Der Frühling hat viel zu bieten: erste warme Sonnenstrahlen und bunte Blütenpracht, kurze Röcke und freundliche Farben. Doch leider auch Hormonchaos, Unfallrisiko und Frühjahrsmüdigkeit. Wissen Sie was die „schönste Zeit des Jahres“ tatsächlich alles bei Natur und Mensch verändert? Dieser Test verrät es ihnen...
Endlich ist es wieder so weit. Die eiskalten, grauen Tage des Winters haben ein Ende. Die ersten warmen Sonnenstrahlen locken die Menschen in die Straßencafes. Das erste zarte Grün der Knospen erwecken die kahlen Äste der Büsche und Bäume zu neuem Leben. Der Frühling meldet sich zurück. Und mit ihm die Lebenslust. Wenn alles grünt und blüht und die dicken Wintersachen in den Kleiderschrank wandern, beginnt die schönste Jahreszeit – meint man. Doch nicht alles, was der Frühling zu bieten hat, ist auch wirklich ein Grund zur Freude. Viele Menschen leiden gerade zwischen März und Mai wahre Höllenqualen. Allergiker müssen sich regelrecht in ihren eigenen vier Wänden verstecken, wenn sie den Pollen entkommen wollen. Besonders sensible Menschen leiden unter Depressionen und bei den meisten spielen die Hormone schlichtweg verrückt. Dass das seine Richtigkeit hat, haben Wissenschaftler schon längst bewiesen.
Ein Beispiel ist zum Beispiel der Faktor Licht. Die Tage werden länger, die Sonne scheint wieder öfters und dadurch werden im menschlichen Körper verschiedene Hormone freigesetzt. In den dunkleren, kalten Jahreszeiten wird mehr Melatonin, das „Verjüngungshormon“, ausgeschüttet, das auch die Ausschüttung von Sexualhormonen anregt. Im Frühling kommt vermehrt Serotonin, ein Neurotransmitter, hinzu, dessen Produktion durch die Lichtverhältnisse reguliert wird. Und das kann, obwohl es sich eigentlich um ein Glückshormon handelt, beim Menschen zu regelrechtem Gefühlschaos führen. Helmut Schatz, Facharzt für Innere Medizin und Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) weiß warum. Er ist sich sicher, dass die Kombination von Serotonin und der Steigerung der optischen Reize – alles blüht und grünt, die Welt leuchtet, Blumenduft kitzelt in der Nase – den Menschen überfordern kann. Zum Beispiel ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Farbe Rot anregend auf die Psyche wirkt. Blau dagegen entspannt und Grün beruhigt. Und all diese Reize sind plötzlich auf einmal vorhanden. Einige sensible Menschen kommen mit dieser Reiz-Explosion nicht zurecht. Oftmals sind Depressionen die Folge. Statistisch gesehen sind für psychisch labile Menschen nicht die düsteren Monate wie November oder Dezember am gefährlichsten, sondern die Frühlingsmonate. Die Selbstmordrate steigt in diesen Monaten rapide an. Fachleute sprechen vom sogenannten „Frühsommer-Gipfel“. Grund dafür ist der große Unterschied zwischen neu aufblühender Lebenslust der Natur und der inneren Trostlosigkeit. Möglich ist allerdings auch, dass schlichtweg das bleierne Gefühl der Frühjahrsmüdigkeit ein Auslöser für Depressionen sein kann. Immerhin leiden bis zu 60 Prozent der Frauen unter diesen unangenehmen Müdigkeitsattacken. Männer sind weniger davon betroffen, doch auch 40 Prozent des „starken Geschlecht“ leidet im Frühling unter Dauermüdigkeit. 100.000 bis 150.000 Suizidversuche können pro Jahr auf die Frühjahrsumstände zurückgeführt werden. Übrigens vermehrt in Bayern, während in Sachsen-Anhalt am wenigsten Menschen den Freitod wählen.
Doch zurück zu den Hormonen. Melatonin ist ein Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus reguliert. Es wird im Darm und in der Netzhaut freigesetzt und das hauptsächlich gegen drei Uhr nachts. Im Herbst und im Winter wird auf Grund der geringeren Lichtverhältnisse wesentlich mehr Melatonin produziert. Und plötzlich kommt vermehrt Serotonin, dessen Produktion vom Licht angekurbelt wird. Dieses hormonelle Chaos bekommt dem Menschen nicht gut. Sein Organismus steht unter Dauerbeschuss. Kein Wunder also, dass Körper und Seele mit schlechter Laune, Müdigkeit, Schlappheit und Depressionen reagieren.
Und es gibt noch eine weitere Gefahr, die der Frühling mit sich bringt: den Frühjahrsputz! Denn es gibt zu keiner Zeit mehr tödliche Unfälle im Haushalt als zwischen März und Mai. 7.000 Tote fordert das „Groß-Reine-Machen“ pro Jahr durchschnittlich. Und natürlich, wen wundert es, sind mehr Frauen betroffen als Männer. Der Grund für die tödliche Putzorgie liegt auf der Hand. Denn wenn die Natur sich wieder im schönsten Outfit präsentiert, will die Hausfrau/Hausmann es ihr gleich tun und putzt und scheuert, was sonst nicht alltäglich gesäubert wird. Und diese nicht alltäglichen Aktionen, oft in luftiger Höhe wie zum Beispiel beim Fensterputzen, sind eben auch ein bisschen riskanter.
Wer glaubt, dass im Frühling mehr Nachwuchs gezeugt wird, irrt übrigens gewaltig. Die eigentliche hormonelle Lustexplosion findet in deutschen Schlafzimmern im Winter statt. Und das, obwohl im Frühling mehr Sexualhormone ausgeschüttet werden. Aber auch hier hat die Natur ihre Finger im Spiel. Denn erst, wenn der Frühling die Pflanzen und Tiere zu neuem Leben erweckt, ist auch ausreichend Nahrung für den Nachwuchs vorhanden. Also ist es biologisch sinnvoll, wenn der Nachwuchs im Frühling zur Welt kommt und dann bis zum Herbst einen vollen Speiseplan hat, bzw. sich die Mutter keine Sorgen um ihre Verpflegung machen muss und so ausreichend Kraft und Energie zum Stillen hat. Allerdings haben schottische Forscher herausgefunden, dass Menschen, die im Frühling geboren werden, eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit haben, an Erkrankungen wie Multipler Sklerose zu erkranken. Die Ursache dafür liegt wahrscheinlich am Vitamin-D-Mangel, den schwangere Frauen in den Wintermonaten haben können. Außerdem ist das Infekt-Risiko im Winter bei den werdenden Müttern größer. Und darunter leidet dann eben auch das Immunsystem des noch ungeborenen Kindes.
Übrigens wissen die meisten Menschen nicht, wann der Frühling eigentlich tatsächlich beginnt. Denn es gibt einen astronomischen, einen meteorologischen und einen phänologischen Frühlingsbeginn. Astronomisch ist er durch die Tag-und-Nacht-Gleiche festgelegt, die zwischen dem 19. und 21. März auf der Nordhalbkugel stattfindet. Meteorologisch beginnt er immer am 1. März. Und phänologisch – dem Entwicklungszustand der Pflanzen zugeordnet – gibt es drei Phasen. Vom Vorfrühling mit Blühbeginn der Schneeglöckchen, der Erstfrühling, wenn die Forsythien blühen bis zum Vollfrühling, wenn der Flieder und die Apfelbäume sich in ihrer schönsten Pracht zeigen.
Und doch, trotz aller Unkenrufe, Frühjahrsmüdigkeit, erhöhter Unfallgefahr und Hormonchaos bleibt der Frühling das, was er immer schon war: die schönste Zeit des Jahres!
Bild: Pixabay.com
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Lennart Fischer says
Hallöchen, ich wollte mich kurz für den Artikel bedanken! Hat mir sehr geholfen. VG