Vorsicht: Betrugsfalle Internet. Seit einigen Wochen bombardiert eine kriminelle osteuropäische Organisation Internet- und Email-User mit harmlos scheinenden Stellenangeboten. Doch die Konsequenzen können für ihre Opfer zur Katastrophe werden – rechtlich und finanziell
Inhalt
Es handelt sich um illegale Geldwäsche
Scheinfirmen überweisen große Beträge
Richter kennen keine Milde
Über 100.000 unseriöse Job-Angebote
Was Sie tun können, um sich zu schützen
Weitere Informationen und Links
Sowohl die Betreffzeile „Stellenangebot“ als auch der Adressat klingen harmlos. Via Email sucht eine namhaft klingende Firma, zum Beispiel die „Heidt Group“, „Solar-International Ltd.“ oder „European Logistic Union“ neue Mitarbeiter. Gesucht werden Operationsmanager, Projekt-Koordinatoren, Handelsvertreter, Finanzagenten oder Fernassistenten um nur einige der vielen Beispiele zu nennen. Selbst das Anschreiben klingt seriös, die Job-Anforderungen sind dagegen eher gering. Ist das Interesse des Angemailten erst einmal geweckt, steckt derjenige schon fast in der Betrugsfalle. Denn das, was diese Verbrecherorganisation anzubieten hat, wirkt auf den ersten Blick sehr lukrativ!
Es handelt sich um illegale Geldwäsche
Geht man mit einer dieser Scheinfirmen ein berufliches Verhältnis ein, wird als erstes ein hoher Betrag auf das eigene Konto überwiesen. 10 bis 20 Prozent von diesem darf man dann selbst als Provision behalten, der Rest wird per Bar-Transfer weiter vermittelt. Und das ist nichts anderes als illegale Geldwäsche!
Scheinfirmen überweisen große Beträge
Axel Gronen, Berater und Experte rund um Internet-Tricks und Autor der Webseite www.wortfilter.de kennt die miesen Betrügerein dieser und anderer Organisation genau. Und er weiß, welche Konsequenzen diese unseriösen Angeboten haben können.
„Normalerweise muss man erst einmal Geld ausgeben um dann etwas zu verdienen. In diesen Fällen ist es genau anders herum. Zuerst bekommt man von den Scheinfirmen Geld auf das Konto überwiesen, und muss letztendlich nicht mehr tun, als einen Teil davon weiter zu überweisen. Da sind viele Menschen bereit etwas zu riskieren“, erklärt er.
Bei den Beträgen handelt es sich um Größenordnungen von 4.000 bis 15.000 Euro. Das Geld stammt hauptsächlich aus zwei Einnahmequellen: Von Online-Konten, die durch Phishing-Mails leer geräumt wurden oder aus Online-Verkäufen, bei denen der Kunde zwar per Vorkasse bezahlen muss, seine Waren dann jedoch nie geliefert bekommt.
Richter kennen keine Milde
Um dieses illegale Geld rein zu waschen, werden die „neuen Mitarbeiter“ mit ihren Kontodaten als Mittelsmänner eingesetzt. Über einen Bargeld-Transferservice wie „Western Union“ oder „MoneyGram“ senden sie den größten Teil des Geldes wieder an Hintermänner, die dann nie ermittelt werden können. Das Bundeskriminalamt sieht deshalb den Mittelsmann als Mitglied einer Geldwäsche-Organisation an und wird somit strafrechtlich belangbar.
„Die eigentlichen Hintermänner sind nicht auffindbar. Doch wenn zum Beispiel ein Opfer des Online-Banking-Betrugs den Schaden bemerkt und Anzeige aufgibt, lässt sich der Mittelsmann über seine Bankdaten schnell finden. Und die Gerichte gehen streng mit den von den Betrügern angeworbenen Geldwäschern um“, erklärt Axel Gronen. „Neben den strafrechtlichen Konsequenzen gibt es auch zivilrechtlich Ärger.
Die Mittelsmänner müssen alle weitergeleiteten Gelder der Betrugsopfer erstatten. Also auch den Teil, den sie per Bargeld-Transfer weitergeleitet haben. Und das kann den totalen finanziellen Ruin bedeuten. Auf Milde kann übrigens niemand hoffen. Die Richter gehen davon aus, dass jeder, der an so einer Transaktion teilnimmt wissen muss, dass es sich um Betrug handelt!“
Über 100.000 unseriöse Job-Angebote wurden verschickt
Die Email-Adressen sind kinderleicht zu bekommen. Für bereits knapp 200 Dollar kann man im Internet CDs mit einer Million Adressen bestellen. Gronen glaubt, dass von den unseriösen Stellenangeboten bisher mindestens 100.000 verschickt wurden. Nach der Veröffentlichung einer entsprechenden Warnung auf seiner Webseite bekam er alleine 40.000 Emails von Usern zurück, die bereits eine solche Email-Anfrage bekommen hatten.
Was Sie tun können, um sich zu schützen
Um sich vor unseriösen Angeboten, Geldwäsche-Betrügereien, Phising-Übergriffen oder ähnlichen Dinge zu schützen, gibt es für ihn hauptsächlich drei Maßnahmen.
- Eine unverlangte Email niemals ernst nehmen. Keine einzige seriöse Firma wird ohne Anfrage eine Email verschicken. Meistens handelt es sich um Betrüger.
- Angebote wie Penisverlängerung, billigen Viagra-Tabletten, sexy Bildern oder angeblicher Millionen-Glücksbeträge einer ausländischen Lotterie sollte man tunlichst meiden und sofort ungeöffnet löschen.
- Ist der Absender nicht bekannt, ebenfalls die Finger von dieser Email lassen. Auch wenn das aus reiner Neugier manchmal schwer fällt. Und wenn Sie eine Email mit einer Rechnung als Anhang bekommen von einer Ware oder Dienstleistung, die Sie niemals angefordert haben, auf keinen Fall den Anhang mit der angeblich ausführlichen Rechnung aufmachen. Hier handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Virus, der es dem Absender ermöglicht, Ihren Rechner fremd zu steuern, zum Beispiel beim Online Banking. Und das kann teure Konsequenzen haben!“
Weitere Informationen und die Liste der potentiell unseriösen Firmenadressen finden Sie unter folgendem Link:
Redaktion: Patricia Kurz
Bild: Fotolia.com
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