Die Deutschen sind bekannt als ein Volk der Dichter und Denker. Kaum ein Land hat über die Jahrhunderte mehr international berühmte und erfolgreiche Lyriker, Dramatiker, Poeten oder Schriftsteller hervorgebracht. Einige ihrer Werke gehören zur Weltliteratur und genießen seit hunderten von Jahren Kultstatuts. Doch über ihr Leben, ihre Bonmots oder exzessiven Leidenschaften haben viele Menschen keine Ahnung. Dieses spannende Wissensquiz kann das ändern. Denn nach diesem Test über die zehn berühmtesten deutschen Schriftsteller können Sie sich mit Stolz in die Riege der Literaturwissenschaftler einordnen – oder etwa nicht?
Der Kritische
Dieser Dramatiker kam unter dem Namen Eugen Bertholt Friedrich 1898 in Augsburg zur Welt, wobei er in seinem späteren Künstlerleben nur seinen mittleren Vornamen benutze. Nach seinem Notabitur 1917 während des ersten Weltkrieges immatrikulierte er sich für Medizin und Naturwissenschaft in der Universität in München. Daraus wurde zum Glück nichts, seine Leidenschaft für das Wort, vor allem für das kritische, überwiegte. Und bereits 1922 wurde sein erstes Stück „Trommeln in der Nacht“ in München uraufgeführt. Wahren Weltruhm erreichte er jedoch durch seine Stücke „Die Dreigroschenoper“ und „Mutter Courage und ihre Kinder“. Er heiratete zwei Mal, unter anderem die berühmte Künstlerin Helene Weigel und wurde Vater von drei Kindern. Als bekennender Marxist und Rebell musste er im zweiten Weltkrieg ins Exil flüchten, kam aber 1959 nach Ostberlin zurück und blieb bis zu seinem Tode 1956 ein Aufrührer mit gewaltigem Wortschatz. Seine Initialen lauten übrigens B.B.
Das Genie
Dieser Deutsche ist wohl der berühmteste Dichter Deutschlands. Jedes Kind wird in der Schule mit einigen seiner berühmtesten Werke wie „Faust“ oder „Die Leiden des jungen Werther“ konfrontiert. Und etliche Deutschschulen weltweit sind nach ihm benannt. Sein Vorname lautet Johann Wolfgang von. Doch dieses Genie zeigte nicht nur ein überdurchschnittliches schriftstellerisches Talent, sondern bewies auch, dass er ein grandioser Mathematiker und Künstler war. Seine „Italienreisen“ sind ebenso bekannt wie sein ausgeprägtes Liebesleben. Geboren ist er in Frankfurt am Main 1749. Er wurde stolze 83 Jahre alt. Und seine letzten Worte lauteten: „Mehr Licht!“ Aus „Faust“ stammt auch das geflügelte Wort: Am Anfang war das Wort!
Der Romantiker
Eigentlich sollte dieser Dichter aus dem Schwäbischen im evangelischen Kloster Maulbronn studieren. Doch er flieht bereits nach sieben Monaten, weil er nach eigenen Angaben „entweder Dichter oder gar nichts“ werden will. Seine Erfahrungen während der Schulzeit verarbeitet er in seinem Roman „Unterm Rad“, ein Werk, das bis heute als ein Bestseller bei Jugendlichen gilt. Auch seine späteren Werke wie „Steppenwolf“, „Narziss und Goldmund“ oder „Siddhartha“ gehören zu den modernen Klassikern. Hermann, wie der romantische Dichter mit Vornamen heißt, flieht im Zweiten Weltkrieg in die Schweiz, erhält dort erst den „Goethe Preis“ der Stadt Frankfurt und wird 1946 sogar mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. 1962 stirbt er. Eins seiner berühmtesten Zitate stammt aus seinem Erfolgsbuch „Siddhartha“: „Liebe kann man erbetteln, erkaufen, geschenkt bekommen, auf der Gasse finden, aber rauben kann man sie nicht.“
Die Verfolgte
Von dieser deutschen Schriftstellerin gibt es nur ein Werk. Doch kaum ein Buch ist ein größeres Symbol gegen die Unmenschlichkeit des Völkermordes in der Zeit des Nationalsozialismus. Anne wurde 1929 in Frankfurt am Main geboren und zeigte sich schnell als fröhliches, intelligentes aber auch rebellisches Kind. Im Zweiten Weltkrieg musste sie mit ihrer Familie 1942 in die Niederlande flüchten, da sie Jüdin war. Jahrelang hielt sich die gesamte Familie in einem Hinterhaus in Amsterdam versteckt. In dieser Zeit schrieb Anne in ihr Tagebuch und hielt so alle Gedanken und Ängste einer Jugendlichen in der Zeit des Holocaust und des Schreckens fest. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sie und ihre Familie von den Nazis entdeckt und in das Konzentrationslager Ausschwitz deponiert, wo sie 1945 mit nur 15 Jahren verstarb. Ihr Vater Otto überlebte den Holocaust und veröffentlichte die Tagebücher seiner Tochter, die sie noch vor ihrer Verhaftung im Dachstuhl verstecken konnte, nach dem Krieg. Eines der berührenden Zitate einer 14 Jährigen Schriftstellerin lautet: „Es ist ein Wunder, dass ich all meine Hoffnungen noch nicht aufgegeben habe, denn sie erscheinen absurd und unerfüllbar. Doch ich halte daran fest, trotz allem, weil ich noch stets an das Gute im Menschen glaube.“
Der Abenteurer
Als der kleine Karl 1842 im sächsischen Ernstthal zur Welt kam, prophezeite ihm niemand eine glorreiche Zukunft. Er war eins von 14 Kindern einer armen Weberfamilie und bis zu seinem fünften Lebensjahr blind. Obwohl ihn sein Vater regelrecht in die Schule prügelte und er den Beruf des Lehrers erlernte, zeichnete er sich hauptsächlich als Kleinkrimineller und Dieb aus und musste dafür auch mehrfach ins Gefängnis. Einmal gelang ihm die Flucht und bei seiner Wiederverhaftung erklärte er den Polizisten glaubhaft, er heiße Albin Wadenbach, Sohn eines reichen Plantagenbesitzers von der Insel Martinique. Ebenso phantasievoll zeigte er sich auch in seinen schriftstellerischen Werken. Obwohl er zur Zeit der Entstehung seiner Abenteuerromane noch nie aus Deutschland gelangt war, erzählte er die abenteuerlichsten Geschichten aus Amerika, Mexiko oder dem Orient. Besonders die beiden Protagonisten Winnetou und Old Shatterhand sind im dabei sehr ans Herz gewachsen. So sehr, dass er die berühmte „Silberbüchse“ nach seinen Vorstellungen für sich anfertigen ließ. Laut der UNESCO ist er der meistgelesene Schriftsteller deutscher Sprache und die weltweite Auflage seiner Werke in allen Sprachen wird auf 200 Millionen geschätzt.
Der Kinderfreund
Millionen von Kindern lieben seine Bücher. Dabei war dieser Schriftsteller eigentlich mehr dem Kabarett zugetan. Geboren wurde er 1899 in Leipzig. Doch seine wahre Heimat sollte München werden, in der er nach dem Zweiten Weltkrieg das Kabarett „Die Schaubude“ gründete. Nach dem ersten Weltkrieg bekam er seine erste Chance sein Schreibtalent zu beweisen bei der „Neuen Leipziger Zeitung“. Allerdings nicht lange, da er ein äußerst erotisches Gedicht veröffentlichte, musste er seinen Tisch räumen. Gleichzeitig schrieb er für Kabarett-Aufführungen und das Theater kritische Texte. Doch Erich hatte weitere Talente. Seine Kinderromane wie „Emil und die Detektive“ oder „Pünktchen und Anton“ sind bis heute Klassiker und mehrfach verfilmt. Seine langjährige Lebensgefährtin Luiselotte diente übrigens als weibliche Vorlage für „Das doppelte Lottchen“.
Der Bedeutende
Er gilt als der bedeutendste deutsche Dramatiker, Lyriker und Philosoph und verkörperte wie kein anderer die Zeit des „Sturm und Drangs“. Kein Wunder also, dass ihn und sein Kollege Johann Wolfgang von Goethe eine tiefe, innige Freundschaft verband. Doch vor allem gilt Friedrich, so sein Vorname, als freiheitsliebender Rebell und Aufklärer. Geboren ist er 1759 in Marbach am Neckar, studiert hat in der Militärakademie in Karlsruhe. Doch bereits mit 13 Jahren verfasste er erste Dichterwerke, die leider verschwunden sind. Das strenge Regiment der Militärakademie konnte er nie überwinden. Ein Grund, warum er noch mit 15 Jahren Bettnässer war. Und nach Beendigung seines Studiums wurde er sogar zum Fahnenflüchtigen, nur um seiner wahren Berufung zu folgen. Bereits in frühen Jahren schrieb er sein Meisterwerk „Die Räuber“, ein Theaterstück, das die Jugend der damaligen Zeit wegen seines aufständischen und rebellischen Inhalts begeisterte. Auch in seinen Werken „Kabale und Liebe“ oder „Maria Stuart“ kritisierte er wortgewandt die Zustände seiner Zeit und rief zu freiem Denken auf. Sein lyrisches Werk „Das Lied von der Glocke“ quälte hunderte von Jahren die Schüler, da dies zum Standartlehrplan beim Auswendiglernen gehörte. Und der berühmte Philosoph Emanuel Kant ließ sich durch seine Denkansätze inspirieren und leiten. Friedrich starb 1805 nach langer Krankheit in Weimar. Doch seine unzähligen Werke bleiben wohl in Ewigkeit für die Menschheit erhalten.
Der Umstrittene
1927 wird dieser Schriftsteller mit dem Namen Günter in Danzig geboren. Bereits mit 17 Jahren wird er Luftwaffenhelfer, kurz darauf tritt der der SS-Panzerdivision „Frundsberg“ bei, wofür er Jahrzehnte später stark kritisiert wird. Nach dem Krieg verfolgt er zuerst den Weg eines Bildhauers und Künstlers, bis er seine Liebe zur Schreiberei entdeckt. Mit „Die Blechtrommel“ liefert er ein Meisterwerk ab, das später auch verfilmt wurde. Ebenfalls grandiose Meisterwerke sollten „Der Butt“ und „Die Rättin“ werden. 1999 erhält er sogar den Literaturnobelpreis. Doch Günter zeichnet sich neben seinem schriftstellerischen Talent vor allem als politischer Kritiker aus. Er ist bis zu seinem freiwilligen Austritt ein streitbarer SDP-Politiker, beschimpft die „Hau-Ruck-Wiedervereinigung“ und beteiligt sich an Protestaktionen gegen die Notstandgesetze. 2015 stirbt der umstrittene aber wortgewaltige Schriftsteller mit 87 Jahren in Lübeck. Über sich selbst sagte er zu Lebzeiten: „Ich bin ein lebenslustiger Pessimist!“
Der Kontroverse
Aus Düsseldorf stammt dieser Dichter, der als letzter Dichter der Romantik gilt. Sein Taufname war Harry. Doch als er in späteren Jahren vom Judentum zum Christentum wechselte, legte er sich den Vornamen Heinrich zu. Allerdings gibt es bis heute unzählige antisemitische Stimmen, die die wunderbaren Werke Heinrichs verleumden. Andererseits gibt es kaum einen Dichter, dem mehr Denkmäler in Deutschland gewidmet wurden. Ebenso sieht es mit Briefmarken aus. Dabei zog es Heinrich vor in Paris zu leben, wo er auch 1856 beerdigt wurde. Zu seinen guten Freunden zählte Marx und Engels und Heinrich war ein großer Fan der Französischen Revolution. Obwohl seine Wahlheimat Frankreich war, überzeugte er durch deutsche Wortschönheit. Und schrieb unter anderem die berühmten Gedichtzeilen „Denk ich an Deutschland in der Nacht, Dann bin ich um den Schlaf gebracht, Ich kann nicht mehr die Augen schließen, Und meine heißen Thränen fließen.“ Aus seiner Feder stammen auch das berühmte „Deutschland. Ein Wintermärchen“ und unzählige anderen romantischen Gedichte.
Der Lehrer
„Wo ich bin, ist Deutschland!“ Mit diesen Worten begeisterte dieser Autor von Bildungsromanen 1938 nach seiner Flucht aus Deutschland nach Amerika die Welt. Doch bereits viele Jahre zuvor hatte er mit einer gehörigen Portion Ironie und tiefenpsychologischen Einblicken die Literaturgeschichte mitgeschrieben. Unter anderem stammen aus seiner Feder „Die Buddenbrooks“, „Der Zauberberg“ oder „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krulls“. Geboren ist Thomas in Lübeck, mit seiner Frau Katia ist er jedoch bald nach München und in die Schweiz gezogen. Sein Bruder Heinrich wurde ebenfalls Schriftsteller, konnte aber nie an die Erfolge von Thomas anknüpfen. 1929 bekam er sogar den Nobelpreis für Literatur überreicht. Und nach dem Zweiten Weltkrieg forderten einige Tagezeitungen in Deutschland sogar, dass er erster Bundespräsident werden sollte. Thomas lehnte ab. Seine kritischen Auseinandersetzungen mit seinem Heimatland wären zu stark gewesen, glaubte er.
Redaktion: Patricia Hansen
Quiz
Haben Sie gut aufgepasst? Überprüfen Sie nun, mit einem kleinen Test, was Sie sich vom vorangehenden Text merken konnten.
[WpProQuiz 25]
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