. Der Vajrayana mit tantrischen Techniken (nein, das hat nichts mit Sex zu tun!), die das Erwachen und erleuchtet werden schneller erlauben. Man nennt diese For auch – übrigens fälschlicherweise „Lama-Buddhismus“, weil ein Lama, ein Lehrer, von zentraler Bedeutung ist. Bei der Meditation werden Gottheiten visualisiert, die als Symbole für eigene innere positive Qualitäten stehen, es werden Mantras rezitiert, Sadhanas (rituelle Mediationspraxis) geübt und rituelle Opferungen (pujas) zelebriert, ebenso Einweihungen und Guruyoga (Einswerden mit dem Geist des Lehrers) praktiziert.
Das Diamantfahrzeug gilt als der Esoteriker unter den buddhistischen Lehren, weil hier geheime Rituale, Schriften und Praktiken existieren, die schwer und langwierig zu erlernen sind.
Der Dalai Lama
Vajrayana, gliedert sich in vier Hauptschulen, Nyingma , Sakya , Kagyu und Gelug.
Die Gelug-Schule, die jüngste, nennt den Dalai Lama als ihr Oberhaupt. Dass der IVX Dalai Lama so berühmt wurde, lag daran, dass er auch eine politische Funktion als Oberhaupt aller Tibeter hat, der mit erst 15 (1950) den Löwen-Thron des Landes Tibet bestieg. Von dem er aber von den Chinesen, die Tibet besetzten, 1959 wieder vertrieben wurde. Seither lebt und regiert er im Exil. Ein Dalai Lama wird als Mensch angesehen, der sich aus Mitgefühl dazu entschlossen hat, wieder geboren zu werden, obwohl er das gar nicht muss und schon längst als Erleuchteter, Bodhisattva, den Kreislauf hätte durchbrechen können. Er will so anderen Wesen dienen. Die formelle europäische Anrede ist übrigens „Seine Heiligkeit“ (in Anlehnung an die Anrede anderer religiöser Würdenträger). Die Tibeter aber nennen ihn meist Kundün („Gegenwart“), Yishin Norbu („alle Wünsche erfüllender Edelstein“) oder Gyelwa Rinpoche („Edler Sieger“). Wenn dieser Dalai Lama stirbt, wird er – nach der Prophezeiung – nicht mehr als Dalai Lama reinkarniert. Deshalb wird das neue Oberhaupt der Tibeter vermutlich der 17. Gyalwang Karmapa Urgyen Trinley Dorje, derzeit „Chef“ der Kagyu-Schule. Ein junger Mann, der Playstation spielt und Indiana-Jones-Filme anschaut.
Auf folgenden Websites kann man sich noch weitere Informationen zum Buddhismus und zu buddhistischen Zentren holen:
www.dharmaling.org
www.kagyu.org
www.rinpoche.com
www.fpmt.org
www.kagyuoffice.org
www.palpung-sherabling.org
www.mingyur.org
www.marpahouse.org.uk
www.bodhicharya.org
www.benchen.org
www.nalandabodhi.org
www.kagyu-benchen-ling.de ( auf Deutsch)
www.palpung.eu ( auf Deutsch)
Yoga und Buddhismus
Viele „Westler“ verwechseln Yoga und Buddhismus oder halten das Eine für einen Teil des Anderen. Beide entstammen tatsächlich derselben spirituellen Kultur Indiens, den heiligen Schriften des Hinduismus (Veda, die Veden). Viele ihrer Grundbegriffe sind deshalb die gleichen. Auch die Prinzipien und Praktiken ähneln sich. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass viele von uns Westlern zwischen Yoga und Buddhismus keine großen Unterschiede sehen. Yoga ist aber eine eigenständige indische philosophische Lehre, eine der sechs philosophischen Lehren, der Darshana, zu denen der Buddhismus nicht gehört. Yoga umfasst nicht nur körperliche Übungen, die Asanas, wie sie bei uns in Fitness- und Yogastudios so hip sind, sondern auch geistige.
Die wörtliche Übersetzung von Yoga, „Geschirr“, könnte man mit Vereinigung, Integration oder auch Anschirren und Anspannen des Körpers an die Seele verstehen. Es gibt viele Yoga-Schulen. In manchen Schulen ist auch die Askese ein Teil des Yoga. Acht wichtige Übungen des Yoga, der Edle Achtfache Pfad des Buddhismus, kein Wunder, dass Einige das verwechseln!
Wiedergabe – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
Der vorliegende Expertentipp ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Redaktion noch Herausgeber können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den hier gemachten praktischen Anleitungen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Autorin: Kati Hofacker, Journalistin in München, www.text-werk-design.de
Herausgeber: Tipps vom Experten – Walter Braun, Kirchenstraße 79,
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Fotos: www.fotolia.de, Nathan Freitas, Luca Galuzzi
Walter Braun says
Hallo Frau S.,
leider kann ich Ihnen hierzu keinen Tipp geben.
Viele Grüße
Walter Braun
Stella Stein-Schneider says
Hallo,
der Artikel ist sehr angenehm und leicht verständlich geschrieben, das gefällt mir.
Gibt es vielleicht Buchempfehlungen, in denen das genauso ist?