Die Fastenzeit – seit Jahrhunderten das vierzigtägige religiöse Vorbereitungsritual vor der Osterzeit, für viele Menschen eine Möglichkeit, den Körper von Giftstoffen zu reinigen und abzunehmen, für Mediziner lange Zeit nichts anderes als Humbug, der dem menschlichen Körper mehr schadet als Gutes tut. Doch neueste medizinische Erkenntnisse haben bewiesen, dass Fasten einen äußerst positiven Einfluss auf Körper und Geist haben kann und in bestimmten Fällen Krankheiten vorbeugen oder sogar effektiv bei der Heilung unterstützend wirken kann. Tipps vom Experten erklärt, warum die Zeit der Enthaltsamkeit so gesund ist und welche neuen Erkenntnisse sogar Wissenschaftler zum Staunen bringen.
Inhalt:
Der Ursprung des Fasten
Der positive Einfluss des Fasten auf unsere Körpersysteme
Fasten als Diät?
Welche Fasten-Möglichkeiten gibt es?
Was ist Autophagie?
Bei welchen Krankheiten ist Heilfasten sinnvoll?
Fasten – das Allheilmittel?
Das Fasten, galt als tage- oder sogar wochenlange Tortur der Enthaltsamkeit, die für viele Menschen nichts anderes als ein Albtraum war und dessen gesundheitsfördernder Effekt von Ärzten allerhöchstens belächelt wurde und in der selben Kategorie landete wie Wassertreten oder Aderlass. Doch neueste medizinische Forschungen haben gezeigt, dass die Wirkung des Fastens in unseren Genen verankert ist und einen überaus positiven Effekt bei der Vorbeugung und der Heilung vieler Krankheiten wie Rheuma, Migräne, Bluthochdruck, Diabetes 2, Arthritis oder sogar Krebs haben kann. Und es haben sich in den letzten Jahren neue Möglichkeiten des Fastens ergeben, die leicht in das Alltagsleben zu integrieren sind.
Der Ursprung des Fasten
Unsere Gene haben sich in den letzten Zehntausenden von Jahren nicht verändert. Ein großer Vorteil für das moderne Heilfasten. Die Menschen früher haben nicht regelmäßig gegessen. Essen gab es nach einer erfolgreichen Jagd oder Ernte. Ende des Winters und zu Beginn des Frühlings gingen die Nahrungsmittel zu Ende. Den Menschen blieb nichts anderes übrig, als den Gürtel enger zu schnallen, also zu fasten. Dieses biologische Fastenprogramm ist in unseren Genen gespeichert“, erklärt Prof. Dr. med. Andreas Michalsen, Chefarzt der Berliner Charité, in dem BR 2-Bericht „Heilen durch Fasten – Neue Ansätze in der Therapie“ Das Fasten ist also ein ganz normaler Vorgang im Leben eines Menschen, sein Körper hat sich darauf eingestellt. Und das kommt uns bis heute zu Gute. Denn der moderne Mensch isst regelmäßig und so viel er will. Und das kann den Körper belasten. Neueste wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass der Entzug von Kalorien für eine bestimmte Zeit einen positiven Effekt auf unsere Körpersysteme hat.
Der positive Einfluss des Fasten auf unsere Körpersysteme
Die Verdauung verlangt dem menschlichen Körper viel Energie ab. Körpersysteme wie das Immunsystem oder das Blutsystem werden dadurch überlastet. Wird die Nahrungs- und Kalorienzufuhr reduziert oder gestoppt, hat der Körper mehr Energie zur Verfügung, die er anderswo sinnvoll einsetzen kann, zum Beispiel bei Entzündungen, hormonellen Vorgängen oder in der Darmflora. Dieser gesunde und positive Effekt macht sich schnell bemerkbar. Rheumapatienten berichten bereits nach zwei bis drei Tagen Fastenzeit, dass die Schmerzen geringer werden, der Bluthochdruck kann ebenfalls nach ein paar Tagen des Fastens deutlich sinken. Selbst psychische Erkrankungen wie Depressionen können durch gezieltes Fasten verbessert werden.
Fasten als Diät
Ein weiterer schöner Nebeneffekt ist, dass man auf gesunde Art abnehmen kann. Fasten sollte nicht als Diät verstanden werden, dennoch gibt es den angenehmen Nebeneffekt, dass man dabei deutlich und gesund Gewicht verliert. Eine Gewichtsabnahme beim ersten Heilfasten von bis zu 10 Kilogramm ist keine Seltenheit. Weiterhin interessant ist auch, dass viele Personen anschließend in der Lage sind das reduzierte Gewicht gut beizubehalten.
Welche Fasten-Möglichkeiten gibt es
Buchinger Heilfasten
Auf den deutsche Arzt Dr. Otto Buchinger gründet die wohl bekannteste Art des Fastens. Nach einer nicht komplett verheilten Mandelentzündung litt der Arzt unter starker Arthritis. Nichts konnte ihm helfen, bis er eine Fastenkur machte. Von dem Erfolg dieser Kur war er so begeistert, dass er sich auf das Fasten spezialisierte und das Heilfasten nach der Methode von Buchinger erfand. In einem Zeitraum von 5 Tagen bis zu vier Wochen darf der Fastende keine feste Nahrung zu sich nehmen. Erlaubt sind Wasser, Säfte oder Gemüsebrühe. Insgesamt 400 Kalorien pro Tag darf der Patient zu sich nehmen.
Dr. Otto Buchinger begründete mit seiner Idee das Heilfasten. Er war es auch, der zum ersten Mal vom Entschlacken des Körpers beim Fasten sprach. Eine Theorie, die von Wissenschaftlern und Ärzten allenfalls belächelt wurde. Zu Unrecht, wie sich herausstellte. 2016 bekam der japanische Wissenschaftler und Zellbiologe Yoshinori Ohsumi vom Tokyo Institute of Technology den Nobelpreis verliehen für seine Forschung im Bereich vom Abbau- und Recyclingprozessen in menschlichen Zellen. Hierbei handelt es sich nun nachweislich genau um den Vorgang, der während des Fastens als „Entschlacken“ bezeichnet wird und der den gesundheitsfördernden Effekt des Heilfastens ausmacht.
Das Heilfasten nach Buchinger ist jedoch nicht für jeden geeignet. Menschen mit wenig Gewicht, Blutarmut, Tuberkulose, Niereninsuffizienz oder einem Herzleiden sollten kein Buchinger Heilfasten durchführen. Außerdem ist diese Art des Heilfastens nicht ganz einfach in das alltägliche Leben zu integrieren.
Periodisches Fasten, Intervallfasten
Von Fasten hatte man in Amerika vor einigen Jahrzehnten noch nichts gehört. Dementsprechend vorurteilsfrei gingen die US-Ernährungsforscher an das Thema Heilfasten heran. Statt wochenlanges Darben und Fasten erfanden sie das periodische (intermittierende) Fasten oder Intervallfasten. Das Prinzip ist einfach, effektiv und trotz der neuen Entdeckung irgendwie sehr traditionell.
Beim Intermittierenden Fasten wird in regelmäßigen Abständen einfach eine Mahlzeit, entweder Frühstück oder Abendessen, weggelassen. Der Körper bekommt 14 bis 16 Stunden keine Nahrung zugeführt. Tee oder Kaffee ist erlaubt. Allerdings ohne Milch und Zucker. Durch längere Anwendung des Intervallfastens stellt sich das Hormonsystem um, der Körper merkt sich also seine Nahrungspause und die Zellen und Körpersysteme stellen sich darauf ein. Der positive Effekt des periodischen Fastens ist immens und ebenso erfolgreich wie das klassische Fasten. Denn auch beim periodischen Fasten stellen sich die Zellen und die Körpersysteme auf die kalorienarme Zeit ein und beginnen mit der Umorientierung, das heißt, sie versuchen ihren Energiebedarf, der nicht mehr durch die zugeführte Nahrung gestillt wird, von Innen heraus zu sättigen. (siehe Kapitel Autophagie). Das wiederum führt dazu, dass Entzündungen, hormonelle Missstände oder andere Erkrankungen von den Zellen bekämpft werden. Das Intervallfasten ist einfach anzuwenden und leicht in das alltägliche Leben zu integrieren. Allerdings sollte auch hier, wie bei allen Fastenformen, ein Arzt die Fastenzeit überwachen. Und auch die Zeit des Intervallfastens sollte auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt sein.
Eine wirklich neue Idee ist das Intervallfasten übrigens nicht. Immerhin deutet das englische Wort Breakfast – also Fastenbrechen – darauf hin, dass die Menschen früher bereits wussten, wie periodisches Fasten funktioniert.
Was ist Autophagie
Der Begriff Autophagie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „sich selbst verzehren“. Und genau das geschieht in den Zellen und dem Körper während des Heilfastens. Je älter der Körper ist, umso mehr Schadstoffe haben sich im Körper angesammelt. Und die können Krankheiten erzeugen. Bei Erkrankungen wie Arthritis oder Krebs belasten „schlechte“ oder entzündliche Zellen den Organismus und machen krank. Während des Fastens ernährt sich die Zelle von innen. Gibt es keinen Nachschub mehr, verdaut sie alles, was nicht unbedingt notwendig ist. Es wird, kurz gesagt, der ganze Müll des Körpers in einen Beutel gepackt und als Nahrungsquelle der Zelle verwendet. Dazu gehören eben auch schädliche Zellen, Entzündungsherde und ähnliches. Sie werden sprichwörtlich aufgefressen und verdaut – damit unschädlich gemacht. Die Autophagie ist somit ein absolut perfekter Recyclingprozess.
Bei welchen Krankheiten ist Heilfasten sinnvoll
Diabetes 2:
Bei Diabetes ist der Stoffwechsel einer Zelle gestört. Ausschlaggebend dafür ist das Hormon Insulin, das von Körper selbst in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Funktioniert das Zusammenspiel von Zelle und Insulin nicht mehr, bleibt Zucker im Blut übrig. Das wiederum registriert die Bauchspeicheldrüse und reagiert darauf mit erhöhter Insulinproduktion. Diese Dauerbelastung überlastet die Drüse, sie kann nicht mehr ausreichend Insulin produzieren und der Patient ist gezwungen sich selbst Insulin zuzuspritzen. Jetzt kommt das Fasten ins Spiel. Durch das Fasten wird die Zelle Insulin sensitiver, der Zucker wird besser transportiert. In der Folge kann die Einnahme der Medikamente reduziert werden. Das funktioniert jedoch hauptsächlich kurz nach Beginn der Krankheit Diabetes. Generell steht aber fest, dass Intervallfasten oder Heilfasten Diabetes 2 vorbeugen kann.
Bluthochdruck, Rheuma, Arthritis
Bei all diesen Krankheiten zeigen sich bereits wenige Tage nach Beginn des Fastens erste positive Effekte für den Patienten. Der Blutdruck sinkt, die Schmerzen werden weniger, die Bewegungsfähigkeit steigt. Diese positiven Entwicklungen bleiben auch nach der Fastenzeit lange erhalten.
Tumorerkrankungen/Chemotherapie
Natürlich kann Fasten kein Heilmittel bei Krebserkrankungen sein. Aber es kann den Kampf gegen Krebs wesentlich fördern. Denn auch hier werden beim Fasten natürlich auch die schädlichen Zellen von den gesunden Zellen entsorgt. Während einer Chemotherapie leiden viele Patienten unter erheblichen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall, Entzündungen der Schleimhäute oder Durchfall. Der US-Arzt Prof. Valter Lango ließ seine Patienten vor einer Chemotherapie zwei bis drei Tage fasten. Bei den meisten Patienten traten die oben erwähnten Nebenwirkungen weit seltener und in abgemilderter Form auf. Denn im Gegensatz zu einer erkrankten Zelle kann eine gesunde Zelle während des Fastens auf innere Ernährung umschalten. Sie macht dicht. Eine Tumorzelle kann das nicht. Sie ist folglich durch die aggressive Chemotherapie schnell angreifbar und wird zerstört.
Fasten – das Allheilmittel?
Nein! Nicht alle Krankheiten können mit dem Heilfasten kuriert werden, nicht bei allen Erkrankungen ist Fasten hilfreich. Und jede Fastenkur sollte unbedingt von einem Arzt begleitet werden. Denn wer falsch fastet, der fügt seinem Körper mehr Schaden zu als Nutzen. Doch Dank neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse ist klar bewiesen worden, dass Fasten nichts mit einem Placeboeffekt zu tun hat, stattdessen nachweislich gesundheitsfördernd und heilend wirkt. Außerdem kann Heilfasten psychische Störungen verbessern, den Darm, also das Zentrum unseres Immunsystems, beruhigen und sogar die Sinne wie Geschmack oder Geruch schärfen. Warum also nicht in regelmäßigen Abständen einfach auf ein paar Mahlzeiten und Genussmittel verzichten. Der Körper wird es einem danken.
„Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente.“
Hippokrates, (460 bis etwa 377 v. Chr.), griechischer Arzt, »Vater der Heilkunde«
Weitere interessante Infos zum Thema:
fairberaten.net
intervall-fasten.net
Redaktion: Patricia Hansen
Impressum: www.tipps-vom-experten.de
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Wiedergabe – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher
Genehmigung des Herausgebers.
Weitere interessante Infos finden Sie hier:
Birte Maurer says
Eine Freundin von mir schwärmt vom Intervallfasten und ich überlege auch schon eine Weile ob ich es mal versuchen sollte. Interessant finde ich, dass selbst psychische Erkrankungen wie Depressionen durch gezieltes Fasten verbessert werden können. Außerdem finde ich es gut zu wissen, dass man mit dem sogenannten Heilfasten auch bis zu 10kg abnehmen kann.