Schlafsäcke sind zur Massenware geworden, die heutzutage fast beiläufig konsumiert wird. Längst ist es möglich, im Discount-Supermarkt neben Nudeln und Tomatensoße im saisonalen Angebot der Themenwoche „Camping“ einen Schlafsack zum Spottpreis zu erwerben. Warum das nicht unbedingt ratsam ist und ein Schlafsack eher zweckgebunden ausgewählt werden sollte, wird im Folgenden dargelegt.
Funktion & Aufbau eines Schlafsacks
„Das ist simpel“ mag sich der ein oder andere denken. Schließlich wirkt der technische Aufbau eines Schlafsacks als Textil-Produkt nicht komplex. Es ist keine Elektronik integriert und für die Benutzung ist eine Bedienungsanleitung nun wirklich nicht von Nöten – so denkt man. Trotzdem lohnt es sich, einmal im Groben die Historie sowie prinzipielle Funktionsweise eines Schlafsacks zu betrachten.
Der genaue Entstehungszeitraum des Objekts zum Schutz einer Person vor Kälte beim Schlafen ist ungesichert. Die erste Version, die zum Patent angemeldet wurde, tauchte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Dieses erste Massenprodukt seiner Art wurde vom walisischen Unternehmer Pryce Pryce-Jones registriert und verzeichnete seit den Tagen der Industriellen Revolution eine Vielzahl an verschiedenen Nachfolgern.
Das Grundprinzip ist stets dasselbe: Eine Hülle aus Textilschichten mit Zwei-Wege-Reißverschluss in der Länge und groben Form eines menschlichen Körpers lässt lediglich den Kopf beziehungsweise das Gesicht des Nutzers, der sich darin befindet, freiliegen. Der obere Teil nennt sich Wärmekapuze.
Viele Modelle besitzen einen sogenannten Wärmekragen, der für ein möglichst luftdichtes Anliegen der Schlafhülle im Halsbereich der Person sorgt. Oft ist die Unterseite des Fußbereichs materiell verstärkt. Dieser Teil heißt Fußboden.
Je nach Isolationsfähigkeit der Materialien wird ein bestimmter Grad der körpereigenen Wärme im Innern erhalten, um vor Umgebungskälte zu schützen. Vorrangig wird dies allerdings durch die Isolationsfähigkeit der eingeschlossenen Luft im Innern erreicht.
Der reguläre Schlafsack ist folglich kein selbsterwärmendes Produkt wie etwa ein Taschenwärmer mit Funktion auf chemischer Basis. Deshalb ist es gemäß dem „Prinzip Thermoskanne“ nicht sinnvoll, sich ausgekühlt und frierend in einen Schlafsack zu begeben. Im Detail spielen physikalische Faktoren wie Konvektion (Luftaustausch), Radiation (Strahlung von Körperwärme) und Evaporation (Verdunstung durch schwitzen) eine Rolle.
Als Fazit lässt sich sagen: Je dichter ein Schlafsack ist und somit Luft gut einbehalten kann, ohne trockene Haut zum Schwitzen zu bringen, desto effektiver seine Wirkung.
Kaufberatung: Überlegungen vor dem Kauf eines Schlafsacks
Dieses Grundprinzip ist wichtig zu verinnerlichen, um sich darauffolgend zielführende Gedanken hinsichtlich des persönlichen Gebrauchs zu machen. Verschiedene Arten von einsetzbaren Schlafsäcken dienen ganz unterschiedlichen Zwecken. Schlafsack ist nicht gleich Schlafsack. Wo auf der Welt und bei welchen Aktivitäten möchte man seine mobile Schlafhülle hauptsächlich nutzen?
Geht es einem um Übernachtungen in Jugendherbergen oder ähnlichen Einrichtungen ohne Bettwäsche, um sommerliche Zelt-Übernachtungen in Mittelamerika oder aber will man gar Camping im Schweizer Hochland zur Winterzeit betreiben? Die eierlegende Wollmilch-Sau existiert nicht. Also heißt es Prioritäten setzen und gegebenenfalls mehrere Schlafsäcke für verschiedene Trips kaufen.
Arten, Materialien, Reinigungen & Formen von Schlafsäcken
Heutige Schlafsäcke sind unabhängig ihres materiellen Aufbaus meist in der „Mumienform“ gehalten, die im Beinbereich schmaler ausfällt als oben. In der Breite variieren Schlafsäcke nicht allzu sehr, der wichtigere Aspekt ist die Länge.
Es ist absolut essentiell, sein Modell abhängig von der exakten Körpergröße zu wählen. Schon wenige Zentimeter im Fußbereich, die nicht ausgefüllt werden, stellen etwa unnötigen Freiraum dar, der bei Nutzung mit kostbarer Körperwärme aufgeheizt werden muss. Außerdem existiert die klassische, rechteckige „Deckenform“, die sich nur grob an den genauen Maßen des menschlichen Körpers orientiert.
Eine Sonderform stellt der Schlafsack in Körperform mit Ärmeln und Hosenbeinen dar. Er ist eine abgewandelte Form moderner Mumienschlafsäcke und besonders für sich nachts viel bewegende, unruhige Schläfer geeignet. Neben objektiven Kriterien kommt es des Weiteren auf das persönliche Wärmeempfinden an, was man nur durch eigene Erfahrung bewerten kann.
Somit können die bekannten Normwerte zum Thema Wärmeleistung bei Schlafsäcken auch lediglich Orientierungswerte sein und niemals definitive Vorgaben.
Form: Für Wandertouren und Motorradfahrten mit Campingausrüstung ist vor allem die Mumienform geeignet. Hier kommt es sehr auf das Gewicht und die Packmaße an. In Höhenlagen, wo sich die Temperaturen nachts dem Nullpunkt nähern, kommen die Vorteile des eng anliegenden Modells besonders zur Geltung.
Die Deckenform eignet sich eher für Campingfahrten mit dem PKW während der Sommermonate. Hier spielt der Gepäckträger eine Nebenrolle. In diesem Schlafsack hat man mehr Freiraum und kann ihn dank des rechteckigen Designs in heißen Nächten sehr gut in ausgebreitetem Zustand als Decke benutzen, wenn man auf einer Isomatte oder Luftmatratze liegt.
Naht: Die durchgesteppte Naht, die man oft bei günstigen Schlafsackmodellen findet, verbindet Außenstoff und Innenfutter direkt miteinander.
Dies ist ein potentieller Nachteil, denn an der Naht entsteht eine Kältebrücke, die die Isolationswirkung des Produkts schwächt. Höhere Qualität bieten Kammerkonstruktionen. Hier halten vertikale Trennschichten die Füllung an Ort und Stelle. Leicht schräg positionierte V-Kammern gehören dabei zum aufwendigsten und auch teuersten Design.
Material: Es gibt zwei große Kategorien was die Materialien von Schlafsäcken betrifft – Daunen und Kunstfaser. Der große Vorteil von Daunen besteht in effizienter Wärmeleistung und geringem Gewicht. Ein Nachteil ist, dass Feuchtigkeit Daunen „klumpen“ lässt und Luftvolumen nicht mehr gut gebunden werden kann.
Die Modelle aus Kunstfaser sind im Durchschnitt günstiger, robuster und wärmen auch noch im feuchten Zustand. Außerdem trocknen sie deutlich rascher. Andererseits ist diese Art Schlafsack schwerer und nicht ganz so klein verpackbar.
Unabhängig von der Material-Kategorie sind Schlafsäcke nach dem „Zwiebel-Prinzip“ zu empfehlen. Das Produkt besteht in diesem Fall aus Außenhülle und Inlett, sprich einer herausnehmbaren Schicht, die beim Schlafen direkt am Körper anliegt.
Reinigung: Dies erleichtert auch die Reinigung des Schlafsacks, der allgemein durch häufiges Lüften möglichst lange vorgebeugt werden sollte. Jedes Waschen beeinträchtigt das Material in seinem Zustand und somit langfristig auch die Wärmeleistung des Produkts.
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