Allerheiligen, Buß- und Bettag, Advent, Weihnachten…Von Märtyrern, Heiligen und einem Rebell
Je länger der dunkle Winter die Menschen in seinem festen Griff hat, umso schöner und prachtvoller werden die christlichen Feiertage. Welches Kind freut sich nicht auf die schöne Adventszeit oder Weihnachten? Doch auch bei diesen Feiertagen gibt es einen geschichtlichen Hintergrund, der ebenso spannend wie erstaunlich sein kann. In diesen Fällen geht es um einen Sonnengott, etliche Märtyrer und einen Rebell, der die ganze kirchliche Welt in ihren Grundfesten erschüttert hat…
Inhalt
- Der Reformationstag (31. Oktober)
- Allerheiligen ( 1. November )
- Der Buß- und Bettag
- Der Advent
- Erster und zweiter Weihnachtsfeiertag (Weihnachten) (25. und 26. Dezember)
- Heilige Drei Könige
Der Reformationstag (31. Oktober)
Am 31. Oktober 1517 schlug der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg und leitete mit dieser Aktion die Reformation der Kirche ein. In seinen Thesen bestritt er die herrschende Ansicht der katholischen Kirche, dass eine Erlösung von der Sünde durch den Ablass möglich sei. Luther behauptete, dass die Vergebung der Sünde bereits durch die Kreuzigung Jesus geschehen sei. Ein Affront für die Kirche, da der Ablass nicht nur ein beträchtliches Vermögen in die klerikale Kasse spülte, sondern auch als unterdrückendes Machtmittel gegen die Bevölkerung eingesetzt wurde. Bevor Luther seine Thesen an die Tür nagelte, verschickte er sie in Briefform zuerst an mehrere Bischöfe und kirchliche Würdenträger. Erst nachdem diese nicht reagiert haben sollen, griff er auf die, bis dato noch nie da gewesene Protestaktion zurück. Der Rest ist Geschichte.
Die evangelische Kirche, die letztendlich nach dem Thesenanschlag gegründet wurde, feierte den Reformationstag bereits vereinzelt im Reformationsjahrhundert. Allerdings nicht am 31. Oktober, sondern am 10. November oder 18. Februar (Luthers Geburts- und Todestag). Erst Kurfürst Johann Georg II aus Sachsen erklärte den 31. Oktober als offiziellen Feiertag, der dann auch von anderen evangelischen Ländern übernommen wurde. In Thüringen galt der Reformationstag seit jeher als gesetzlicher Feiertag. Bis zum 21. Oktober 1921. Damals hat das thüringische Staatsministerium den Feiertag außer Kraft gesetzt – durch ein Notgesetz und ohne den Landtag zuvor zu befragen. Doch seit der deutschen Wiedervereinigung ist der Reformationstag in Thüringen und anderen deutschen Bundesländern wie Brandenburg, Sachsen oder Baden-Württemberg wieder ein gesetzlicher Feiertag. In eher katholisch belegten Ländern können Schüler und Berufstätige sich für den Gottesdienst frei nehmen und er ist damit mit den „Stillen Tagen“ vergleichbar. In Chile und Slowenien ist der Reformationstag übrigens auch ein gesetzlicher Feiertag. Gedenktage für verstorbene und Märtyrer gab es zwar bereits im antiken Christentum, doch je länger der christliche Glaube existierte, umso deutlicher zeichnete sich ein Problem ab: Wegen der ständig steigenden Anzahl der zu verehrenden Heiligen wurde es unmöglich jedem einen eigenen Festtag zuzusprechen. Im 4. Jahrhundert beschloss man deshalb alle Märtyrer, die für ihren Glauben gestorben waren, an einem Feiertag zu ehren. Dieser wurde zuerst „Herrentag aller Heiligen“ getauft und fand am ersten Sonntag nach Pfingsten statt – also im Frühling. Dieses Datum blieb jedoch nicht lange für diesen Feiertag bestehen. 609 weihte Papst Bonifatius IV das römische Pantheon (ursprünglich das Heiligtum der antiken Götterwelt!) in Rom der Jungfrau Maria und allen Märtyrern und ordnete an, die Feier am Freitag nach Ostern zu begehen. Hundert Jahre später entschloss sich Papst Gregor III diesen Feiertag auf den 1. November zu verlegen. Warum das Datum von Allerheiligen so oft verlegt wurde, ist umstritten. Einige Thesen behaupten, der Termin fiele am 1. November mit dem keltischen Totenfest Samhain zusammen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der 1. November zur damaligen Zeit nicht nur als Winteranfang, sondern auch als Jahresbeginn galt. Der Name Allerheiligen soll übrigens von den britischen Inseln stammen. Dort wurde der Name „All Saints“ oder „All Saints// Day“ seit dem 8. Jahrhundert für dieses Fest verwendet. Einer der wichtigsten Bräuche an Allerheiligen ist der Besuch von Friedhöfen. Dabei werden die Gräber der Angehörigen festlich mit unzähligen Kerzen geschmückt, die bis Allerseelen am 2. November brennen. Am Allerseelentag wird dann als Abschluss aller armen Seelen gedacht, die im Fegefeuer darben. Auf den Mainzer Friedhöfen sehen die Kerzen, hier auch „Newweling“ genannt, übrigens besonders hübsch aus. Auch für die Kinder wird an Allerheiligen gedacht. Vor allem im süddeutschen Sprachraum kennt man die Allerheiligenstriezel, die Tauf- und Firmpaten an ihre Patenkinder verschenken. Doch das leckere Hefegebäck in Zopfform mit Zuckerstreusel freut sich seit langem so großer Beliebtheit, dass sie sich auch die Erwachsenen an diesem Feiertag schmecken lassen. Auch der Buß- und Bettag ist ein rein evangelischer und damit kein gesetzlicher Feiertag. Und mit Buße im herkömmlichen Sinne hat er nichts zu tun. Eingeführt wurde er von der evangelischen Kirche ursprünglich in Notzeiten und deshalb aus aktuellen Anlässen immer wieder an unterschiedlichen Tagen angesetzt. 1878 konnte man in deutschen Ländern zum Beispiel 47 Bußtage an 24 unterschiedlichen Tagen zählen. Erst Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts schlug die evangelische Kirchenleitung einen einheitlichen Termin für den Buß- und Bettag vor, der am Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahrs (siehe „Advent“) eingehalten werden sollte. Dies bedeutete, dass der Buß- und Bettag elf Tage vor dem ersten Adventssonntag eingehalten werden sollte. Damit ist der frühst mögliche Termin der 16. November, der spätmöglichste der 22. November. Das Wort Buße stammt nicht, wie meist angenommen, von dem Wort Büßen ab, also im eigentlichen Sinne dem „Bestrafen wegen einer begangenen Sünde“, sondern steht für die Begriffe Reue und Umkehr zu Gott. Im biblischen Sinne baut der Buß- und Bettag auf die Geschichte von „Jona“ auf, der von Gott nach Ninive geschickt wurde, um der Stadt ihren Untergang zu verkünden (Jona 3, 4-10 LUT). Seit 1995 ist der Buß- und Bettag in Deutschland als gesetzlicher Feiertag zu Gunsten der gesetzlichen Pflegeversicherung gestrichen. Bis auf ein Bundesland, das sich diesem Gesetz beharrlich widersetzt: Sachsen. Allerdings für einen hohen Preis. Denn die Arbeitnehmer müssen dafür als Ausgleich einen etwas höheren Beitrag zur Pflegeversicherung bezahlen. Das Wort „Advent“ bezieht sich auf das lateinische Wort „adventus“ und bedeutet Ankunft. Die Christen gedenken damit nicht nur der Geburt Jesus und feiern die Menschwerdung Gottes, sondern erinnern sich vor allem daran, dass das zweite Kommen Jesus Christi erwartet wird. Zurückgehend auf Papst Gregor den Großen (7. Jahrhundert) wurde die Anzahl der Sonntage der Adventszeit auf vier festgelegt. Diese vier Sonntage stehen symbolisch für die viertausend Jahre, die die Menschheit nach kirchlicher Geschichtsschreibung warten muss, um nach dem Sündenfall durch Adam und Eva im Paradies wieder auf den Erlöser zu treffen. Der erste Adventssonntag ist gleichzeitig auch der Beginn des neuen Kirchenjahrs. Die Adventszeit dauert 22 bis 28 Tage und beinhaltet immer vier Sonntage. Die unterschiedliche Länge der Adventszeit erklärt sich folgendermaßen: Der Beginn der Adventszeit ist immer ein Sonntag. Das Ende, der „Heilige Abend“, muss jedoch ein Monatstag oder der 24. bzw. 25 Dezember sein. Erst dann beginnt Weihnachten. Das bedeutet, dass der letzte Adventssonntag vor (!) dem 25. Dezember liegen muss. Daraus folgt, dass der vierte Advent frühst möglich am 18. Dezember, der spät möglichste vierte Advent am 24. Dezember liegen kann. Es gibt allerdings eine Ausnahme. Das Erzbistum Mailand hat sich bis heute eine sechswöchige Adventszeit erhalten, die auf die ursprüngliche Fastenzeit der „Alten Kirche“ zurückgeht. Adventskalender und Adventskranz kennt heute jedes Kind. Doch hinter diesen gängigen Festsymbolen steht immer eine interessante und ergreifende Geschichte aus der Neuzeit. Im 19. Jahrhundert zeichneten protestantische Familien zum ersten Mal 24 Kreidebilder an die Wand. Jeden Tag vor Weihnachten durften die Kinder ein Bild auswischen und legten dafür einen Strohhalm in die Krippe, als Zeichen für Jesus Geburt. Damit sollte den Kindern das Abzählen der Tage bis Weihnachten erleichtert werden. Seit 1920 gibt es nachweislich Adventskalender mit Türen, die sich öffnen ließen. Schokolade gab es zur damaligen Zeit allerdings noch nicht hinter den Türchen, höchstens Bilder. Die süßen Naschereien wurden erst später von geschäftstüchtigen Schokoladenfabrikanten eingeführt. Der Adventskranz soll angeblich 1839 von dem evangelischen Theologen und Erzieher Johann Hinrich Wichern eingeführt worden sein. Er betreute Kinder aus großer Armut und verschönte für sie ein altes Wagenrad mit 24 Kerzen. Jeden Tag vor Weihnachten durften sie eine weitere Kerze anzünden. Und die wunderschönen und bekannten Schwibbogen, die heutzutage in vielen Fenstern in der Adventszeit zu sehen sind, stammen aus einer Erzgebirgieschen Bergarbeitertradition. Sie symbolisieren die Sehnsucht der Bergleute von damals nach Licht, die während der Wintermonate durch ihre Arbeit keinerlei Sonnenlicht zu sehen bekamen. Ein vollständiger Lichtbogen bedeutete jedoch vor allem, dass alle Bergleute dieses Hauses gesund und wohlbehalten aus der Grube zurückgekehrt waren. Würde man ein Kind fragen, wann Weihnachten ist, würde es mit hoher Wahrscheinlichkeit den 24. Dezember benennen. Stimmt aber nicht. Dieses Datum bezeichnet Heiligabend. Allerdings läutet der Heiligabend tatsächlich das Weihnachtsfest ein, das sich über den ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, 25 und 26 Dezember erstreckt. Gefeiert wird natürlich die Geburt Christi. Und somit ist Weihnachten neben Ostern und Pfingsten das wichtigste und bedeutungsvollste christliche Fest des Jahres und beide Tage sind natürlich gesetzliche Feiertage. Erster Weihnachtsfeiertag Das genaue Geburtsdatum Jesus Christi ist nicht überliefert. Der 25. Dezember wurde jedoch nicht wahllos ausgewählt. Vielmehr wird ein Zusammenhang mit dem römischen Sonnenkult vermutet. Der römische Kaiser Aurelian bestimmte im Jahre 274 den 25. Dezember als Ehrentag für den Sonnengott Sol invictus. Die damaligen Christen zogen wahrscheinlich eine Parallele zwischen Sonnengott und Christus und übernahmen den Festtag. Eine andere These behauptet, dass der 25. Dezember mit der Wintersonnenwende zusammenfällt und damit die Geburt Christi mit der Rückkehr des Lichts nach dem dunklen Winter verbunden wurde. Im Jahre 381 erklärte Kaiser Theodosius Weihnachten zum Glaubenssatz und damit war es offiziell. In Deutschland begann man allerdings erst knapp vierhundert Jahre später das Weihnachtsfest zu feiern. Typisch für den ersten Weihnachtsfeiertag ist der Kirchgang. Aber selbst nichtchristliche Familien begehen diesen Feiertag mit dem Singen von Weihnachtsliedern, gutem Essen und im Kreise von Familie und Freunden. Zweiter Weihnachtsfeiertag Wesentlich ruhiger wird der zweite Weihnachtsfeiertag zelebriert. Vor allem in der katholischen Kirche wird er nicht als Weihnachtsfeiertag, sondern als Stefanitag gefeiert. Der Heilige Stephanus war der Diakon der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem und wurde angeblich am 26. Dezember am Damaskus-Tor gesteinigt. Somit ist er der erste Märtyrer des christlichen Glaubens. Geschenke gab es für die Kinder an Weihnachten früher nicht. Sie wurden bereits zuvor am 6. Dezember vom Nikolaus überrascht. Dann griff Martin Luther wieder ins Geschehen ein. 1535 setzte er sich für das gegenseitige Beschenken an Weihnachten ein. Aus pädagogischen Gründen. Er wollte der Heiligenverehrung des Nikolaus entgegen wirken und das Interesse der Kinder auf Christi lenken. Mehr als dreihundert Jahre lang beschenken also hauptsächlich protestantische Familien ihren Nachwuchs zu Christi Geburt. Die katholischen Familien blieben ihrer Tradition des Beschenkens an Nikolaus treu. Ab dem 19. Jahrhundert konnten sich jedoch auch die katholischen Familien nicht mehr dem magischen Einfluss der Weihnachtsgeschenke entziehen. Vielleicht auch, weil sie sich unter einem geschmückten Weihnachtsbaum, der etwa 1600 eingeführt wurde, nicht mehr länger entziehen konnten. Es gibt viele Erklärungen, wie es zu dem Brauchtum Weihnachtsbaum kam. Die Art des Baumes, ein immergrüner Nadelbaum, lässt darauf schließen, dass er vor allem mit seinem Grün als Symbol des Lebens mitten im Winter gegolten hat. Einen weiteren, wichtigen Bestandteil des Weihnachtsfests spielt die Krippe. In einer modernen Weihnachtskrippe wird die Geburt Christi nachgestellt. Dazu gehören die Figuren Maria, Joseph, Jesuskind, die Heiligen Drei Könige, Hirten, Schafe, Stier und Esel. Diesen Brauchtum gab es übrigens bereits im alten Rom. Im Neuen Testament wird beschrieben, wie die drei Weisen auszogen um das Jesuskind zu suchen. Geleitet wurden sie dabei von einem Stern. Sie brachten ihm Geschenke in Form von Weihrauch, Myrrhe und Gold mit. Das Gold steht dabei für die Annerkennung Jesus als neugeborener König. Das Weihrauch symbolisiert den Priester und die Myrrhe hat die Funktion als Heilpflanze, die einem Arzt angemessen ist. Damit wird Jesus Christi als Heiler der Welt anerkannt. Am 6. Januar ziehen die berühmten Sternsinger als Heilige Drei Könige verkleidet von Haus zu Haus und erzählen ihre Geschichte. Dafür erhalten sie kleine Geschenke und Süßigkeiten. Zudem schreiben sie die Buchstaben C+M+B an die Haustür. Diese Ziffern sollen nicht, wie häufig angenommen, ihre Namen Casper, Melchior und Balthasar verdeutlichen, sondern sind die Abkürzung von Christus mansionem benedicat (Christus segne dieses Haus)! Redaktion: Patricia Hansen Stressfreies Weihnachten – Tipps für ein frohes, entspanntes Weihnachtsfest
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Heilige Drei Könige
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