Ein Exklusivinterview mit der Frankfurter Burlesque-Tänzerin Charlette de Luxe (27) über Erotik, Rebellion, Make-up und ihre vielen Verehrer …
Seit wann bist Du Burlesque-Tänzerin?
Seit 2004, seit meinem Debüt beim Londoner Burlesque Festival, konnte ich mich auf dem internationalen Markt etablieren und behaupten.
Wieso und wie wird man überhaupt Burlesque-Tänzerin?
Ich habe mich schon immer besonders für Beauty und Fashion interessiert. Ohne Make-up aus dem Haus gehen war für mich schon sehr früh nicht vorstellbar, künstliche Nägel nicht mehr wegzudenken. Ich trage sogar unter der Woche falsche Wimpern und roten Lippenstift. Ich liebe Glamour; jeden Tag und jede Sekunde! Mein Talent zu tanzen entdeckte ich als Teenager. Das war auch der Zeitpunkt, als ich anfing, mich anders zu stylen als andere. Mein Schlüsselerlebnis aber war der Film „Striptease“ mit Demi Moore. Ich war begeistert und von da war für mich klar: Ich will genau so auf der Bühne stehen und so sexy und provokant sein wie sie. Damals war ich 14 oder 15. Mit Burlesque kann ich all diese Vorlieben vereinen.
Kann man von Burlesque leben?
Ich habe eine Ausbildung als Kosmetikerin gemacht und arbeite freiberuflich in diesem Beruf. An den Wochenenden performe ich. So lebt es sich recht angenehm.
Gibt es Trends oder Moden in der Burlesque?
Ich sammelte sehr viel Wissen über Make-up und Stil und nutze es für mein Auftreten auf der Bühne und bei Fotoshootings. Ich kenne die Trends recht gut, da ich direkt an der Quelle sitze. Denn ich arbeite mit Kosmetikfirmen, die Pin-Up Make-Up der 50er Jahre vertreiben, wie „Benefit“ oder „The Balm“. Für „The Balm“ habe ich sogar als Burlesque-Künstlerin Promotion gemacht und „Benefit“ nutze ich für meine Kundinnen und für mich auf der Bühne.
Macht Burlesque glücklich oder musst du deinen Job vor Eltern und Nachbarn verstecken?
Mich macht es schon glücklich. Ich lebe meinen Traum. Ich war ein sehr schüchternes Mädchen, aber Make-up und Fashion, das Spiel mit der Verkleidung, haben mir einfach viel Selbstvertrauen gegeben. So habe ich gelernt, mich zu behaupten. Sicher gab es auch Leute, denen mein Burlesque-Tanz missfiel, aber ich bin stur und habe diese Kritik einfach ignoriert. Ich lebe schließlich nur ein Mal und da will ich so sein, wie ich bin und nicht so, wie andere mich gerne hätten! Als ich mich dazu entschlossen hatte, Burlesque zu tanzen, habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen, bin über meinen eigenen Schatten gesprungen und ich bereue nichts! Was meine Eltern angeht: Es war schwierig, mich gegen meine Eltern und meine Familie zu behaupten. Ich bin streng religiös erzogen worden, es war also auch ein Stück weit „Rebellion“, als ich dann anfing, mich vor Publikum zu entblößen. Aber ich habe hart für meine Anerkennung gekämpft und letztendlich gewonnen!
Hast Du männliche Bewunderer, die Geschenke und Blumen in die Garderobe schicken?
Oh ja, ich bekomme öfter Blumen oder Parfum und werde zu Essen eingeladen. Dann fühle ich mich stets wie eine Diva!
Und wie reagieren Männer, die dich „zivil“ kennen lernen?
Absolut positiv. Fast alle Männer, die ich date und denen ich erzähle, dass ich Burlesque tanze, reagieren mit Begeisterung und Bewunderung. Ich hatte einen Freund, der fuhr mich gerne zu den Auftritten. Ein anderer übernahm gerne die Rolle des „Bodyguard“. Jede Frau wünscht sich doch einen Mann, der sie so sein lässt, wie sie ist. Das gilt auch für eine Burlesque-Tänzerin. Es gibt ja auch nichts, worauf ein Mann da eifersüchtig sein könnte.
Sehnst du dich manchmal nach einem „normalen“ Leben?
Wieso? Ich könnte ja jeder Zeit wieder „normal“ leben, und das graue Mäuschen spielen – aber ich will nicht! Ich bin anders und das ist auch gut so! Ich würde mein Leben nicht gegen ein anderes tauschen wollen, denn Tanzen, Make-up, Mode und Beauty sind meine Welt.
Die ganze Geschichte über den Ursprung und die Entstehung des Burlesque-Tanzes, spannende Infos und atemberaubende Fotos sind in der Reportage „Viel mehr als nur Striptease: Burlesque“ unter folgendem Link zu finden.
Tipps und Links zum Thema Burlesque
Wer selbst einmal in Troddeln, Fransen und Fifties-Balkonette-BHs steigen möchte, findet heutzutage Wäschemarken wie „Agent Provocateur“ in gängigen Wäscheshops oder im Flagshipstore (München, Marienplatz 11). Kleider im Fifties-PinUp-Style gibt es bei www.ponymaedchen.de. Besonders schöne Lingerie im Burlesque-Style bietet das britische Unternehmen Kiss Me Deadly.
MakeUp und die Haare werden hier zum Nachmachen gestylt.
Literatur über Burlesque
Dita von Teese – „Die Kunst der Burlesque – Die Kunst des Fetisch“
(Schwarzkopf & Schwarzkopf, 39,90 Euro)
Musik zu Burlesque
Tanzstücke aus den 20er- und 30er-Jahren, von Mambo bis Blues
Die Doppel-CD „Best of Burlesque. 50 Original Club Classics“
Fotos: KissMeDeadly, Miss Giggles
Redaktion. Kati Hofacker, www.text-werk-design.de
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