Wie gefährlich ist Fliegen?
Das grausame und tragische Unglück der Germanwings-Maschine 4U9525 hat die Welt schockiert. Ein einzelner Mensch, der Co-Pilot dieses Fliegers, hat für sich beschlossen 150 unschuldige Mitmenschen in seinen selbst beschlossenen Tod mitzureißen. Eine unvorstellbare Tat. Doch kein Einzelfall! Einige der furchtbarsten Flugzeugunglücke sind durch Piloten, die Selbstmord verübt haben, begangen worden. Bei einigen schrecklichen Flugzeugabstürzen gibt es keine Gewissheit, was die Ursache war. Und trotzdem gilt das Flugzeug als sicherstes Transportmittel von allen. Tipps vom Experten erklärt die Fakten und Hintergründe der schrecklichen Flugzeugunglücke ausgelöst durch den Suizidwunsch eines einzelnen und welche Vorsichtsmaßnahmen die Airlines zur Sicherheit ihrer Passagiere eingeleitet haben.
Inhalt
- Absturtursache: Selbstmord
- Sturzflug in den Tod
- Verschlossene Cockpit-Tür
- Der erfolglose Selbstmord
- Selbstmord oder nicht?
- Das Verschwinden der MH370
- Zahl der Toten im Luftverkehr 2014 stark gestiegen
- 14.000 Jahre unfallfrei fliegen
Absturzursache: Selbstmord
Einige der tragischsten Flugzeugabstürze wurden durch Selbstmordabsichten des Piloten oder Co-Piloten verursacht. Seit Jahrzehnten versuchen die Airlines dies zu verhindern, indem sie immer wieder ihre Sicherheitsmaßnahmen bezüglich der Flugtauglichkeit oder der psychischen Belastbarkeit ihrer Crewmitglieder, insbesondere der Piloten, versuchen zu verstärken. Seit dem schrecklichen Angriff am 11. September auf das World Trade Center ist es zum Beispiel bei vielen Airlines verboten alleine im Cockpit zu bleiben. Geht einer der Flugzeugführer hinaus, muss ein anderes Crewmitglied seinen Platz einnehmen. Ob das allerdings das furchtbare Ende der 4U9525 verhindern hätte können, bleibt Ungewiss. Experten gehen davon aus, dass ein Mensch mit solch schweren Selbstmordgedanken selbst mit einer weiteren Person im Cockpit jedes Flugzeug zum Absturz bringen könnte.
Hier einige Beispiele für weitere Flugzeugunglücke mit Selbstmordhintergrund:
Sturzflug in den Tod
1997 stürzte die nagelneue Boeing 737 der SilkAir in einen Fluss der indonesischen Insel Sumatra. Sie war auf dem Flug von Jakarta nach Singapur. Im Unterschied zur Germanwings Maschine – ihr Sinkflug dauerte acht Minuten – dauerte der Sturzflug jedoch weniger als eine Minute. Alle 104 Passagiere an Bord wurden getötet. Eine amerikanische Untersuchung stellt später fest, dass sowohl der Autopilot als auch der Stimmenrekorder vom Piloten manuell ausgeschaltet wurde. Das bedeutet, dass der Flugkapitän die Maschine und ihre Passagiere wissentlich in den Tod stürzen ließ. Er hatte hohe Schulden und interne Probleme mit der Unternehmensleitung der Airline.
Verschlossene Cockpit-Tür
Im November 2013 stürzte eine Maschine der Mozambique Airlines mit 34 Personen an Bord über dem namibisch-angolanischen Grenzgebiet ab. Bei der Untersuchung der Blackbox und der Sprachaufzeichnung stellte sich das ganze Ausmaß dieses Unglücks heraus. Der Pilot hatte sich im Cockpit eingeschlossen. Der zweite Pilot versuchte noch verzweifelt in den Steuerungsraum zu gelangen und trommelte hilflos gegen die Tür. Ohne Erfolg. Die Sprachaufnahmen enden abrupt, als das Flugzeug am Boden zerschellt. Alle Insassen und Crewmitglieder sind ums Leben gekommen. Die Hintergründe dieses Selbstmordes sind nicht bekannt.
Der erfolglose Selbstmord
In den meisten Fällen können Experten und Psychologen nach einem Absturz eines Flugzeugs nur aus den noch vorhandenen Informationen erraten, ob es sich um einen unglücklichen Unfall oder um Selbstmord als Ursache gehandelt hat. Anders bei dem Fall einer japanischen DC8. 1982 wasserte ein Flugkapitän seine Maschine in der Bucht von Tokio. Es starben 24 Menschen, 140 wurden zum Teil schwer verletzt. Aber der Pilot überlebte. Er gestand seinen Sturzflug aus selbstmörderischen Absichten und wurde als Geisteskranker in eine geschlossene Anstalt eingewiesen.
Selbstmord oder nicht?
War es tatsächlich Selbstmord oder nicht? Diese Frage stellt sich bis heute nach dem Absturz der Boeing 767 der Egypt Air. Sie stürzte am 31. Oktober 1999 auf dem Flug von New York nach Kairo rund 100 Kilometer vor der amerikanischen Küste in den Atlantik. Angeblich nutzte der Co-Pilot die Zeit, als der Pilot auf der Toilette war, um seinen zerstörerischen Selbstmordplan in die Tat umzusetzen. Er stellt angeblich den Autopiloten und die Triebwerke ab und versetzte die Maschine so in die Schwerelosigkeit. Als der erste Pilot zurück ins Cockpit kam versuchte er noch verzweifelt das Flugzeug in einer Höhe von 5.000 Meter abzufangen und zu stabilisieren. Sein Versuch scheiterte, ein zweiter Sturzflug zerriss die Maschine noch in der Luft. 217 Menschen fanden so den Tod. Das Problem: Wegen des ausgeschalteten Triebwerks war der Strom ausgefallen. Deshalb konnte die Blackbox keine weiteren Aufnahmen aufzeichnen. Einen klaren Beweis für einen Suizidversuch des Co-Piloten konnte so nie sicher erbracht werden.
Das Verschwinden der MH370
Wohl kein Flugzeugunglück hat jemals so große Rätsel aufgegeben wie das Verschwinden der MH370 am 8. März 2014. Die Maschine der Malaysia Airline war auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking, an Bord 239 Menschen, als es plötzlich um 01:21 Ortszeit vom Bildschirm der Flugverkehrsüberwachung verschwand. Zuvor hatte das Flugzeug den Kurs gewechselt und ist sieben Stunden lang in gerader Strecke über die offene See geflogen. Funkkontakt gab es in dieser Zeit nicht mehr, allerdings sendete ein an Bord befindlicher Sender weiterhin Signale. Das Flugzeug ist trotz internationaler Bemühungen seitdem spurlos verschwunden, selbst Tiefseeortungsgeräte haben nicht ein winziges Stückchen der Unglücksmaschine finden können. Eine Tatsache, die viele Experten sehr verwundert. Nach heutigen technischen Möglichkeiten ist dieses Verschwinden eigentlich unmöglich. Ein Erklärungsversuch der Experten lautet, dass ein Crew-Mitglied einen Suizid mit Kollateralschaden (Situation, in der Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen werden) unternommen hat. Doch wo ist das Wrack der Maschine?
Zahl der Toten im Luftverkehr 2014 stark gestiegen
Fliegen gehört immer noch zur sichersten Verkehrsmöglichkeit. Und das trotz den schrecklichen Meldungen über Flugzeugunglücke der letzten Jahre. Wie die „dpa“ berichtet, ist die Zahl der Toten im kommerziellen Luftverkehr im Jahr 2014 jedoch auf weltweit 970 gestiegen. „Dies ist der zweithöchste Wert im Zehnjahresvergleich“, erklärt Jan-Arwed Richter, Mitbegründer des Hamburger Flugunfallbüros „Jet Airline Crash Data Evaluation Center (JACDEC) auf der Webseite der „Augsburger Allgemeinen“. Damit soll die Zahl nahezu viermal so hoch sein wie 2013, als „nur“ 251 Menschen bei Flugunfällen ums Leben kamen. Aber auch wenn das schreckliche Geschehen der Germanwings Maschine und der Selbstmord des Co-Piloten Andreas Lubitz momentan viele Passagiere zutiefst verunsichert, ist die Gefahr selbst Betroffener eines Piloten-Suizids zu werden sehr gering. Laut einer Studie der US-Luftraumbehörde Federal Aviation Administration (FAA) aus dem Jahr 2014 gehen von allen Flugzeugunglücken nur 0,3 Prozent auf einen Selbstmord zurück. Alle Selbstmörder waren übrigens Männer, die Hälfte davon alkoholisiert, ein Viertel wiesen Antidepressiva im Blut auf. Alle Piloten sämtlicher internationaler Airlines müssen intensive psychische Eignungs- und Stabilitätstest bestehen, bevor sie überhaupt zugelassen werden. Im späteren Berufsleben folgen regelmäßige medizinische Checks, in denen auch die persönlichen Lebensumstände erforscht werden. Bei kleinsten Unregelmäßigkeiten ist jedes Mitglied der Crew dazu verpflichtet diese – auch anonym – der Aufsichtsbehörde zu melden. Und sowohl der Pilot als auch der Co-Pilot können bei der Lufthansa zum Beispiel ihren Kollegen ablehnen, wenn der Verdacht besteht, er leide unter psychischen Problemen, ist alkoholisiert oder ähnliches. Und eins steht gewiss fest: Nach dem schrecklichen Selbstmord des CO-Piloten Andreas Lubitz der Germanwings Maschine werden weltweit garantiert die Sicherheitsmaßnahmen weiter verschärft, die psychische Stabilität aller Crew-Mitglieder stärker untersucht und alles Menschenmögliche unternommen, um die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten.
14.000 Jahre unfallfrei fliegen
Wer immer noch Angst vor dem Fliegen hat, dem werden vielleicht diese Fakten etwas mehr Sicherheit geben. Laut des Statistischen Bundesamts ist das Flugzeug das sicherste Transportmittel von allen. Mit Abstand am gefährlichsten ist eine Fahrt im Auto. „Pro eine Milliarde Reisekilometer haben sich in den letzten vier Jahren bei Flugreisen 0,3 Menschen verletzt, bei der Bahn waren es 2,7 und beim Auto 276″, wie das Handelsblatt auf seiner Webseite die Studie des Statistischen Bundesamtes zitiert. Selbst wenn man nur die Todesfälle berücksichtigt, liegen Flugreisen in Punkto Sicherheit ganz vorne. Pro Milliarde Reisekilometer kommt im Flugzeug statistisch gesehen niemand zu Tode. Bei Bahnfahrten sind es 0,04 Menschen, bei Autofahrten allerdings 2,9. Umgerechnet würde das bedeuten, dass ein Mensch statistisch gesehen 14.000 Jahre unfallfrei fliegen könnte.
Bilder: Fotolia.com
Redaktion: Patricia Hansen
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