Die Albträume eines jeden Autofahrers
Die deutschen Bundesbürger lieben ihre Autos. Doch gerade mit dieser Leidenschaft bringen sie sich immer wieder unschuldig und manchmal völlig unerwartet in Gefahr. Geisterfahrer, Blow Ups, Reifenpannen oder Brückenwerfer machen eine eigentlich ungefährliche Autofahrt zum lebensgefährlichen Albtraum. Ob und wie man sich gegen diese Risiken schützen kann, erklärt Tipps vom Experten.
Inhalt:
- Der geplatzte Reifen
- Maßnahmen bei einer Reifenpanne
- Der tödliche Steinwurf von der Autobahnbrücke
- Albtraum Geisterfahrer
- Tipps für das Verhalten bei Geisterfahrern
- Wenn ein Tier vor´s Auto springt
- So reduzieren Sie die Wildunfall-Gefahr
- Blow Ups – die neue, heiße und tödliche Gefahr
- Fazit
Der geplatzte Reifen
Elke H. fuhr mit 180 km/h über die Autobahn. Plötzlich ein lauter Knall. Der Mietwagen begann gefährlich zu vibrieren. Obwohl die Geschäftsfrau eine geübte und sichere Fahrerin war, reagierte sie panisch, lenkte den Wagen hektisch nach links, dann unkontrolliert nach rechts. Nur mit viel Glück und großer Konzentration schaffte sie es ihr Auto wieder unter Kontrolle zu bringen und auf dem Standstreifen anzuhalten. Schnell stellte sich heraus: Der hintere Reifen war geplatzt und regelrecht zerfetzt. Eine dramatische Reifenpanne also, die vor allem durch die freie, dreispurige Autobahn nicht zu größerem Unglück geführt hat. Reifenpannen gehören zu den Unfallverursachern Nummer 1 auf deutschen Straßen. Laut einer Statistik des ADACs hat jeder Autofahrer alle zehn Jahre mit einer Reifenpanne zu rechnen. Häufig reagieren die Fahrer geschockt und bringen sich damit eigentlich erst in ernsthafte Gefahr. Dabei ist gerade eine Reifenpanne kein Grund zur Panik. Eine Reifenpanne kündigt sich meis-tens vorher an, indem sich das Fahrgeräusch ändert. Häufig sind Glasscherben oder ein Nagel die Ursache für den Platten. Auf jeden Fall verändert sich das Reifenlaufgeräusch bei nachlassendem Druck im Reifen. Besonders gut können Autofahrer diese Veränderung im städtischen Straßenverkehr mit Häusern auf beiden Seiten dank des Widerhalls erkennen.
Maßnahmen bei einer Reifenpanne
- Erste Maßnahme nach einem Platten: Sofort rechts heranfahren, dabei aber nicht hektisch oder unüberlegt reagieren. Übersteuern birgt mehr Gefahren als ein Platten.
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Kommt es zum Platten, das Steuer festhalten und versuchen den Wagen möglichst langsam und in gerader Linie an den rechten Seitenstreifen zu manövrieren. Im Gegensatz zu den weit verbreiteten Spekulationen lässt sich ein Auto auch mit einem Platten noch relativ sicher kontrollieren.
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Ist ein Radwechsel nötig, den Motor ausschalten, die Handbremse anziehen und einen Gang einlegen. Achten Sie darauf, dass Sie während den bevorstehenden Arbeiten genügend Abstand zum vorbeifahrenden Verkehr haben.
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Verlassen Sie das Auto nicht über die Fahrbahnseite und achten Sie besonders auf den folgenden Verkehr!
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Den Wagen mit dem Wagenheber aufbocken – ist der Untergrund weich und nass ein Brett oder ähnliches unterlegen – und die Radmuttern lösen.
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Das Rad lösen, das Ersatzrad anbringen und per Hand die Schrauben anziehen. Danach den Wagen wieder herunterlassen und noch einmal die Schrauben anziehen.
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Ist kein geeignetes Werkzeug im Auto, das Auto vorsichtig zur nächsten Werkstatt bzw. Tankstelle mit plattem Reifen fahren oder den ADAC anrufen
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TIPP: Bei Mietwagen oder wiederaufbereiteten Reifen unbedingt die vorgegebene Geschwindigkeitsvorgabe einhalten (z.B. maximal 180 km/h)!
Der tödliche Steinwurf von der Autobrücke
Es ist der Albtraum eines jeden Autofahrers. Plötzlich und völlig unerwartet landet ein Gegenstand, der von einer Autobrücke geworfen wurde auf der Frontscheibe. Und das bei hohen Geschwindigkeiten. Ein unglaublicher Schock. Wenn der Fahrer und die Insassen Glück haben, kommen sie mit dem Schrecken und einem Sachschaden davon. Doch häufig führen diese hinterlistigen Attacken zu schweren Verkehrsunfällen mit Verletzten und Toten. Doch wer kommt eigentlich auf die Idee Steine, Erdklumpen, Gullydeckel oder sogar Baumstämme auf völlig unbedarfte und unbekannte Autofahrer zu werfen und so das Leben anderer Menschen zu riskieren?
Meistens sind Kinder und Jugendliche die Täter
Die Antwort ist leider ebenso traurig wie erschreckend. Meistens handelt es sich bei den Tätern um Kinder oder Jugendliche, wie zum Beispiel die drei neun- und zehnjährigen Freunde, die im März diesen Jahres in Bad Langensalza ihre Wurfgeschosse – in diesem Fall waren es Steine und schwere Erdklumpen – von der nahe liegenden Autobahnbrücke auf Verkehrsteilnehmer geschmissen haben. Zum Glück gab es bei diesem Vorfall keine Verletzten – abgesehen von dem Schock und eventuellen psychischen Schäden der betroffenen Autofahrer. Psychologen gehen davon aus, dass die jungen Täter in den meisten Fällen „nur“ ihren Frust ausleben wollen oder eine Mutprobe ausführen.
Über die Konsequenzen ihres Verhaltens sind sie sich in keinerlei Art und Weise bewusst. In manchen Fällen gibt es den Tätern einen besonderen Kick, wenn sie von ihrem entfernten Standort live bei dem Unfall dabei sind, der sogar von ihnen ausgelöst wurde. Für die Täter gleicht das Szenario des Unfalls einer Szene aus einem Computerspiel oder einem Actionfilm. Das wahre, manchmal sogar tödliche Ausmaß des Unfalls können sie nicht verstehen.
Kaum eine Schutzmöglichkeit vor Brückenwerfern
Einen wirklichen Schutz gegen diese lebensgefährlichen Brückenwerfer gibt es laut ADAC nicht. Es ist unmöglich sämtliche Brücken in Deutschland so abzusichern, dass so etwas nicht mehr passieren kann. Dazu wäre eine permanente Überwachung notwendig und das ist nicht machbar“, sagt ADAC-Sprecherin Marion-Maxi Hartung. Bereits angebrachte Absperrungen und Videoüberwachungen bieten ebenfalls keinen sicheren Schutz.
In einigen Fällen haben sich die Steinwerfer mit Absicht geschützte Brücken ausgesucht um ihre tödlichen Geschosse auf vorbeifahrende Autos zu werfen, da sie durch die Absicherung für die Autofahrer nicht sichtbar sind. Der Verkehrsteilnehmer hat somit noch nicht einmal eine Chance die mögliche Gefahr rechtzeitig zu erkennen. Den einzigen Ratschlag, den Experten und der ADAC den Autofahrern mit geben können ist eine Grundregel für sicheren Straßenverkehr:
Es ist wichtig, dass ausreichend Abstand zu den vorausfahrenden Autos gehalten wird, damit zumindest Autounfälle vermieden werden können.
Kann der Autofahrer eine verdächtige Person auf einer Brücke erkennen, ist es empfehlenswert die Geschwindigkeit mäßig zu drosseln und eventuell die Spur zu wechseln. Diese Aktion gilt allerdings nur, wenn die Straße wenig befahren ist.
Albtraum Geisterfahrer
Wer kennt ihn nicht den alten Witz von dem Geisterfahrer, der sich über den vielen Gegenverkehr auf der Autobahn wundert. Doch die Realität lässt diesen Witz gar nicht mehr komisch wirken. Jedes Jahr sterben in Deutschland über 20 Verkehrsteilnehmer durch Geisterfahrer. Erst im Juli starb bei einem Geisterfahrer-Frontalunfall auf der A96 in Bayern ein Mensch. Ein anderer Auto-fahrer, der ebenfalls durch den entgegen-kommenden Geisterfahrer in Lebensgefahr geriert, konnte in letzter Sekunde sein Auto in einem waghalsigen Manöver in den rechten Straßengraben lenken. Er kam mit dem Schrecken davon, der Geisterfahrer, ein 76jähriger Mann, erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Der Fahrer des anderen Unfallautos hatte Glück im Unglück. Er hatte einen gebrochener Arm und einen Schock Die Bundesregierung überlegt momentan zur Sicherheit der Verkehrsteilnehmer ein Warnschild an den Autobahnauffahrten und -ausfahrten aufzustellen. In Österreich, wo es diese gelben, auffälligen Schilder bereits seit Jahren gibt, ist die Zahl der Geisterfahrer rapide gesunken. Sollte es tatsächlich einmal zu der lebensgefährlichen Situation kommen, dass ein Geisterfahrer auf der gleichen Strecke unterwegs ist, gilt es folgende lebensrettenden Verkehrsregeln des ADAC zu beachten:
Tipps, wenn Sie selbst der Geisterfahrer sind
- Sofort den Warnblinker und das Licht anstellen – keine Lichthupe – und so den Gegenverkehr warnen
- Runter von der Fahrbahn. Der ADAC rät: So weit wie möglich an den Rand (Mittelleitplanke) fahren oder, wenn möglich, auf den Seitenstreifen lenken.
- Das Auto so abstellen, dass es den Verkehr nicht gefährdet.
- Vorsichtig aussteigen und sich selbst in Sicherheit bringen.
- Sofort die Polizei benachrichtigen. Sie weiß, was zu tun ist um andere Verkehrsteilnehmer nicht weiter zu gefährden.
- Auf keinen Fall selbst versuchen auf der Autobahn oder der Straße zu wenden. Die Unfallgefahr ist enorm groß. Der Regelverkehr kann dieses Manöver schlecht oder gar nicht einschätzen und versucht im schlechtesten Fall sogar gegenzusteuern.
- Wer noch beim Einfahren auf die Autobahn feststellt, dass er auf der falschen Seite ist, sollte sofort an den Straßenrand fahren und anhalten.
Tipps, wenn Ihnen ein Geisterfahrer entgegen kommt
- In der Regel fährt der Geisterfahrer auf der für ihn rechten Seite, also für den Normalverkehr auf der linken Spur. Wer so einem Geisterfahrer begegnet, sollte sofort versuchen auf die rechte Spur, bzw. den rechten Seitenstreifen zu lenken und dort abzubremsen. Allerdings nicht zu ruckartig, da es sonst zu Auffahrunfällen kommen kann.
- Gibt es im Radio eine Geisterfahrerwarnung die mit Ihrer Strecke übereinstimmt, empfiehlt der ADAC gänzlich auf das Überholen zu verzichten, ganz rechts zu fahren und an der nächsten Abfahrt die Autobahn zu verlassen.
- Dort am besten abwarten bis die Geisterfahrerentwarnung über das Radio verkündet wird
Wenn ein Tier vors Auto springt
Das Ehepaar Lang war nach einem Abend bei Freunden mit dem Wagen auf dem Weg nach Hause. Die Strecke führte durch einen nahe gelegenen Wald bei Wiesbaden. Es war dunkel, die kleine Landstraße unbeleuchtet. Plötzlich ein immenser Schlag und ein Gefühl, als ob sie ein Mensch oder ein Tier überfahren hätten. Herr Lang lenkte das Auto sofort an die rechte Seite. Mit Herzklopfen näherte er sich dem dunklen, leblosen Geschöpf, das auf der Straße regungslos lag. Es war ein Reh. Allem Anschein nach tot. Da die Langs kein Handy besaßen und weit und breit keine Hilfe in Sicht war, überlegten sie nicht lange und wuchteten gemeinsam das Tier in den Kofferraum. Sie wollten es am nächsten Tag bei der örtlichen Polizei abgeben.
Zuhause angekommen öffnete Herr Lang den Kofferraum, um sich noch einmal einen Überblick über das Unfallopfer zu machen. Völlig unerwartet sprang das Wildtier in Panik aus dem Kofferraum, rempelte Herrn Lang zu Boden und verschwand in der städtischen Wohngegend. Das Reh war nur ohnmächtig, nicht tot. Und in den folgenden Tagen konnte sich die Polizei kaum vor Anrufen besorgter Anwohner retten, die ein wildes Reh mitten in der Wiesbadener Innenstadt gesehen hatten. Das Reh wurde übrigens unbeschadet eingefangen, versorgt und dann in sein Revier zurück gebracht.
Nicht jeder Unfall mit einem Wildtier geht so glimpflich aus. Laut des ADACs kollidiert alle 2,5 Minuten in Deutschland ein Wildtier mit einem Fahrzeug, egal, ob es sich um ein Reh, ein Wildschwein oder einen Hirsch handelt. Das Ergebnis: Dutzende Tote, über 3.000 Verletzte und eine halbe Milliarde Euro Sachschaden jährlich. Vor allem in den frühen Morgen- oder Abendstunden, wenn besonders viel Pendler unterwegs sind, sind diese Tier aktiv. Verkehrsregeln kennen sie natürlich nicht.
So reduzieren Sie die Wildunfall-Gefahr
- An unübersichtlichen Wald- oder Feldrändern unbedingt runter vom Gas.
- Bei neu gebauten Straßen durch ein Wald- oder Naturgebiet ist erhöhte Vorsicht Pflicht.
- Wenn Wild an oder auf der Straße steht sofort abblenden, vorsichtig abbremsen und hupen. Rehe und andere Wildtiere werden durch grelles Licht geblendet und verlieren die Orientierung.
- Mit nachfolgenden Tieren rechnen. Wildtiere leben häufig in Herden zusammen.
- Wenn sich der Aufprall nicht vermeiden lässt, dann wenigstens kontrolliert. Das Lenkrad festhalten, geradeaus fahren, zu starkes abbremsen und riskante Manöver vermeiden. Diese können sonst schnell an einem Baum enden.
- Danach die Unfallstelle mit Blinklicht und Warndreieck absichern, Polizei oder Jäger informieren. Ein Wildunfall muss immer gemeldet werden, auch wenn das Tier weitergelaufen ist. Nur der Jäger kann beurteilen, ob das Tier tatsächlich nicht verletzt wurde oder Hilfe braucht.
Blow Ups – die neue, heiße und tödliche Gefahr
Der Tod kam aus dem Nichts. Im Juni starb ein Motorradfahrer auf der A93, als urplötzlich vor ihm die Fahrbahn aufplatze. Er hatte keine Chance sein Motorrad zu stoppen, raste ungebremst in das Hindernis. Noch am Unfallort verstarb der Mann an seinen schweren Verletzungen. Leider nicht der einzige Fall. Seit knapp zehn Jahren gibt es auf deutschen Autobahnen ein Phänomen, dass Experten bisher nicht sicher erklären können und die Verkehrsteilnehmer aus dem Nichts unverschuldet in Lebensgefahr bringen können. Gemeint sind die so genannten Blow Ups, die vor allem in Süddeutschland bei großer Hitze im Sommer auf der Autobahn vorkommen.
Steigt das Thermometer auf knapp 40 Grad können sich die Betonplatten der Autobahn völlig unvermutet in Sekundenschnelle anheben. Der Verkehrsteilnehmer, der gerade in diesem Moment auf diese Spalte zufährt, hat keine Chance dieser Gefahrenstelle zu entgehen. 2013 sind bereits mehrere Menschen aufgrund dieser Blow Ups schwer verletzt worden oder sogar ums Leben gekommen. Sich als Auto- oder Motorradfahrer vor einem Blow Up zu schützen ist besonders schwierig, da niemand diese plötzlichen Aufwölbungen vorhersehen kann.
Der ADAC rät, gerade zu den heißen Sommertagen besonders vorsichtig und mit mäßiger Geschwindigkeit zu fahren. Denn manchmal reichen sogar schon wenige Zentimeter an angehobener Straßendecke um einen schwerwiegenden Unfall zu produzieren.
Fazit: Geringes Risiko – wer die Regeln kennt und vorsichtig fährt
Trotz der aufgezeigten Gefahren und albtraumartigen Vorstellungen die man als Fahrzeuglenker hin und wieder durchmacht, sollte man bedenken, dass bei vorsichtiger Fahrweise im Verhältnis nur sehr wenig passiert. Angst am Steuer wäre sicherlich der schlechteste Berater. Fahren Sie vorsichtig und genießen Sie Ihre Freiheit in ihrem Auto.
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Redaktion: Patricia Hansen
Bilder: Fotolia.com
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