Jeder Mensch hat seinen eigenen Charakter. Manche Menschen bleiben selbst in Ausnahmesituationen die Ruhe selbst. Manche rasten bei jeder Kleinigkeit komplett aus. Manche baden am liebsten im Selbstmitleid, andere dagegen sind zutiefst davon überzeugt, dass ausschließlich ihre Mitmenschen an ihrem Unglück schuldig sind. Dass die Menschen so unterschiedlich sind, hat vor 2.500 Jahren bereits der griechische Philosoph Hippokrates entdeckt. Nach langen Studien hat er den menschlichen Charakter in vier Grundformen eingeteilt: den Choleriker, den Melancholiker, den Phlegmatiker und den Sanguiniker. Diese Grundformen haben bis heute ihre Gültigkeit. Doch wissen Sie, welchem Typus Sie am ehesten entsprechen?
Der ewige Ärger mit dem streitlustigen Nachbarn oder das ständige Gejammere der Kollegin kann ganz schön auf die Nerven gehen. Da ist einem doch der stets fröhliche Kumpel lieber, der selbst in der verfahrendsten Situation etwas Positives entdecken kann. Das war vor 2.500 Jahren nicht anders als heute. „Doch warum sind die Menschen so unterschiedlich?“, fragte sich damals Hippokrates, und versuchte dem Geheimnis mittels der Viersäftelehre, auch Humoralphatologie genannt, auf die Spur zu kommen. Seine Erkenntnisse aus der Humoralpathologie – Humores heißt im Griechischen Körperflüssigkeiten – war derartig überzeugend, dass sich der Arzt und Astronom Galenus von Pergamon Jahrhunderte später noch daran hielt und die berühmte Temperamentenlehre darauf aufbaute. Doch was haben Körperflüssigkeiten mit dem Charakter eines Menschen zu tun? Galenus war sich sicher, dass gewisse Körperflüssigkeiten wie Blut, Galle oder Schleim die Psyche und die Physe eines Menschen mitprägen. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte er die vier Temperamente: der Phlegmatiker (Schleim: gr. Phlegma), den Choleriker (gelbe Gallenflüssigkeit: gr. Cholé), den Melancholiker (schwarze Gallenflüssigkeit: gr. Melaine cholé) und den Sanguiniker (Blut: gr. Sanguis). Diese Einteilung der unterschiedlichen Temperamente ist bis heute gültig. Im Mittelalter hat man den verschiedenen Charakteren noch Himmelsrichtungen, Tiere, Jahreszeiten und Elemente hinzugefügt. Und selbst im christlichen Glauben treten diese Temperamente in Erscheinung. Den vier Aposteln Johannes, Petrus, Markus und Paulus wurde je ein Temperament zugesprochen. Johannes ist der Sanguiniker, Petrus der Phlegmatiker, Markus der Choleriker und Paulus der Melancholiker. Ob diese charakterliche Bestimmung tatsächlich ihrem Wesen entsprach ist allerdings ungeklärt. So weit, so gut, doch wissen Sie welche Körperflüssigkeiten mehr oder weniger Ihr Temperament bestimmen? Hier einige Beispiele und Erklärungen der unterschiedlichen Temperamentsformen.
Der Sanguiniker
„Mein Leben ist einfach schön!“ Das kann der Mensch mit Temperament 1 von Herzen von sich behaupten. Er ist aufgeschlossen, lebhaft und redegewandt. An Freunden mangelt es ihm nicht, ebenso wenig an Optimismus. Allerdings hat er auch seine negativen Seiten. Ausdauer ist nicht seine Stärke. Er liebt es mit Begeisterung eine Sache anzufangen. Ob er sie auch zu Ende führt, steht in den Sternen. Außerdem liebt er Exzesse, hat den Hang zur Geschwätzigkeit und kennt wenig Skrupel. Seinem Charakter spricht die Temperamentenlehre die Körperflüssigkeit Blut zu. In seinen ihm zugesprochenen Elementen findet man viele Dinge, die dem Neubeginn entsprechen. So zum Beispiel den Morgen, das Frühjahr und die Kindheit. Und er kann mit Fug und Recht von sich behaupten: „Gut gebrüllt Löwe!“
Der Phlegmatiker
„Mein Leben ist anstrengend!“ Und für einen Menschen mit dem Temperament 2 dürfte das aus subjektiver Sicht auch stimmig sein. Er hat das ständige Bedürfnis nach Ruhe, ist langsam und schwerfällig. Seine Mitmenschen unterstellen ihm Trägheit und mangelnde Lebhaftigkeit. Und der große Denker Aristoteles hielt ihn sogar für minderwertig. Dabei hat er anscheinend ganz übersehen, dass dieser Mensch auch ganz wunderbar Eigenschaften besitzt. Er ist friedliebend, ordentlich, zuverlässig und diplomatisch. Kurz und gut: Ein Mensch, auf den man sich ganz und gar verlassen kann. Die Temperamentenlehre spricht ihm die Körperflüssigkeit Schleim zu. Seine Elemente entsprechen der Ruhe und der Vergänglichkeit. Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter gehören also dazu. Und er kann von sich behaupten: „Ich bin stark und gelassen wie ein Ochse!“
Der Choleriker
„Nicht mit mir!“ Diesen Satz dürfte ein Mensch mit dem Temperament 3 wahrscheinlich häufig brüllen. Er lässt sich nämlich nichts gefallen und rastet bei jeder Kleinigkeit sofort aus. Eine seiner beliebtesten Taktiken um seinen Willen zu bekommen ist die Methode: Mit dem Kopf durch die Wand. Gelingt ihm das nicht, dann kann er schon mal randalieren, lauthals schimpfen und seinem Willen mit übermäßigen Affekthandlungen Nachdruck beweisen. Aber natürlich hat auch er einige positive Eigenschaften. Er ist zum Beispiel besonders willensstark, furchtlos, entschlossen, ausdauernd und begeisterungsfähig. Außerdem gilt er als besonders verlässlich – wenn da sein dummer Jähzorn nicht wäre. Langeweile kommt in seiner Gegenwart auf jeden Fall niemals auf.
So viel Temperament verdeutlicht sich auch in seinen Elementen. Seine Zeiten sind Sommer, Mittag und die stürmische Zeit des Heranwachsens vom Kind zum Erwachsenen. Bekanntlicherweise keine einfache Zeit. Die Temperamentenlehre spricht ihm die gelbe Gallenflüssigkeit zu. Insgesamt kann dieser Mensch von sich behaupten: „Ich bin unbezähmbar wie eine Katze!“
Der Melancholiker
„Das Leben ist schrecklich!“ Menschen der Kategorie Temperament 4 sehen einfach alles schwarz. Kein Wunder also, dass ihnen auch die entsprechende Gallenflüssigkeit zugesprochen wird. Zum Glück kann er meistens nur wenig Menschen mit in seinen persönlichen Frust einbeziehen. Denn viele Freunde hat er eher nicht. Ebenso unwahrscheinlich ist ein ausgelassenes Lachen auf seinen Lippen. Er ist lieber alleine, hasst Veränderungen und schnelle Entscheidungen. Trotzdem: Ohne ihn würde im Leben etwas fehlen. Er ist fleißig, gründlich und ausdauernd. Blender und Angeber haben bei ihm keine Chance. Für seine Mitmenschen ist er eine wirkliche Stütze und emotional ist er immer auf ihrer Seite. Auch wenn ihn bereits kleine Misserfolge bedrücken. Doch letztendlich hat er etwas, was vielen Menschen fehlt: Tiefgang
Entsprechend seines Charakters wurden auch die entsprechenden Elemente erwählt. Der Herbst, der Abend und das Erwachsenenalter sind seine Zeiten. Die Verbindung zur Mutter Erde ist besonders ausgeprägt. Und er wird mit stolz von sich behaupten: „Ich trage mein Haupt stolz erhoben wie ein Hirsch!“
Und, haben Sie erkannt, welchem Temperament Sie am ehesten angehören? Keine Sorge, wenn Sie sich in keinem der vier Temperamenten 100prozentig wiedererkennen. Jeder Mensch trägt von jedem Temperament etwas in sich. Entscheidend ist wie viel. Dieser Wissenstest kann Ihnen bei der eigenen Erkenntnis helfen. Ein kleiner Tipp: Die vier Charaktere der Humoralpathologie bauen sich auf die Körpersäfte auf, die oben beschrieben wurden. Viel Spaß beim Raten.
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Era Gross says
Ich bin neugierig