Am 13. August 1961 begann unter Aufsicht der Nationalen Volksarmee der Mauerbau in Berlin, der über Jahrzehnte praktisch und symbolisch die Trennung von Ost- und Westdeutschland signalisierte. Unzählige Menschen aus der DDR versuchten in den folgenden Jahren die Mauer zu überwinden und ihren Weg in die Freiheit zu meistern. Manchen Menschen gelang die Flucht auf abenteuerliche Weise, viele wurden bei dem Versuch getötet. Am Ende musste der „antifaschistische Schutzwall“ doch dem Freiheitsdrang der Menschen weichen. Doch in der deutschen Geschichte wird die Berliner Mauer für immer einen wichtigen Platz behalten!
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde in der Jaltakonferenz Deutschland in die vier Besatzungszonen der alliierten Staaten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich aufgeteilt, ebenso die ehemalige Reichshauptstadt Berlin. Der Beginn des Kalten Krieges. Doch schnell zeigte sich, dass „der Westen“ ein verlockendes Ziel von vielen Deutschen wurde. Anfänglich gab den „kleinen Grenzverkehr“, der es Pendlern und Bauern erlaubte, mit einem Interzonenpass von Ost nach West zu gelangen. Doch schnell war der DDR-Regierung klar, dass immer mehr Einwohner hauptsächlich durch das Schlupfloch Berlin abwanderten, vor allem gut ausgebildete, junge Menschen. Für die DDR-Regierung unter Ulbricht nicht nur ein Schlag ins politische Gesicht, vor allem die damit zusammenhängende Unterwanderung der Wirtschaftskraft bereitete Sorgen. Immerhin arbeiteten rund 50.000 Ostberliner zu den finanziell günstigeren Bedingungen im Westen – und wurden statt mit der eher wertlosen Ostmark mit der starken D-Mark ausgezahlt! Insgesamt 3,5 Millionen Menschen flohen bis zum Bau der Berliner Mauer aus der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR. 1961 beschlossen die Genossen, diesem Treiben ein Ende zu setzen, allerdings erst im Geheimen. Auf die Frage, ob ein Mauerbau geplant sei, antwortete Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 noch: „Es ist mir nicht bekannt, dass solche Absicht besteht, dass sich die Bauarbeiten in der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigt…“ Eine glatte Lüge, wie sich kaum zwei Monate später herausstellte. Übrigens war Ulbricht der Erste, der den Begriff Mauer in diesem Zusammenhang benutzte. Am Samstag, den 12. August 1961 ging beim Bundesnachrichtendienst folgende Information eine: „Die Lage des ständig steigenden Flüchtlingsstroms macht es erforderlich, die Abriegelung des Ostsektors von Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone in den nächsten Tagen durchzuführen…!“ Adressat war Ostberlin und die SED-Zentrale (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands). Noch in der gleichen Nacht begannen knapp 15.000 Angehörige der Volkspartei die Straßen und Gleiswege nach Westberlin abzuriegeln. Am nächsten Tag begannen die Bauarbeiten der insgesamt 167,8 Kilometer langen Grenzanlage mit 302 Beobachtungstürmen, 20 Bunkern und 259 Hundelaufanlagen, die Westberlin in den folgenden Jahrzehnten fest umschloss.
Das Chaos, die Bestürzung und Angst, die der Beginn des Mauerbaus bei der Bevölkerung hervorrief, war immens. Tausende Menschen versuchten bis zur letzten Sekunde in den westlichen Sektor von Berlin zu flüchten. Eins der bewegendsten Bilder der damaligen Zeit entstand, als der damals 21-jährige Volkspolizist Conrad Schumann am 15. August mit einem gewagten Satz über den Stacheldrahtzaun sprang, dabei seine Maschinenpistole fallen ließ, um in einem zehn Meter entfernten Westpolizeiwagen, dessen offenstehende Türe ihn ermutigt hatte, Schutz zu suchen. Schumann war nicht der Einzige der flüchtete. Bis zum September 1961 desertierten von den eingesetzten Sicherungskräften 85 Mann. In 216 Fluchtversuchen gelangen 400 Menschen in den westlichen Sektor von Berlin. Bundeskanzler Konrad Adenauer rief die Bevölkerung zur Ruhe und Besonnenheit auf. Alleine Berlins regierender Bürgermeister Willy Brandt protestierte energisch aber erfolglos gegen die Mauer, die seine Stadt schon bald eng umschloss und abriegelte.
Unvergessen blieb auch die spektakuläre Flucht von 57 Männern, Frauen und Kindern im Jahre 1964, die sich durch einen selbstgebauten Tunnel in der Bernauer Straße in den Westen retten konnten. Sechs Monate hatten 35 Studenten in absoluter Geheimhaltung diesen Fluchttunnel gebaut. „Es war der erfolgreichste Tunnel, der jemals gebaut wurde“, beschreibt Wolfgang Kockrow heute, einer der Miterbauer des waghalsigen Projektes. Insgesamt gab es an der Berliner Mauer rund 5.000 Fluchtversuche, mehr als 3.000 scheiterten allerdings und 254 DDR-Bürger starben bei dem Versuch, die Berliner Mauer zu überwinden.
Nach 28 Jahren fiel die Mauer in der Nacht vom Donnerstag, den 9. November auf Freitag, den 10. November 1989. Anlass waren die immer größer werdenden Massenkundgebungen der DDR-Bevölkerung und die stärker werdenden Forderungen nach Reisefreiheit aufgrund eines neuen Reisegesetzes. Kurz zuvor hatten bereits tausende Menschen aus der DDR über verschiedene osteuropäische Hauptstädte wie Prag oder Warschau „Republikflucht“ begangen. In einer spektakulären Rede vom Balkon der Deutschen Botschaft in Prag erklärte der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher am 30. September 1989, dass alle DDR-Bürger, die sich in die Botschaft geflüchtet hatten, in die Bundesrepublik ausreisen durften. Diese Rede ging als „psychologischer Mauerfall“ in die Geschichte ein. SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski erklärte in einer Pressekonferenz am 9. November um 18:57 Uhr schließlich, „…, dass wir uns deshalb dazu entschlossen haben, heute eine neue Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen!“ Um dem großen Druck der Menschenmassen zu mindern, wurde es am Grenzübergang Bornholmer Straße um 21:20 Uhr den ersten DDR-Bürgern erlaubt, nach Westberlin auszureisen. Allerdings wurden ihre Personalausweise dabei als ungültig abgestempelt, sie wurden damit offiziell ausgebürgert. Aufhalten ließ sich durch diese Maßnahme jedoch kaum jemand. Im Gegenteil, immer mehr Menschen drängten sich an den Grenzübergängen, bis Oberstleutnant Harald Jäger eigenmächtig um 23:30 Uhr den Grenzübergang Bornholmer Straße öffnen ließ und die Passkontrollen einstellte. Innerhalb von 45 Minuten gelangten über 20.000 Menschen von Ost- nach Westberlin, wo sie begeistert empfangen wurden. Die Mauer, die Berlin fast drei Jahrzehnte gefangen hielt, war endgültig gefallen!
Bild: pixabay.de
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Lilli Zell says
Es ist sehr toll