Kindererziehung ist eine der schwersten Aufgaben, der man sich in seinem Leben stellen kann. Und zwar in jedem Alter und in jeder Entwicklungsphase des Kindes. Es beginnt mit der Frage, wann abgestillt werden darf, wie viel Taschengeld ausreichend ist, wie lange der Jugendliche am Computer spielen darf oder wie die Eltern mit dem ersten Liebeskummer ihres Nachwuchses umgehen sollen. Eltern machen sich ständig Sorgen um ihr Kind. Genauso oft raufen sie sich aber auch verzweifelt die Haare, weil einige ihrer Erziehungsprinzipien einfach von den lieben Kleinen ignoriert werden. Dabei können einige wenige Tricks und Verhaltensweisen den Familienfrieden schnell wieder herstellen und für glückliche Kinder und zufriedene Eltern sorgen. Wie das geht, erfahren Sie hier…
Inhalt
0 bis 3 Jahre – Von der Stillzeit bis zum Trocken werden
3 bis 6 Jahre – Die Welt wird entdeckt
6 bis 11 Jahre – von Schulstress bis zum eigenen Taschengeld
12 bis 18 Jahre – Die eigene Selbstständigkeit ist schwer zu lernen
Die 1-2-3-Methode – mehr Harmonie in der Familie
Weitere Themen, die Sie interessieren könnten
0 bis 3 Jahre – Von der Stillzeit bis zum Trocken werden
Wie lange ist Stillen gesund
Bei diesem wichtigen Thema gehen die Meinungen weit auseinander. Die meisten Mütter bevorzugen die Sechs-Monats-Regel. Das bedeutet, sie stillen ihr Kind in den ersten sechs Lebensmonaten und beginnen dann langsam das Kind an Brei und Babykost zu gewöhnen. Doch es gibt auch Mütter, die ihren Kindern noch im sechsten oder siebten Lebensjahr die Brust geben – natürlich nicht als vollständige Ernährung. Die meisten Kinderärzte schreien entsetzt auf. An die angeblich positiven Eigenschaften des Langzeit-Stillens wie die Förderung der Gesundheit und Bildung eines Urvertrauens glauben sie nicht. Kinderarzt Rosenegger hält mit einer Faustregel dagegen: „Wenn Kinder so alt sind, dass sie sagen können: Mama, ich will an die Brust, dann ist es Zeit, ihnen die Brust nicht mehr zu geben.“
Weg mit dem Schnuller – ohne Probleme
Ein Schnuller ist absolut okay – bis zu einem gewissen Alter. Als Faustregel gilt: Mit drei Jahren sollte dem Kind das Nuckeln mit dem Schnuller größtenteils abgewöhnt werden. Danach kann es zu Fehlstellungen der Zähne und des Gaumens führen. Das Problem dabei: Das Abgewöhnen des Schnullers ist keine geradlinige Erziehungsmaßnahme. Kinder, die zum ersten Mal in den Kindergarten kommen, erleben zum ersten Mal das Gefühl der Abnabelung zur Mutter. Das ist natürlich etwas beängstigend und da kann der Schnuller ein Gefühl der Sicherheit geben. Außerdem gibt es immer wieder Situationen, zum Beispiel bei Krankheit, bei denen das Kind vermehrt das Gefühl des Nuckelns zur Beruhigung braucht. Und der Schnuller kann nachweislich die Gefahr von plötzlichem Kindstod verringern. Am besten den Schnuller langsam, zum Beispiel beim Spielen, dem Kind entziehen. Stattdessen ein Kuscheltier als Ersatz dem Kind geben. Falls eine beängstigende oder ungewöhnliche Situation auftritt, darf das Kind auch in der Zeit des Abgewöhnens den Schnuller immer wieder benützen. Falls das Kind den Schnuller mit dem Daumen auswechselt, ist es hilfreich den Daumen mit bunten Pflastern zu schützen.
Einschlafen leicht gemacht
Für alle Eltern: Jedes Kind kann schlafen lernen! Diesen Titel trägt auch die Einschlafbibel für jede jungen Eltern von der Autorin und Diplompsychologin Annette Kast-Zahn. Babys ab dem dritten Monat können langsam auch mehrere Stunden durchschlafen. Diese sollten auf das Schlafverhalten der Eltern eingestellt werden. Zu Beginn der Erziehung können die Eltern, wenn das Baby schreit, weil es alleine schlafen muss, alle paar Minuten wieder in das Zimmer und das Kind beruhigen. Danach aber immer wieder aus dem Zimmer. Der Zeitabstand (2 Minuten, 4 Minuten, 8 Minuten etc.) bevor die Eltern das Kind beruhigen, sollte sich kontinuierlich steigern.
Die Eltern sollten sich klar machen: Dem Kind geht es gut, es hat keine Angst, sondern will nur nicht auf seine normalen Rituale verzichten. Schlaflieder oder Gutenachtgeschichten vor dem Einschlafen helfen. Nach einigen Monaten brauchen die Babys auch keine Nahrung mehr für mehrere Stunden. Diesen Schlaf am Stück brauchen nicht nur die Eltern, sondern auch die Kleinkinder.
Wie lernen Kinder Tischmanieren
Die wichtigste Regel: Eltern müssen ein Vorbild sein! Wenn der Vater beim Essen mit vollem Mund redet, die Mutter ständig telefoniert oder Simsen verschickt, nimmt der Nachwuchs dieses Verhalten zum Vorbild. Das gemeinsame Essen sollte ein Familienevent sein. Tischmanieren lassen sich bei Klein- kindern am leichtesten durch spielerische Aktionen vermitteln. Zum Beispiel „feine Gesellschaft“ spielen. Wer beim Essen nicht kleckert und als letzter einen Fleck auf das Tischtuch macht, bekommt eine Belohnung (da müssen Eltern wohl ein bisschen täuschen und „unabsichtlich“ einen Soßentropfen etc. neben den Teller spritzen lassen). Und ein imaginäres Tierchen wie eine Kuschelmaus im Rücken, die nicht zerdrückt werden darf, führt dazu, dass das Kind gerade sitzen bleibt.
Trocken werden, trocken bleiben
Endlich keine Windeln mehr – diesen Wunsch haben viele Eltern bereits 18 Monate nach der Geburt ihres Kindes. Und wenn es Zeit für den Kindergarten wird, müssen viele Kids bereits windelfrei sein, sonst werden sie nicht aufgenommen. Einem Kind die Windeln abzugewöhnen ist allerdings harte Arbeit. Zuerst muss das Kind selbst über die Gefühle seines Körpers Bescheid wissen. Sätze wie „Ich habe großen Durst“ lassen darauf schließen. Zuvor ist die Verknüpfung von Gehirn und Blase einfach noch nicht aufgebaut. Und dann müssen Eltern schnell sein. Wenn das Kleinkind den Erfolg verspürt aufs Töpfchen gegangen zu sein, ist es stolz und will dieses Gefühl auch beim nächsten Mal. Deshalb unkomplizierte Kleidung in dieser Phase anziehen und beobachten, ab das Kind seinen Klo Gang andeutet. Niemals schimpfen. Und vor allem konsequent bleiben und nicht zum Beispiel dann nachts Windeln anziehen, wenn die Eltern am nächsten Morgen länger schlafen wollen.
Wenn mit dem neuen Baby die Eifersucht kommt
Eifersucht innerhalb der Familie gibt es immer. Und Elternteile haben nachweislich ihr Lieblingskind. Das ist kein Grund ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Kommt ein neues Brüderchen oder Schwesterchen auf die Welt, muss sich die Mutter darum mehr kümmern. Falsch ist es das ältere Geschwisterkind jetzt schnell mit einem Spielzeug oder einer Kindersendung ruhigzustellen. Stattdessen dem älteren Kind die Situation kindgerecht erklären. Zum Beispiel: „Dein kleines Brüderchen ist noch zu klein um sich selbst zu versorgen. Du bist schon größer und kannst manche Dinge schon toll machen.“ Und während der Stillzeit kann die Mutter auch mit dem älteren Kind singen, ein Buch vorlesen oder auch ein bisschen kuscheln. Eifersucht lässt sich nie gänzlich vermeiden, ist aber auch für die Entwicklung eines Kindes wichtig.
3 bis 6 Jahre – Die Welt wird entdeckt
Wenn Mama und Papa streiten
Immer wieder hört man den Satz: Streitet Euch nicht vor den Kindern! Ganz falsch behauptet der Psychologe Mark Cummings von der amerikanischen Universität Notre Dame in einem Interview für das Online Portal der Süddeutschen Zeitung. Auf das Wie kommt es an. Ein Streit mit konstruktiver Konfliktfindung schadet den Kindern nicht, sondern gilt für sie als Vorbild. Sie lernen so leichter auf andere Menschen einzugehen, leichter loben zu können und Ängste zu bewältigen. Nimmt das Kind zwar wahr, dass es einen Streit zwischen den Eltern gibt, der aber immer heimlich geführt wird und mit unangebrachten Beleidigungen gespickt ist, bekommt es schnell Verlustängste und Zweifel. Die Eltern müssen in der Streitkultur als Vorbild dienen. Hilfe dafür gibt es zum Beispiel beim Kinderschutzbund in gezielten Hilfskursen zum Thema „Starke Eltern – starke Kinder“.
Tadellose Manieren
Gleich vorweg: Die gibt es bei Kindern nicht. Sie müssen erst langsam erkennen, welche Regeln richtig und wichtig sind. Schimpftiraden und gebetsmühlenartiges Herunterpredigen von Verboten und Regeln helfen ebenso wenig wie stundenlange Erklärungen. Wenn das Kind zum Beispiel immer wieder auf dem Spielplatz Sand auf ein anderes spielendes Kind wirft, sollte die Regel „Kein Sand auf andere Kinder“ vor dem Spielplatzgang besprochen werden. Auch mit Argumenten wie „Sand im Auge tut weh“. Macht das Kind trotzdem weiter, ist eine kurze Auszeit aus dem Sandkasten angesagt. Der Prozess des Lernens ist langwierig, kein Kind ist mit perfekten Manieren auf die Welt gekommen. Ganz schlecht ist es, das Kind nach der Missetat zum Beispiel gleich wütend von Spielplatz oder Esstisch zu ziehen. So bekommt es keine Chance sich doch noch zu bewähren. Eine frustrierende Erfahrung.
Das böse Geschwisterkind
Alle Mehrfacheltern kennen die Situation: Beim Spielen miteinander nimmt ein Kind dem anderen zum Beispiel die Puppe weg. Das Geheule und Geschrei beginnt. Schimpfen mit dem bösen Geschwisterkind erzeugt genau den Effekt, den die Eltern nicht haben wollen. Das böse Geschwisterkind, das zum Beispiel der kleinen Schwester immer wieder das Spielzeug wegnimmt, bekommt die Aufmerksamkeit der Eltern, auch wenn diese Aufmerksamkeit zuerst einmal negativ ist. Besser ist es, die kleine Schwester zu trösten und dem „bösen“ Geschwisterkind für eine kurze Zeit weniger Aufmerksamkeit zu geben.
Ab in den Kindergarten
Viele Eltern glauben, dass sie am besten auf ihre Kleinkinder aufpassen können und sie nur durch die Eltern richtig behütet und erzogen werden können. Einen Platz in einer Kinderkrippe oder einem Kindergarten kommt für sie nicht in Frage. Leider tun sie mit dieser Annahme ihrem Kind nichts Gutes. Denn Kinder, die eine Kinderkrippe besuchen, haben nur Vorteile dadurch. Ihr Sozialverhalten wird verstärkt, ihr Sprachwissen wesentlich verbessert und die Auseinandersetzung mit den Erziehern fördert das Selbstvertrauen.
6 bis 11 Jahre – von Schulstress bis zum eigenen Taschengeld
Aufräumen muss gelernt sein
Kinderzimmer gleichen im Normalfall einer mittelschweren Katastrophe. Und nicht selten wird dieses Chaos auch auf den Rest der Wohnung übertragen. Der Grund dafür ist einfach: Kinder lieben Chaos. Denn dieses Chaos fördert im gewissen Maße ihre Phantasie und Wahrnehmung. Trotzdem müssen sie Ordnung lernen. Der berühmte Satz: „Räum endlich dein Zimmer auf!“ überfordert die Kids jedoch häufig. Lehrreicher ist es, wenn die Eltern klare Ziele geben. So etwa wie die Aufforderung erst einmal alle Bücher ordentlich zu verstauen. Danach ist ein klares Lob fällig. Danach gibt es die nächste Aufgabe alle Stifte ordentlich wegzuräumen. Mühsam aufgebaute Spielplätze, Zooanlagen oder Lego-Burgen dürfen natürlich weiterhin stehen bleiben.
Das bisschen Haushalt
Die Spülmaschine ein- oder ausräumen, staubsaugen oder die Wäsche aufhängen – solche Aufgaben im Haushalt sind für Kids in diesem Alter absolut vertretbar. Leider haben sie keine Lust darauf und statt fünf Minuten Mithilfe endet diese Aufgabenverteilung häufig in einem heftigen Streit. Doch wie können Eltern ihren Nachwuchs motivieren im Haushalt kleine Aufgaben zu übernehmen? Belohnungen bei der Mithilfe im Haushalt sind kontraproduktiv.
Das Kind sollte lernen, dass es auch einen gewissen Aufgabenbereich im Haushalt hat. Dazu gehören zum Beispiel das eigene Zimmer aufräumen oder die oben genannten Aufgaben. Zwar ist es einfacher solche Aufgaben zu verteilen, wenn das Kind dafür eine Belohnung bekommt, doch der Grundsatz, dass jeder in der Familie seinen Beitrag zu leisten hat, wird nicht erfolgreich durchgesetzt. Also: Belohnungen bei der Mithilfe im Haushalt sind falsch! Konsequente Regeln bei der Aufgabenverteilung helfen dagegen.
Hausaufgaben leicht gemacht
Erst die Hausaufgaben, dann das Vergnügen – diese Regel stimmt nicht immer. Manche Kinder sind nach der Schule so erschöpft, dass sie keine Hausaufgaben mehr machen können. Manche Kinder brauchen etwas spielerische Unterhaltung, bevor sie ihre Hausaufgaben konzentriert machen können. Andere Kinder können nicht losgelassen spielen, wenn sie die Hausaufgaben noch im Kopf haben. Wichtig ist nur, dass man einen geregelten Rhythmus findet und den dann auch konsequent einhält. Eltern sollten sich nicht zu sehr bei den Hausaufgaben einmischen.
Die Schüler sollen lernen selbstständig ihre Zeit und Aufgaben einzuteilen. Wenn die Hausaufgabenzeit jedoch völlig überschritten wird – bei Ein- und Zweitklässlern nicht mehr als eine halbe Stunde pro Tag – sollten die Eltern hilfreich eingreifen. Zum Beispiel mit einem Wecker. Wenn der nach 30 Minuten klingelt, sollte das Kind gelobt werden über das Pensum, das erledigt wurde. Nicht schimpfen, wenn nicht alles fertig wurde. Lieber nach einer Spielpause noch einen zweiten Versuch starten.
Wie viel Taschengeld ist richtig
Experten sagen, dass Kinder ab der Einschulung Taschengeld bekommen sollten. Vorher sind sie psychologisch noch nicht in der Lage dazu den Wert von Geld abzuschätzen. Ein bis zwei Euro in der Woche sind ausreichend. Allerdings mit jährlich steigender Tendenz. Was sie damit machen, ist ihre Entscheidung. Taschengeldentzug als Strafe ist auch falsch. „Wer das Geld als Strafmaßnahme missbraucht, nimmt dem Kind die Planungssicherheit, etwa wenn es auf einen größeren Wunsch spart. Dabei soll es ja den Umgang und das Einteilen seines Budgets lernen, erklärt Konsumexpertin Kirsten Schlegel-Matthies in dem Bericht „Tipps zur Erziehung“ auf dem Online Portal der Süddeutschen Zeitung.
Wie lange darf mein Kind täglich fernsehen
Ständig flimmert die Glotze. Die Begeisterung für Sendungen wie „Sponge-Bob“ oder „Gravity Falls“ ist bei den Kleinen grenzenlos, werden die Erwachsenen nur unverständlich den Kopf schütteln. Und viele Eltern sind sich sicher, dass ihr Sohn oder ihre Tochter doch beim Spielen draußen viel besser aufgehoben wäre. Doch was stimmt tatsächlich? Diplompsychologe Jürgen Wolf gibt dazu in der SAT1-Sendung „Irrtürmer in der Kindererziehung“ nützliche Ratschläge.
„Kinder zwischen 7 und 13 Jahren schauen durchschnittlich 1,5 Stunden Fernsehen pro Tag“, erklärt er. Werden sie dadurch dicker und unkreativer? „Nein“, sagt der Experte. „Im Zeitalter der Mediengesellschaft ist TV nicht wegzudenken. Aber Eltern sollten ihre Kinder beim Fernsehen kontrollieren. Altersgerechte Sendungen zum Beispiel, gemeinsam die TV-Zeitung studieren und anmerken, welche Sendung angeschaut werden darf und welche nicht.“ Experten sprechen auch nicht mehr von Fernsehzeiten, sondern von Bildschirmzeiten. Wer lange vor dem Computerbildschirm gesessen hat um ein Spiel zu spielen, bekommt dafür eben weniger TV-Zeit.
12 bis 18 Jahre – Die eigene Selbstständigkeit ist schwer zu lernen
Hoffnungsloses Benehmen
Ist der Nachwuchs flügge geworden und das Benehmen immer noch katastrophal, dann hat der Erzieher eindeutig etwas falsch gemacht. Jetzt noch an der Erziehung zu feilen, ist leider vergebene Liebesmüh. Erziehung im Teenageralter nachzuholen funktioniert nicht. Sätze wie „Sitz beim Essen gerade“ haben die Kids schon hunderte Male gehört. Sie reagieren meist nur noch genervt. „Wer jetzt noch Einfluss auf das Leben und die Verhaltensweise seines Kindes haben möchte, muss ihnen zeigen, dass er Interesse an dem Leben des Teenagers hat, welche Sorgen und Freude er erlebt. So lässt sich am besten noch ein gewisser Einfluss aufbauen. Außerdem: Das, was Eltern dadurch erfahren, kann doch ausgesprochen spannend sein“, rät Diplompsychologe Jürgen Wolf in der SAT1-Sendung „Irrtümer in der Kindererziehung“.
Ganz wichtig: Beziehen Sie den Jugendlichen in das normale Alltagsleben mit ein. Gerade Jugendliche in der Pubertät brauchen das Gefühl wahrgenommen zu werden, die eigene Persönlichkeit entwickeln zu können. Aber: Wer zum Beispiel ständig zu spät kommt, muss auch mit Konsequenzen rechnen. Hausarrest oder Taschengeldentzug sind übrigens keine hilfreichen Konsequenzen. Besser ist nach einem persönlichen Gespräch etwa die veränderte Aufgabenverteilung mit mehr Mithilfe im Haushalt oder das Verbot eines Konzertbesuchs oder ähnliches durchzusetzen. Und: Loben ist die beste Erziehungsmotivation. Statt ständig an dem Teenager herumzunörgeln lieber ein Lob aussprechen, wenn etwas gut funktioniert hat.
Der Umgang mit Facebook, Smartphone und Co
Ohne Smartphone und soziale Netzwerke wie Instagram oder Facebook läuft heutzutage bei den Jugendlichen gar nichts mehr. Unablässig wird gechattet, ständig klingelt und blinkt das Handy. Für die Eltern eine ungewohnte und teilweise auch beängstigende Eigenart der Kids. Experten geben jedoch Entwarnung. „Es ist auch aus Gründen der Sicherheit wichtig, dass Eltern das Internet nicht verteufeln. Schließlich wollen sie, dass das Kind zu ihnen kommt, wenn ihnen im Netz etwas Seltsames widerfährt. Im Leben gibt es böse Menschen, auch online müssen Kinder lernen, sich vor ihnen zu schützen, vorsichtig zu sein“ erklärt Johnny Haeusler, Blogger, auf dem Online Portal der Süddeutschen Zeitung.
Zusätzlich sind soziale Medien auch im Grunde genommen der Pausenhof von früher, auf dem die Kids damals ihre kleinen und großen Probleme mit Freunden besprochen haben. Oft kommen die Jugendlichen erst am Nachmittag aus der Schule nach Hause, müssen dann noch lernen oder gehen in den Sportverein. Viel Freizeit bleibt nicht. Doch die Kids im Teenageralter müssen sich austauschen können. Dies funktioniert über Youtube, Facebook und Co. Vergleichbar mit den Dauertelefonaten ihrer Eltern, als die in diesem Alter waren.
Damit der Umgang mit den sozialen Netzwerken funktioniert sollten die Eltern folgende Punkte beachten:
- Zeigen Sie Interesse an den modernen Kommunikationsmöglichkeiten.
- Regeln Sie den Umgang damit. Beim gemeinsamen Essen, während einer Unterhaltung oder ähnliches ist das Smartphone etc. nicht erwünscht.
- Wenn der Sohn/die Tochter nichts anderes mehr macht als am Computer/Handy zu spielen und chatten, ist es Zeit einzugreifen und festgelegte Pausen einzufordern.
- Hin und wieder ein Wochenende ohne soziale Netzwerke verkraften die Kids.
- Zur Schlafenszeit wird das Handy ausgeschaltet und nicht im Schlafzimmer verwahrt.
- Mit neuen Medien müssen auch Erwachsene neue Verhaltensregeln lernen- zum Beispiel beim Klingeln eines Handys vom Tisch aufstehen, damit das Gespräch der anderen nicht gestört wird.
Die erste Liebe
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich Kinder und Jugendliche heutzutage wesentlich früher zum ersten Mal verlieben als noch vor drei oder vier Jahrzehnten. Oftmals beginnt die erste Schwärmerei schon in der Grundschule. Eltern müssen jetzt sensibel und verständig reagieren, auf keinen Fall die ersten zarten Liebesgefühle als dumm abtun oder sogar verbieten. Stattdessen die Jugendlichen unterstützen. Zum Beispiel die entsprechend umschwärmte Person zusammen mit dem Sohn/der Tochter zum Eis essen einladen. Wird die Liebe nicht erwidert oder zerbricht, sollten die Eltern als Stütze mit viel Gefühl und Verständnis einwirken.
Nicht zu viel Nachfragen, sondern lieber den liebeskranken Teenager mit schönen Dingen wie zum Beispiel ein Besuch im Kino ablenken. Manchmal ist der erste Liebeskummer so gravierend, dass der betroffene Teenager nicht alleine aus dem tiefen Tal der Trauer herausfindet. In diesem Fall sollte die psychologische Beratung eines Experten hinzugezogen werden. Entsprechende Anlaufstellen gibt es unter anderem von der katholischen und evangelischen Kirche oder bei den Gemeinden. Als Faustregel gilt: Die erste Liebe sollte auf jeden Fall ernst genommen werden.
Gefahr Alkohol: vom ersten Bier zum Koma Saufen
Nach der Party torkelt der Sohn sturzbetrunken nach Hause. Die sonst aufgeweckte Tochter muss während der Klassenfahrt mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. Und der hauseigene Bierkasten leert sich verdächtig schnell. Gerade in der Pubertät steigert sich das Interesse der Jugendlichen an Alkohol immens. Damit der Konsum von Alkohol keine Gefahr wird, müssen die Eltern einige Regeln beachten. Als erstes haben sie eine Vorbildfunktion. Ein Bier zum Feierabend ist ok. Ein Vollrausch nicht. Die Verniedlichung von Alkohol ist absolut tabu. Stattdessen den Nach- wuchs detailliert über die schädlichen Folgen von Alkoholkonsum aufklären. Kommt der Sohn dann trotzdem betrunken nach Hause, nicht sofort losschimpfen. „Halten Sie sich zurück bis zum nächsten Tag, wenn der Rausch vorbei ist. Dann ist Zeit für ein Gespräch.
Wichtig ist, dass die Eltern erst mal ihre Ängste erklären, um den Jugendlichen klarzumachen, dass sie sie nicht kontrollieren wollen, sondern sich Sorgen um sie machen. Aber dass mit der Freiheit, die Jugendliche fordern, auch Pflichten und Verantwortung einhergehen, nämlich für sich selbst und die eigene Gesundheit“, erklärt Erziehungsberaterin Trudi Kühn, die mit der Organisation STEP ein Training für Eltern und Pädagogen in Deutschland eingeführt hat.
Die Jugendlichen trinken, um in ihrer Clique dazuzugehören, weil sie neugierig sind, ausprobieren möchten, sich erwachsen fühlen wollen und dabei auch risikofreudig sind. Das ist ganz normal adoleszent, beschreibt Kühn die Situation der Jugendlichen. Nach einem Alkoholabsturz Hausarrest zu vergeben oder die nächste Party zu verbieten, hält sie für sinnlos. „Wenn der Jugendliche wochenlang nicht weg darf, wird er natürlich trotzig und zeigt den Eltern, wer am längeren Hebel sitzt – und das sind nicht die Eltern.
Wir können die Jugendlichen ja nicht festhalten. Sondern ihnen zeigen, dass wir für sie da sind und dass sie trotz ihres Fehlers keine schlechten Menschen sind. Zum verantwortungsvollen Handeln gehören Fehler und der Umgang damit dazu“, so Kühn. Wenn das Problem aber ernster wird, eine Tendenz zu übermäßigen Alkohol- oder Drogenmissbrauch auftritt müssen die Eltern aktiv werden – mit oder ohne den Jugendlichen. Der Besuch einer Drogen- oder Drogen-Partner-Therapie ist in diesem Fall unbedingt anzuraten
Was tun bei fehlender Schulmotivation
Kaum sind die Kids in der Pubertät, schon bleiben andere Interessen auf der Strecke – leider auch die Schule. Die Ursachen sind einfach: In der Pubertät sind Jugendliche so mit sich selbst beschäftigt und auf der Suche nach der eigenen Persönlichkeit, dass kein Platz für andere Interessen bleibt. Außerdem befindet sich das Gehirn in dieser Phase in einem Wandlungsprozess. Es ist quasi eine Baustelle, auf der viele wichtige Synapsen getrennt werden um sich anschließend wieder neu zu vernetzen. Besonders betroffen ist in dieser Zeit der Gehirnbereich, der für Gefahrenerkennung, Lerninhalte und Verantwortung verantwortlich ist.
Was also tun, um die Jugendlichen doch noch für die Schule oder Ausbildung begeistern zu können? Es gibt zwei Wundermittel: Lob und Optimismus. Wettstreit beflügelt nicht jedes Kind. Und die Frage „Was haben denn die anderen in der Klasse für Noten?“ mit einem negativen Vergleich fürs Kind frustriert eher“, erklärt die Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin Petra Buchwald, in dem Bericht der Süddeutschen Zeitung. „ Besser sollten Eltern die individuellen Stärken des Kindes herausheben: ‚Der Stoff war sehr schwierig, aber du hast dich richtig toll reingehängt beim Lernen. Da bin ich stolz auf dich. „Eltern müssen ihre Kinder immer wieder motivieren und ihnen klar machen, dass sie für sich selber lernen und nicht für die Eltern. Kein leichter Prozess, der auch nicht immer gradlinig und erfolgreich durchgeführt werden kann.“
Ruhe, Gelassenheit und viel Unterstützung sind von Seiten der Eltern Grundvoraussetzungen. Außerdem ist die Möglichkeit der freien Selbstentwicklung wichtig. Die Teenager sollten viele unterschiedliche Dinge wie Sportarten oder Freizeitbeschäftigungen oder auch berufliche Praktika selbst aussuchen dürfen. Nicht jede Entscheidung oder anfängliche Begeisterungsstürme führen zum Ziel. Doch das ist auch nicht der Sinn der Sache. Diese Entscheidungsfreiheit soll hauptsächlich herauskristallisieren, was den Jugendlichen Spaß macht und woran sie Interesse haben könnten. So bekommen sie ein Gefühl von Eigenverantwortlichkeit und können selbstständig entdecken, welchen Weg sie für ihre Zukunft einschlagen wollen.
Die 1-2-3-Methode – mehr Harmonie in der FamilieViele Eltern haben sich von dieser 1-2-3- Methode bereits überzeugen lassen und dadurch für mehr Harmonie im Familienleben gesorgt. Sie ist bei Kindern ab etwa zwei Jahren anwendbar und denkbar einfach. Schritt 1: Ihr Kind macht etwas verbotenes, zum Beispiel die Kleidung vom Boden nicht in den Schrank zu räumen. Bitten Sie das Kind dies zu tun und zählen dann ruhig bis drei. Ist das Kind bis dahin nicht der Aufforderung nachgekommen, bitten Sie es noch einmal und zählen dann noch einmal bis drei. Wenn es dann immer noch nicht reagiert, müssen Sie konsequent sein und eine vorher abgemachte Strafe aussprechen. Schritt 2: Befolgt das Kind auch nach Ankündigung der Strafe die Erziehungsmaßnahme nicht, müssen Sie konsequent sein und die Strafe durchführen. Erziehungspädagogen halten dabei folgende Maßnahme für sinnvoll: Das Kind sollte in einen vorher bestimmten ruhigen Raum geschickt werden um über sein Verhalten nachzudenken. Die Zeit, die es dort verbringt, ist abhängig vom Alter, pro Jahr eine Minute. Ein achtjähriger Junge sollte damit acht Minuten in diesem Raum verbringen. Danach wird es wieder normal ins Familienleben aufgenommen. Andere Möglichkeiten der Maßnahme könnten auch Fernsehverbot, Computerverbot oder andere Tätigkeiten im Haushalt sein. Die Erziehungsmaßnahme darf auf keinen Fall überdimensioniert sein. Schritt 3: Vermeiden Sie Diskussionen. In den meisten Fällen verschlimmert sich die Situation. Denn entweder kommen im Laufe des Streitgesprächs andere „Missetaten“ zur Sprache, die Emotionen steigern sich oder das Kind hat das Gefühl der allmächtigen Befehlsgewalt des Erwachsenen nichts entgegensetzen zu können und ist frustriert. Vor allem sollten alle Beteiligten Ruhe bewahren. Die 1-2-3-Methode ist hilfreich bei kleineren Erziehungsschwierigkeiten im Alltag. Tiefgreifendere Erziehungsprobleme können so nicht bewältigt werden. Hierfür ist mehr Einfühlungsvermögen und Gesprächsbereitschaft von Nöten. |
Redaktion: Patricia Hansen
Weitere Themen, die Sie interessieren könnten:
ADLATUS der neutrale Matratzen Konfigurator – Ihre online Matratzenberatung
Der neutrale Matratzen Konfigurator ADLATUS hilft beim Matratzenkauf
Schreibe einen Kommentar