Seit dem 15.06.2017 sind offiziell die Roaming-Gebühren für deutsche Handy-Benutzer im Ausland weggefallen. Eine gute Nachricht vor allem für die Millionen von deutschen Touristen, die wie jedes Jahr in Spanien, Italien, Frankreich oder einem anderen EU-Land ihre Ferien verbringen. Für Kunden von O2 kann das allerdings teuer werden. Denn O2/Telefonica Germany verlangt trotz des neuen Roaming-Gesetzes weiterhin teure Zusatztarife. Außer, der Kunde wird selbst aktiv und lässt sich seinen Tarif umstellen. Das allerdings ist gar nicht so einfach, wie es scheint.
Inhalt
Andere Anbieter stellen den Tarif automatisch um
Der O2-Kunde muss selbst aktiv werden, sonst zahlt er Roaming-Gebühren
Der Verbraucherverband will Klage gegen die Roaming-Gebühren von O2 einreichen
Sind Roaming-Gebühren wegen Sondertarifen möglich?
Fazit
Eigentlich sollte es ganz einfach sein. Wer sich ab diesem Sommer in einem der EU-Länder aufhält und einen Handyvertrag mit einem deutschen Provider hat, braucht sich nicht mehr vor horrenden Handy-Rechnungen zu fürchten, wenn er aus dem Ausland telefoniert, sms verschickt oder Anrufe bekommt. Denn das neue Roaming-Gesetz beinhaltet, dass die teuren Zusatzkosten im Ausland nicht mehr gestattet sind. In den meisten Fällen trifft das auch zu. Wer jedoch einen Vertrag mit O2/Telefonica Germany hat und nicht bereits vor Antritt seiner Reise den Tarif selbstständig wechselt, bekommt spätestens beim Grenzübertritt oder der Landung in einem anderen EU-Land folgende SMS:
In Ihrem Tarif zahlen Sie für Gespräche innerhalb des Landes und nach Deutschland 0,75 € PRO Anruf plus 0,19 €/min.; eingehende Anrufe 0,75 € pro Anruf (bis 60 min), SMS 0,10 €.
Andere Anbieter stellen den Tarif automatisch um
Im Grunde bedeutet das: Bei O2 bleibt alles beim Alten. Das neue Roaming-Gesetzt hin oder her. Man kann natürlich vor Antritt der Reise selbstständig seinen Tarif bei O2 wechseln. Dafür gibt es vier verschiedene Möglichkeiten (Basistarif: 0 €, Tagespaket zum Surfen: 0 €, Tagespakete zum Telefonieren, SMSen, Surfen: 2,99 €, Flat zum Telefonieren, SMSen, Surfen: 4,99 €). Allerdings muss das der Kunde selbstständig und mit eigenem Aufwand machen. Und die meisten Kunden wissen noch nicht einmal, dass sie ihren Tarif umstellen müssen, um keine Roaming-Gebühren zahlen zu müssen. Bei anderen Anbietern wie Vodafon oder Otello werden automatisch keine Roaming-Gebühren mehr verlangt! Ohne, dass der Kunde selbstständig den Tarif wechseln muss!
Der O2-Kunde muss selbst aktiv werden, sonst zahlt er Roaming-Gebühren
Ist der O2 Kunde erst einmal im Ausland, hat er die Wahl entweder diesen teuren Tarif zu akzeptieren, oder er versucht selbstständig via Kundenservice, Hotline oder Internet seinen Tarif auf Roaming umzustellen. Dieser Vorgang verlangt jedoch viel Geduld und Nerven von den O2 Kunden. Denn beim Anruf des zuständigen Kundenservice fallen natürlich Gebühren an. Ärgerlicher ist allerdings, dass es kaum eine Chance gibt überhaupt einen Ansprechpartner zu erreichen. Meist wird der Anruf nach mehrmaligen Klingeln schlichtweg abgebrochen. Der miserable Kundenservice bei O2 soll schnellstmöglich verbessert werden. Und tatsächlich kann der Kunde seine Telefonnummer hinterlassen und er wird dann auch zurückgerufen. Die Tarif-Praxis mit den zusätzlichen Roaming-Gebühren will O2 jedoch nicht abändern.
Der Verbraucherverband will Klage gegen die Roaming-Gebühren von O2 einreichen
Ein Zustand, der mehr als fragwürdig ist. Deshalb hat der Verbraucherverband Bundeszentrale bereits angekündigt gegen O2/Telefonica Germany eine Klage einzureichen.
Doch warum kann O2/Telefonica Trotz des neuen Roaming-Gesetztes immer noch Roaming-Gebühren verlangen? Jörg Borm von der Pressestelle O2/Telefonica Germany erklärt dazu: „Viele der O2-Kunden haben einen Sondervertrag, der zum Beispiel billige Tarife aus bestimmten, vorher gewählten Ländern beinhaltet. Sie wollen diesen Vertrag behalten. Deshalb verändern wir den Vertrag nicht automatisch, sondern der Kunde muss die Roaming-Tarife selbstständig beantragen. Bei einer Umstellung seines Handy-Vertrages würden diese Sondertarife automatisch wegfallen. Die Netzwerkzentrale in Deutschland hat diese Vorgehensweise genehmigt.“
Sind Roaming-Gebühren wegen Sondertarifen möglich?
Als Beispiel für verbilligte Tarife aus dem Ausland nannte er Länder wie die Türkei und die Schweiz. Die Türkei und die Schweiz gehören jedoch nicht zu den EU-Ländern. Deshalb fallen sie auch nicht unter das neue Roaming-Gesetz. Wenn ein O2-Kunde diese Sondertarife zum Beispiel für Frankreich oder Spanien abgeschlossen hat, muss er in allen anderen EU-Ländern trotzdem Roaming-Gebühren bezahlen. Logisch gesehen hat er letztendlich nur Nachteile. Denn auch in Frankreich oder Spanien müsste er seit dem 15.06.2017 keine zusätzlichen Roaming-Gebühren mehr bezahlen. Sein Sondertarif ist also unnötig. Außerdem bieten auch andere Handy-Anbieter Sondertarife an. Doch bei diesen Anbietern muss man als Kunde nicht selbstständig seinen Vertrag ändern um automatisch keine Roaming-Gebühren mehr zahlen zu müssen. Es geht also auch kundenfreundlicher.
Und Sondertarife in ein Nicht-EU-Land wie Nordamerika, die Türkei oder die Schweiz betreffen die EU-Länder und die neuen Roaming-Gebühren überhaupt nicht.
Fazit:
Bei O2/Telefonica Germany werden die neuen Roaming-Gesetze nicht automatisch umgesetzt. Der Kunde ist sozusagen verpflichtet, das neue Roaming-Gesetz selbstständig und mit eigenem Aufwand einzuschalten. Ansonsten zahlt er die hohen Kosten weiterhin. Bei anderen Providern erfolgt diese Umstellung der Roaming-Gebühren automatisch – Sondertarif hin oder her. Kundenfreundlichkeit geht anders…
Redaktion: Patricia Hansen
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