Ein winziger Zeckenbiss reicht aus, um sich mit der gefährlichen Krankheit Borreliose zu infizieren. Jährlich erkranken bis zu 40.000 Menschen daran. Die Diagnose und medizinische Behandlung ist äußerst schwierig. Woher diese Krankheit kommt, welche Symptome sie hat und wie man sich dagegen schützen kann, beschreibt dieser Bericht.
Inhalt
- Das erstmalige auftreten und die Entdeckung der Krankheit
- Was ist Lyme-Borreliose und wodurch wird sie ausgelöst
- Ein Wunder der Tarnung
- Keine Infektion in den ersten 12 Stunden
- Was tun nach einem Zeckenbiss?
- Wanderröte und Stadium
- Stadium II
- Stadium III
- Behandlungsmöglichkeiten
- Verbreitung der infizierten Zecken
- Schutzmaßnahmen
- Links und Informationen
Das erstmalige Auftreten und die Entdeckung der Krankheit
Der „Siegeszug“ der Borreliose begann 1975 in der amerikanischen Kleinstadt Lyme in Connecticut. Die Kinder, die an der linken Uferseite des Connecticut Rivers lebten, litten verhältnismäßig oft an einer seltsamen Form von Arthritis. Die Kinder an der rechten Uferhälfte blieben gesund. Irgendwann hatte eine Mutter die Vertröstungen der Mediziner satt und forderte eine ernsthafte Untersuchung. Doch es sollte noch Jahre dauern, bis der Schweizer Arzt Dr. Willy Burgdorfer 1981 die Ursache der „Lyme-Arthritis“ in der Infektion mit einem spiralförmig gewundenen Bakterium erkannte. Dieses Bakterium ist, ebenso wie der Syphiliserreger, eine Spirochäte.
Was ist Lyme-Borreliose und wodurch wird sie ausgelöst
Es ist meist nur ein kleiner Biss, ein unangenehmes Jucken und vielleicht eine kreisrunde Rötung auf der Haut, doch die Auswirkungen können fatal werden. Denn der Biss eines Gemeinen Holzbocks, besser bekannt als Zecke, kann Lyme-Borreliose auslösen, eine multisystemische Infektionskrankheit, die im schlimmsten Fall unheilbar ist und zum Tode führen kann. Im Darm des kleinen blutsaugenden Parasiten haben sich die Borrelien eingenistet und werden dann über den Biss an den Menschen weiter gereicht. Allerdings erkrankt nicht jeder Mensch automatisch an Lyme-Borreliose, wenn er von einer Zecke gebissen wurde. 3 bis 6 Prozent aller Gestochenen müssen nach einem Zeckenstich mit dem Auftreten einer Infektion rechnen. Das hört sich nach einem geringen Risiko an. Doch letztendlich geht das Robert-Koch-Institut von 30.000 bis 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland aus.
Ein Wunder der Tarnung
Das Gemeine an den Borrelien ist ihre Wandlungsfähigkeit. Sie sind ein Wunder der Tarnung. Das liegt unter anderem an ihrer äußeren Schleimschicht, die sie vor Erkennung durch die Immunzellen des Wirts schützt. Außerdem sind ihre Oberflächen-Eiweiße nicht wie bei anderen Bakterien in nur drei, sondern 150 Gene aufgeschlüsselt. Und die können augenblicklich ihre Erkennungsmerkmale ändern. Normalerweise hat die „Borrelia burgdorferi“ eine spiralförmige, längliche Form. Doch sie kann sich auch in eine Kugel verwandeln. Sie leben sowohl außerhalb von Zellen als auch intrazellulär und teilen sich im Rhythmus von 12 bis 24 Stunden. In verkapselter Form sind Borrelien bis zu 10 Monate lebensfähig.
„Borrelien docken an die B-Lymphozyten an, sie bohren dann mit Hilfe ihrer Enzyme ein Loch in den Lymphozyten, töten dessen Zellkern und nützen so die Hülle der Abwehrzelle als Tarnkappe“, erklärt Dr. med. habil. Reinhard Werner vom Institut für Energie-Medizinische Systeme Berlin die Vorgehensweise der krank machenden Erreger.
Da sie wenig Sauerstoff brauchen, können sie sich auch in Geweben halten, die wenig mit Blut versorgt sind wie zum Beispiel Sehnen, Knorpel, Herzreizleitungen oder im Auge. Borrelien vertragen bis zu –50 Grad, sterben aber bereits bei 42 Grad ab.
Keine Infektion in den ersten 12 Stunden
Zeckenzeit ist von Anfang Frühling bis Ende Herbst. Die Zecken sitzen nicht, wie oft fälschlich angenommen, auf Bäumen, sondern, da sie vom Austrocknen bedroht sind, in Bodennähe im Gras oder Laub. Sie erkennen den Wirt bereits aus 20 Meter Entfernung. Einmal angedockt, suchen sie sich eine geeignete Stelle auf der Haut und sägen sich regelrecht mit ihren Schneidewerkzeugen ein. Dieser Vorgang dauert etwa 10 Minuten und wird vom Wirt, also dem Menschen, meist nicht wahrgenommen. Danach saugt der Parasit mit seinem winzigen Rüssel winzige Tropfen Blut. Gleichzeitig wird Speichel in die Wunde zurück gepumpt. „Die Borrelien, die sich im Darm der Zecke befinden, testen zuerst einmal das angesaugte Blut, um herauszufinden, in welchen Wirt sie einwandern werden“, erklärt Dr. med. habil. Reinhard Werner. „Diese Prozedur dauert etwa 12 Stunden und erst danach verlassen die Borrelien den Zeckendarm und schwimmen mit dem Speichel der Zecke zu ihrem Opfer!“ Wichtig: In diesem Zeitraum ist eine Infektion mit Borrelien oder der ebenfalls von Zecken übertragenen FSME (Hirnhautentzündung) sehr unwahrscheinlich. Deshalb ist es so wichtig, nach jedem Spaziergang oder Aufenthalt in freier Natur den Körper nach Zecken abzusuchen.
Was tun nach einem Zeckenbiss?
Ist man erst einmal von einer Zecke gebissen worden, gilt vor allem eins: Das Tier so schnell wie möglich entfernen. Die alt bekannten Hausmittel wie Öl oder Klebstoff sind eher kontraproduktiv. Das Tier gerät in Panik und bohrt sich noch tiefer in die Haut. Auch von Utensilien wie eine Zecken-Schlinge oder Zecken-Zange sollten man lieber die Hände lassen. Am besten geeignet ist eine normale Pinzette. Damit den Parasiten vorsichtig und langsam herausziehen. Nur so ist gewährleistet, das Mundwerkzeug komplett zu entfernen. Um ganz sicher zu gehen, sollte die Zecke auf einem Objektträger mit einem Tesafilm fixiert werden. Dann kann der Hausarzt oder die Borreliose-Kliniken in Augsburg und Blankenburg feststellen, ob diese Zecke mit Borreliose infiziert war oder nicht. Manche Hausärzte empfehlen bei einem Infektionsrisiko eine 14tägige Antibiotika-Behandlung, die gegebenenfalls sogar wiederholt werden muss. Einige Ärzte sind allerdings der Meinung, dass eine Antibotika-Behandlung, sollte sie wirklich anschlagen, mindestens 1 1/2Jahre durchgeführt werden. Dr. Grier von der Universität Minnesota zum Beispiel ist ein Verfechter dieser These und rät deshalb zu alternativen, antibiotisch wirksamen Stoffen aus der Natur. Weitere Informationen auf tierabwehr.net.
Wanderröte und Stadium I
Ein eindeutiges Zeichen für eine Infektion ist die so genannte Wanderröte, auch „Erythema cronicum migrans“ genannt, die sich nach wenigen Tagen bis zu 10 Wochen nach dem Biss um die Wunde bildet und sich langsam ausbreitet. Allerdings tritt dieses Symptom nur in 50 Prozent der Fälle auf. Andere Warnsignale des Körpers sind Abgeschlagenheit, Fieber, Erbrechen, Schwindelanfälle, Gelenkschmerzen und Durchfall. Doch hier beginnt das Problem. Die genaue Ursache für die Beschwerden, nämlich die Borreliose-Infektion, zu bestimmen, fällt schwer. Oftmals tappen die behandelnden Ärzte im Dunklen, die Diagnose stimmt nicht mit der versteckten Erkrankung überein und der Patient wird falsch behandelt..
Stadium II
Wird sie nicht rechtzeitig behandelt – zum Beispiel mit Antibiotika oder immunaufbauenden Mitteln – breitet sich die Infektion zuerst unbemerkt weiter aus. Nach einigen Monaten können dann schwere Organsymptome dazukommen. Die Liste der Beschwerden reicht von Muskelschmerzen, Lähmungen, Sehstörungen, Herzbeschwerden über Schwindel und Depressionen. Im zweiten Stadium, auch akute Borreliose genannt, haben sich im menschlichen Blut bereits Antikörper gebildet, die in den meisten Fällen nachweisbar sind. Doch auch bei einem negativen Testergebnis ist eine Borreliose-Erkrankung nicht 100prozentig ausgeschlossen. Hier gilt: Je genauer die Diagnostik verläuft, um so größer sind die Chancen, die Krankheit zu entdecken.
Stadium III
Monate bis Jahre oder Jahrzehnte nach der Infektion kann es zur Spätmanifestation der Borreliose kommen. Typisch dafür sind Symptome wie die Lyme-Arthritis, die von Gelenk zu Gelenk „springt“, Muskelentzündungen, Herzprobleme, Lähmungen und ACA (Acrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer). ACA ist eine ganz typische Hauterscheinung des dritten Stadiums. Es zeigen sich streifenförmige und großflächige Verfärbungen vor allem an den Gelenken, die später kissenartig anschwellen. Zusätzlich wird die Haut dünn wie Zigarettenpapier. Die Neuroborreliose kann im Notfall durch einen Lymphozytentransformationstest nachgewiesen werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Da die Symptome der Borreliose so unterschiedlich sein können, die Erreger sich so perfekt tarnen und ein Nachweis teilweise unmöglich ist, gibt es auch bei der Behandlung keinen eindeutigen Weg. Neben den profilaktischen Antibiotika gibt es die Möglichkeit der Eigenbluttherapie oder anderen alternativen Methoden.
Dr. med. habil. Reinhard Werner, der selbst an Borreliose erkrankte, hat sich für ein Naturheilverfahren mit Überwärmungsbäder, Halit Sole aus Himalaja Salz, Heilerde, Vitaminen und Spirulina entschieden. Weiterhin vertraut er auf natürliche Antibiotika wie Karde und Cistus, die er für mehrere Jahre nehmen muss, kolloidales Silber, Apfelessig und Kanne-Brottrunk. Er ist sich sicher: „Eine möglichst breite Behandlung ist hier unbedingt von Nöten!“
Verbreitungsgebiet der mit Borreliose infizierten Zecken
Borreliose kommt überall dort vor, wo es Zecken gibt, also im gesamten Bundesgebiet. Die gute Nachricht: Weniger als ein Viertel aller Zecken tragen das Borreliose-Bakterium in sich und nicht alle Borreliose-Bakterien machen auch tatsächlich krank. Allerdings gibt es auch im Gegensatz zu den FSME-infizierten Zecken bei den Borreliose-infizierten Zecken keine Verbreitungskarten.
Schutzmaßnahmen
Die Zecke kann überall sitzen, im Wald, auf der Wiese, selbst in der Stadt. Ihr Lieblingsrevier sind feuchte Plätze wie zum Beispiel im Laub. Besonders Hunde und Katzen sind anfällig, da sie gerne durch hohe Gräser oder Gebüsch laufen und die kleinen Zecken anschließend mit ins Haus bringen. Es ist Sinnvoll, die Vierbeiner in der Zeckensaison mit einem natürlichen Zeckenschutz auszustatten. Für Menschen kann man diverse Insekten- und Zeckensprays auf die Schuhe, Strümpfe und Hosenbeine aufgetragen. 100prozentige Sicherheit geben sie jedoch nicht. Am besten sind lange Hosen und geschlossene Kleidung bei Spaziergängen und Wanderungen durch Wald und Wiese. Weiße oder helle Kleidung bietet den Vorteil, Zecken schneller zu erkennen. Und ganz wichtig vor allem bei Kindern: Vom Frühling bis zum Herbst nach einem fröhlichen Spieltag im Freien den Nachwuchs von oben bis unten – vor allem die Gelenke, Achseln und den Kopf – am Abend genauerstens nach den bissigen kleinen Tierchen absuchen.
Links und Informationen zu diesem Thema :
http://www.bfbd.de/de/bund/1.html
http://www.medizinfo.de/waldundwiese/borreliose/start.htm
http://www.borreliose24.de/
http://www.zecken.de/index.php?id=306
http://www.zecken.de/index.php?id=498
http://www.borreliose-infektionskrankheiten.de/
Fachredaktion, Interviewpartner: Dr. med. habil. Reinhard Werner
Redaktion: Patricia Kurz
Bilder: Fotolia.com und Pixabay.com
Weitere interessante Infos finden Sie hier:
Schreibe einen Kommentar