Egal ob in Venedig, Rio, München oder New Orleans, einmal im Jahr steht die Welt Kopf. Masken und Kostüme kommen aus dem Schrank, werden neu gefertigt oder neu gekauft. Aus dem braven Familienvater wird ein fescher Pirat, Oma verkleidet sich als Prima Ballerina und die süßen Kinder mutieren zu angsteinflössenden Comic-Monstern. Das Faschings- oder Karnevalfieber grassiert. Und jeder, der dem entkommen will, hat nur eine Chance: sich zuhause einschließen. Alle anderen jedoch können zur „Fünften Jahreszeit“ so richtig mit Masken und Kostümen Fasching feiern. Egal, ob auf den lauten und bunten Straßenumzügen in Köln oder Düsseldorf, ganz edel und berückend wie in Venedig, temperamentvoll wie in Rio de Janeiro oder traditionell wie in Basel – der Fasching hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Welche Trends ein Must sind und wo die prächtigsten Faschingsfeste gefeiert werden und woher diese beeindruckende Tradition stammt – tipps-vom-experten.de weiß die Antwort…
Die Faschingstage haben noch nicht einmal richtig begonnen, schon strömen auf der ganzen Welt die Menschen zusammen um ausgelassen zu feiern. In Köln erobern die „Jecken“ die Straßen, Millionen von Bonbons fliegen durch die Luft und auf den aufwendig ausgestatteten Umzugswagen wird nicht nur das berühmte Prinzenpaar einem tanzenden und wild kostümierten Publikum vorgeführt. Ganz anders in Basel. In getragener, beinahe andächtiger Stimmung zieht eine Prozession durch die Stadt. Ausschließlich die Prozessionsteilnehmer dürfen sich in traditionellen Kostümen einkleiden, dem Publikum ist das Verkleiden regelrecht verboten. Dagegen tragen die Teilnehmer des berühmten Karneval im brasilianischen Rio de Janeiro so gut wie nichts. Die sexy Kostüme sind dafür prächtig ausgestattet mit Glitzersteinen, riesigen Federboas und beeindruckenden Kopfbedeckungen. Und die Bilder der Tänzerinnen, die erotisch ihre Hüften zum mitreißenden Samba-Sound schwingen, begeistern jedes Jahr wieder Millionen.
Zur Faschingszeit, auch Fünfte Jahreszeit oder Fastnacht genannt, ist (fast) alles erlaubt. Hemmungslos feiert der kleine Angestellte mit seinem Vorgesetzten, der Millionär tanzt auf der Straße mit der Putzfrau und am Gründonnerstag sollte die Krawatte besser im Schrank bleiben. Zu schnell wird das edle Kleidungsstück von den „wilden Weibern“ mittels eines schnellen Scherenschnitt auf halbmast gekürzt.
Inhalt
Der Ursprung
Deutschlands schönste Faschingsveranstaltungen
Internationale Termine
Kostüm-Tipps
Der Ursprung
So wild ging es allerdings nicht immer zu. Fasching ist, entgegen früherer Theorien, ein rein christliches Fest. Vom 12. bis zum 16. Jahrhundert wurden um dem Epiphaniastag am 6. Januar Narrenfeste gefeiert, bei dem zum Beispiel sogar ein „Pseudopapst“ aus dem Volk gewählt wurde. Allerdings wurden solche Aktionen und zu rebellische Menschenumzüge von der Kirche auch schon mal mit der
Androhung der Exkommunikation geahndet. Der Dreikönigstag am 6. Januar gilt bis heute als Beginn der Faschingszeit, der Aschermittwoch wird als offizielles Ende angegeben. Danach beginnt die strenge Fastenzeit bis Ostern. Das Wort Fasching trat in seiner ursprünglichen Form bereits im 13ten Jahrhundert auf. Es ist abgeleitet von dem Begriff Vaschang, was Fastenschank bedeutet. Gemeint ist die letzte Ausgabe von alkoholischen Getränken vor der Fastenzeit. Ähnlich ist es mit dem Wort Karneval. Wahrscheinlich wurde es aus dem mittellateinischen Begriff carne levare (Fleisch wegnehmen) abgeleitet und bezieht sich ebenfalls auf die folgende Fastenzeit. Übrigens wird hauptsächlich in den katholischen Gebieten das wilde Treiben als Karneval bezeichnet, in den protestantischen Gebieten hingegen Fasching.
Im Barock und Rokoko feierte der Adel rauschende Feste, die sich stark an der italienischen „Commedia dell//Arte“ anlehnte und bis heute noch in Venedig zelebriert werden. Das niedere Volk hingegen feierte auf den Straßen. Allerdings ging diese Tradition im Laufe der Jahrhunderte verloren. Zur Wiederbelebung kam es erst 1823, als in Köln der Straßenfastnacht begründet wurde, dem Karneval. Wie sich bis heute zeigt, war der Wiederbelebungsversuch des wilden Treibens von großem Erfolg gekrönt. Kaum ein Land, in dem Fasching, Karneval oder Fastnacht nicht mit voller Lust und Freude zelebriert wird.
Deutschlands schönste Faschingsveranstaltungen
Dietfurter Chinesenfasching
Zur Faschingszeit hätte dort selbst der bayerische König Ludwig schlechte Karten gehabt. Denn zu dieser Zeit gibt es nur einen Regenten, und der heißt Ko-Houang-Di! Bereits in den frühen Morgenstunden werden die Bürger des bayerischen Städtchens mit viel Lärm geweckt. Mittags beginnt auf der monumentalen Steinbühne der Altstadt das Einstimmen auf den Chinesenfasching mit anschließendem Maskenzug ab 13.61 Uhr. Nach einer feierlichen Proklamation des großen Kaisers darf ab nachmittags bis zum Sonnenaufgang gefeiert wird. Das Motto dieses Jahr: Bayrisch China hod a Freid, lang is heier d//Faschingszeit!
http://www.dietfurt.de/chinesenfasching
Berliner Karneval
„Die Welt ist rund, Berlin ist bunt“ lautet das Motto des diesjährigen Berliner Karnevals, der pünktlich um 11:44 Uhr in der Hardenbergstraße startet. Dieser Umzug, der bereits 1430 als „Zampern“ das erste Mal schriftlich erwähnt wurde, gehört mittlerweile mit
seinen fast ein Millionen Besuchern zu den größten und attraktivsten in Deutschland. Übrigens haben sich bereits am 11.11.1989, zwei Tage nach dem Fall der Mauer, die Karnevalsgesellschaft von Ost- und West-Berlin vereinigt. Kostümzwang herrscht in dem Treiben in der Hauptstadt nicht. Doch den typischen Ausruf „Berlin – Hei-Jo“ – er steht für Heiterkeit und Jokus – sollten selbst zugereiste Narren und Närrinnen beherrschen.
Faschingszug München
Die Münchner haben einen Hang zum Opulenten. Und das merkt man dem närrischen Treiben der bayerischen Metropole an. Der Umzug endet immer in unzähligen Faschingsbällen, die gerne mal in puncto Ausstattung und Ausschweifung an die berühmten Künstler-Kostümbälle der vergangenen Jahrhunderte erinnern.
Tanz der Marktfrauen
Ein ganz besonderes Schmankerl beim närrischen Treiben in München ist der berühmte Tanz der Marktfrauen auf dem Viktualienmarkt. Eine Sehenswürdigkeit, für die man jedoch früh aufstehen muss. Immerhin beginnt das Spektakel um 9:00 Uhr morgens. Danach wird auf dem Viktualienmarkt bis um 17 Uhr gelacht, getanzt, geflirtet, was das Zeug hält.
http://www.muenchen.de/Stadtleben/Specials/Fasching/216323/07faschinginnenstadt.html
Braunschweiger Karneval „Schoduvel“
„Schoduvel“ bedeutet soviel wie „Scheuchteufel“ . Für Hörempfindliche ist dieser Umzug, der mit 6 Kilometer Länge der größte Umzug des Nordens ist, nicht geeignet. Mit lautstarkem Krawall und furchteinflößenden Verkleidungen werden die bösen Geister vertrieben – und das bereits seit 1293 und unter dem tosenden Beifall von bis zu 200.000 Narren und Närrinnen.
http://www.bkg-karneval.de/index.php
Maskenzauber an der Alster
Der überschwänglichen rheinischen Frohnatur können die Hamburger so gar nichts abgewinnen. Muss auch nicht sein. Denn seit 10 Jahren gibt es dank einer Privatinitiative den Maskenzauber an der Alster, der sich ganz am Stil des Karnevals in Venedig orientiert. Am Samstag und Sonntag haben die Hanseaten die Möglichkeit, in phantasievollen Kostümen der vergangenen Zeiten zwischen den Kulissen der prächtigen Altbauten Lust zu wandeln. Am Samstag lädt danach sogar noch der glamouröse Maskenball zum Verweilen ein!
http://www.maskenzauber.de/frameset.htm
Internationale Faschingstermine
Mardi Gras in New Orleans
Karneval findet in Amerika eigentlich nicht statt. Eine Ausnahme gibt es jedoch: New Orleans. Dort verwandelt sich die Stadt jedes Jahr an Faschingsdienstag zu einem brodelnden Hexenkessel. Millionen von Menschen feiern den „Mardi Gras“, den „Fetten Dienstag“ lautstark, bunt und völlig hemmungslos. Vor allem die afroamerikanischen Gruppen sehen in Mardi Gras eine ideale Möglichkeiten, ihre traditionellen wie auch neueren Traditionen darzustellen, auf gesellschaftliche und politische Probleme aufmerksam zu machen und längst vergessene Vodoo-Tänze aufzuführen – alles natürlich nicht ganz ernst gemeint.
http://www.mardigrasneworleans.com/parades.html
Karneval in Venedig
Er gehört wohl zu den schönsten und beeindruckendsten Veranstaltungen weltweit: der Karneval in Venedig. Und das schon seit über tausend Jahren! Jährlich reisen Millionen von Menschen zur Karnevalszeit in die romantische Lagunenstadt, um sich dort von den hinreißenden Kostümen, der atemberaubenden Atmosphäre und den spektakulären Festen bezaubern zu lassen. Überall auf den Straßen sieht man Menschen in prachtvollen Phantasiekostümen inklusive Masken, die eindeutig an die Zeit der „Commedia dell//Arte“ erinnern. Der Karneval in Venedig ist vielleicht nicht der spaßigste der Welt, auf jeden Fall aber der schönste! http://www.venezia-carnevale.de
Carneval do Rio
Prächtig ausgestatte Festwagen, extrem leicht bekleidete Samba-Tänzerinnen und feuriger Rhythmen – diese Kombination macht den Karneval in Rio de Janeiro so weltberühmt. Dass es sich dabei eigentlich um einen hochoffiziellen Wettkampf mit strengen Regeln der ansässigen Samba-Schulen handelt, ist wenigen bekannt. Dem beeidruckenden Bild der Veranstaltung und vor allem der Freude der Zuschauer tut dies natürlich keinen Abbruch. Und wer am Straßenrand Lust bekommt, selbst dem mitreißenden Takt des Sambas zu folgen, braucht keine Hemmungen zu haben!
Basler Fasnacht
Wer bei dem traditionellen Fasnacht-Umzug im schweizerischen Basel teilnehmen will, muss etwas länger warten. Er beginnt immer am Montag nach (!) Aschermittwoch um vier Uhr in der Früh und dauert exakt 72 Stunden. Mit dem närrischen Treiben der anderen Umzüge hat er wenig zu tun. Die Zuschauer dürfen sich nicht verkleiden, sollten allerdings die offizielle Fasnachtplakette tragen. Ansonsten müssen sie mit einer gewaltigen „Räppli“-Dusche (Konfetti) rechnen. Die knapp 20.000 Aktiven sind in traditionellen, Jahrhunderten alten Kostümen verkleidet und sorgen mit den typischen Rasseln für ohrenbetäubenden Lärm.
Kostüm-Tipps
Erlaubt ist, was gefällt! Natürlich ist der klassische Clown immer noch genauso angesagt wie der Pirat, die Prinzessin, die sexy Krankenschwester oder der blutrünstige Dracula. 2011 haben sich jedoch einige Trends angesagt, die das Bild der Narren und Närrinnen auf wundervolle Weise bereichern. Kostüme im Rokoko- oder Barock-Stil mit weißer Perücke, Gehrock oder kunstvoller Reifrock-Robe sind auf jeden Fall ein Hingucker. Ebenso Elfen- und Kobold-Figuren aus Phantasy-Filmen wie „Herr der Ringe“. Wer es kraftvoller haben möchte, darf sich gerne an diversen Comic-Helden orientieren. Superman- oder Batman-Verkleidungen gibt es sogar relativ preisgünstig im Fachhandel zu kaufen. Doch besonders der Trend zum Selbstgemachten setzt sich immer weiter durch. Dem sind keine Grenzen gesetzt. Egal, ob als „Oger“ , „Fleißiges Bienchen“ , „Mülltonne“ oder „Senftube“ – selbstgemachte Faschings-Kostüme kommen auf jeden Fall an.
Hier einige Links mit Anleitungen und Idee für das perfekte Kostüm:
http://stream-tv.de/sendung/1227248/volle-kanne-karnevalskostueme-selbst-gemacht
Redaktion: Patricia Kurz
Bilder: fotolia.com, pixabay.com
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