Alles über den Bestseller „Darm mit Charme“ und die Autorin Giulia Enders
Pupse, Kacka, Madenwürmer – für die meisten Menschen ein Thema, über das sie freiwillig nicht gerne reden. Erst recht nicht mit diesen Fäkalausdrücken und vor allem nicht in der Öffentlichkeit. Ganz anders bei der Medizinstudentin Giulia Enders. Sie hat mit ihrem Buch „Darm mit Charme“ einen Bestseller abgeliefert, der bereits in 60.000 deutschen Haushalten auf dem Nachttisch liegt. Ohne Scheu, mit viel Humor und qualifiziertem Fachwissen erklärt sie alles über ihr Lieblingsorgan und macht dieses unterschätzte Organ salonfähig. Wie gut sie das kann, beweisen unzählige Videos ihrer Lesereise im Netz und der erste Preis bei drei Science-Slams 2012, eine Art Stand-up-Comedian-Show für Wissen-chaftler. Hier einige der besten Erklärungen zum Eigenleben eines unterschätzten Organs.
Inhalt:
- Pupsen und kacken
- Der unnötige Blinddarm
- Der Schließmuskel
- Eine kleine Lektüre zum Kot
- Der Darm als Depressionskiller
- Verdauungsprobleme
- Die klugen Madenwürmer
- Giulia Enders – ein Porträt
Pupsen und kacken
Eins ist sicher: Wir Deutschen kacken falsch. Unsere Vorfahren wussten noch wie es geht, nämlich in der Hocke. Wer jedoch aufrecht auf der Toilette sitzt, verschließt mit einem Muskel regelrecht seinen Darm. Natürlich müssen jetzt nicht alle Sitztoiletten ausgetauscht werden. Giulias Tipp: Den Oberkörper vorbeugen und einen kleinen Hocker unter die Füße stellen. Wer sich an diese Haltung einmal gewöhnt hat, wird nie wieder anders kacken. Übrigens war es dieser Vorgang, den Giulia Enders ursprünglich zu dem Buch inspiriert hat. Erst fragte sie ein WG-Mitbewohner morgens ernsthaft, wie richtig kacken geht, dann wunderte sich via Postkarte ein Freund, warum es in Frankreich keine Toiletten gibt. Die Erklärung: In vielen anderen Ländern wie Frankreich oder Spanien ist die Stehtoillette normaler Standard. Und noch etwas hat Giulia Enders herausgefunden: Die richtige Sitzposition kann vor plötzlicher Stuhlgangsohnmacht oder sogar einem Schlaganfall schützen. Es muss schlicht und einfach weniger gepresst werden!
Der unnötige Blinddarm
„Im Behandlungsraum einer Arztpraxis liegen, mit einem Thermometer im Mund und einem im Hintern. Es gibt schönere Tage.“ So beginnt Giulia Enders ihr kleines Kapitel über den Blinddarm. Sinn dieser Untersuchung ist es die Temperatur an zwei wichtigen Stellen des Körpers zu messen. Ist die Po-Temperatur höher als die des Mundes gilt das als Indiz für eine Blinddarmentzündung. Doch so unnütz wie die meisten Menschen glauben, ist dieser kleine Wurmfortsatz an unserem Dickdarm gar nicht. Herausoperiert wird er schon gar nicht. Sondern nur der winzige Wurmfortsatz, der unten am Blinddarm dranhängt. Und er gehört zum Immungewebe der Mandeln. Der Dickdarm ist die „Heimat der Darmbakterien, die letzte Essensreste für uns zerlegen. Für diese Bakterien interessiert sich wiederum unser Immunsystem sehr“, erklärt Enders. „Kommt ein schlechter Keim vorbei, ist er rundum umzingelt. Das heißt allerdings auch, dass sich alles rundherum entzünden kann – 360 Grad Panorama sozusagen. Wenn der kleine Wurmfortsatz dabei stark anschwillt, wird es für ihn noch schwerer Keime aus sich heraus zu fegen. So kommt es zu den mehr als hunderttausend Blinddarm-OPs jedes Jahr alleine in Deutschland.“ Sorgen muss sich jedoch niemand machen, dass er nach einer Blinddarm-OP sofort von einer Durchfallerkrankung dahingerafft wird. Erstens ist Deutschland nicht gerade ein Gebiet für besorgniserregende Durchfallerkrankungen. Außerdem schafft der Dickdarm seine Arbeit auch meistens ohne seinen kleinen Anhang und im Notfall kann man in jeder Apotheke gute Bakterien zur Wiederbevölkerung des Darms kaufen.
Der Schließmuskel
Dass am Ende des Darms ein Schließmuskel sitzt, der uns vor ungewollten Peinlichkeiten schütz, dürfte jedem bekannt sein. Dass wir sogar zwei von diesen wundervollen Gehilfen haben, ist kaum bekannt. Den äußeren Schließmuskel können wir bewusst bewegen. Den inneren Schließmuskel, nur wenige Zentimeter weiter hinten, nicht. „Der innere Schließmuskel ist der Vertreter unserer unbewussten Innenwelt. Ob Tante Berta Pupse mag oder nicht, interessiert ihn nicht“, erklärt Giulia Enders in ihrem Buch „Darm mir Charme“. Die beiden Schließmuskeln arbeiten zusammen. Sind Verdauungsreste am inneren Schließmuskel angekommen macht er flexartig auf. Er lässt jedoch nicht die ganze Ladung durch, sondern schickt einen „Testhappen“ nach vorne, wie Enders es erklärt. Dieser Testhappen wird genauestens untersucht, die Informationen ans Gehirn weitergeleitet. Enders weiter: „In diesem Moment merkt das Gehirn: Ich muss aufs Klo!… oder vielleicht auch nur pupsen!… Ich habe geguckt, wir sind gerade bei Tante Berta im Wohnzimmer – Pupse gehen vielleicht noch, wenn du sie ganz leise rausswitschen lässt. Fest ist eher ungut.“ Letztendlich verbünden sich die beiden Schließmuskeln und der Testhappen wird in die Warteschleife zurück geschoben. Alles was raus muss, muss raus, aber eben später. Und hier wird Giulia Enders sogar philosophisch: Sie vergleicht die beiden Schließmuskel gekonnt mit unserem Leben. Wie wichtig ist unsere Innenwelt, welche Kompromisse gehen wir ein um mit der Außenwelt klar zu kommen? Übertragen ausgedrückt: Wer wagt es zu pupsen und wer wartet lieber mit dem Toilettengang, bis er auf dem heimischen Klo sitzen kann?
Eine kleine Lektüre zum Kot
„Liebe Leser, es wird Zeit, dass wir uns mit dem Eingemachten beschäftigen. Schnallen Sie Ihre Hosenträger enger…. Mit sicherem Abstand nähern wir uns einem mysteriösen Häufchen.“ So beginnt Giulia Enders ihre Abhandlung über den Stuhlgang. Und dann beginnt sie mit einer detaillierten Beschreibung. Welche Farbe er haben sollte – braun bis gelbraun. Bei schwarzem Kot sollte der Gang zum Arzt nicht gescheut werden. Welche Konsistenz er besitzen sollte. Seit 1997 gibt es sogar eine Formel dafür, die Bristol-Stuhlformen-Skala. Eine kleine Überraschung, immerhin gehört der Stuhlgang bereits seit Jahrmillionen zur Lebensform. Warum er also erst jetzt in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses gerät, bleibt ein Rätsel. Und natürlich die unterschiedlichen Typen des Häufchens. Diese sind in sieben verschiedene „Charaktere“ unterteilt, von Typ 1 „einzelne, feste Kügelchen, wie Nüsse (schwer auszuscheiden), bis Typ 7 „wässrig, keine festen Bestandteile, komplett flüssig“. Wer Typ 4 angehört „wie eine Wurst oder Schlange, glatt und weich“, der kann zufrieden sein. Und wer es ganz genau wissen will mit seinem Häufchen, der sollte nach getaner Arbeit einen Blick in die Toilettenschüssel werfen. Wenn er nicht zu schnell im Wasser versinkt, ist das ein gutes Zeichen, es sind ausreichend Darmbakterien darin enthalten.
MariaL says
Das Buch von Frau Enders ist einfach lesenswert. Ich schenke meinen Freundinnen auch das Buch. Klar ist es im ersten Moment ein wenig komisch, aber ich möchte ihnen ja nur zu einem gesunden und reibungslosen Stuhlgang verhelfen. Die oben abgebildete Grafik zeigt ganz gut, wie es eben läuft, wenn man sich wie unsere Vorfahren in die Hocke zur Darmentleerung setzt. Ich habe vor meine Toilette einen Toilettenhocker gestellt und ich muss nur noch selten über unangenehme Darmbeschwerden klagen. Die Hocke ist einfach die bessere und gesündere Sitzhaltung zur Darmreinigung.
Anonymous says
Mein Mann hatte als Kind öffters mit Würmern im Darm zu tun und bekam im Alter dennoch Diabätis…ergo ist diese These nicht ausgereift nachgewiesen