Manchmal braucht das Schicksal nicht mehr als ein paar Sekunden um das Leben eines Menschen dramatisch zu verändern. Das eigene Kind ertrinkt beinahe im Swimmingpool. Eine falsche Bewegung führt zur Querschnittslähmung. Ein unerwarteter Schlaganfall zerstört einen Lebenstraum. Ein Familienmitglied wird ermordet. Was können Betroffene machen, um ihr Schicksal zu verarbeiten? Und warum schaffen es einige Menschen ihr Schicksal anzunehmen, während andere daran verzweifeln? Tipps vom Experten klärt auf…
Inhalt:
Samuel Koch: der missglückte Stunt
Gaby Köster: der plötzliche Schlaganfall
Der Alster-Mord
Die Schuldfrage
Eine falsche Bewegung
Der unglückliche Lottogewinn
Jeder Mensch reagiert anders: Die Schicksals Typen
Was bedeutet Resilienz
Der Mandelkern
Wie man Schicksalsschläge meistern kann
Samuel Koch: der missglückte Stunt
Ein Millionenpublikum schaute zu, als Samuel Koch am 04. Dezember 2010 in der beliebten TV-Sendung „Wetten, dass…?“ seine Stuntwette vorführen wollte. Ausgestattet mit speziellen Springstiefeln wolle er über fünf unterschiedlich große, fahrende Autos mit einem Salto springen. Doch beim vierten Auto, gefahren von seinem Vater, kam es zur Katastrophe. Der Absprung gelang nicht so wie vorher unzählige Male geprobt. Samuel stürzte vor den Kameras auf den Boden und blieb regungslos liegen. Die Moderatoren Michelle Hunziker und Thomas Gottschalk mussten ebenso wie ihre Millionen Zuschauer live miterleben, wie sich Samuel die Wirbelsäule brach. Die Sendung wurde erst kurzzeitig unterbrochen. Dann komplett abgebrochen. Thomas Gottschalk zog sich nach diesem Drama vollständig als Moderator der Sendung zurück. „Wetten, dass…?“ wurde aus dem Programm genommen. Doch den größten Schicksalsschlag erlebte natürlich Samuel Koch. Der bis dahin sportliche und lebensfrohe 23Jährige mit der sympathischen Ausstrahlung ist seit seinem Unfall vom Hals abwärts querschnittsgelähmt. Im Gegensatz zu vielen anderen Betroffenen hat sich Samuel von seinem schweren Schicksalsschlag nie unterkriegen lassen. Er absolvierte eine Ausbildung auf der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover, trat regelmäßig in Talkshows auf, wurde Schauspieler für TV und Bühne und ist seit 2017 verheiratet. Sein Optimismus und seine Lebensfreude wurden auch durch seinen tragischen Unfall nicht gebrochen. Dieses Talent haben allerdings nur die wenigsten Menschen. Samuel gebührt großer Respekt. Allerdings weiß auch kein Mensch, welche Gefühle, Verzweiflung, Ängste er bis heute in seinem Inneren auszustehen hat.
Gaby Köster: der plötzliche Schlaganfall
Mitten aus dem Leben gerissen wurde auch Gaby Köster. 2008 stand die Kölnerin mehr denn je im Rampenlicht. Ihre TV-Show „Ritas Welt“ feierte großen Erfolg, ebenso die Show „Sieben Tage – sieben Köpfe“ mit Comedian-Star Rudi Carell. Auch mit ihren Lesungen und Comedy-Programmen wie „Wer Sahne will, muss Kühe schütteln“ konnte Gaby Köster mühelos große Säle füllen. Doch dann verschwand die wortgewandte Kölnerin plötzlich vollständig aus der Öffentlichkeit. Über drei Jahre lang konnten die Fans nur spekulieren, was tatsächlich mit ihrer Gaby passiert war. Ihr schrecklicher Verdacht wurde am 07. September 2011 bestätigt. Schwer angeschlagen, des Gehens nicht mehr alleine mächtig und aufgedunsen zeigte sich Gaby Köster in der TV-Sendung „Stern TV“. Gaby hatte einen schweren Gehirnschlag hinter sich und war auch drei Jahre später nicht in der Lage ohne fremde Hilfe zu laufen. Zusätzlich ist bis heute ihr linker Arm gelähmt. In einem Interview für das Magazin „Bunte“ erklärt sie:“Kurz nach dem Koma dachte ich noch: Schön, jetzt haste mal zwei Wochen frei, und dann ist alles wieder juut. Man rechnet nicht damit, dass das so lange dauert. Neun Jahre ist das jetzt her.“ Ihre Erfahrungen über ihren Schicksalsschlag, der innerhalb von Sekunden ihr ganzen persönliches und berufliches Leben veränderte beschrieb sie in einem Buch mit dem treffenden Titel „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“, das auch verfilmt wurde. Gaby Köster hat sich mutig ins Leben zurück gekämpft. Doch wie schwierig dieser Kampf war, ist ihr deutlich anzumerken. Den Humor hat sie nicht verloren, doch nachdenklicher ist sie geworden.
Der Alster-Mord
Diese Tat ist einfach unfassbar. Bis heute sind die Hintergründe nicht aufgeklärt und die Polizei arbeitet weiterhin intensiv an der Lösung dieses Falls. Doch selbst wenn der Täter gefasst werden sollte, wird das Opfer Victor davon nicht mehr lebendig, seine Eltern, Freunde, Bekannte sind weiterhin traumatisiert und tief betroffen von dem plötzlichen und völlig sinnlosem Tod Victors. Es geschah in der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober 2016. Der 16jährige Victor ist zusammen mit seiner Freundin bei der Kennedy-Brücke in Hamburg, als plötzlich aus dem Nichts ein Mann auftaucht. Der Täter wirft erst Victors Freundin in die Alster, dann sticht er hemmungslos auf den wehrlosen Victor ein und verschwindet. Victors Freundin kann sich mit letzter Kraft aus der Alster retten und informiert den Notarzt. Doch es ist zu spät. Victor verblutet im Krankenhaus. Die Polizei sucht vergeblich nach dem hinterlistigen Mörder. Er bleibt unauffindbar, trotz präzisem Phantombild. In den folgenden Monaten tauchten immer wieder Verdachtsmomente auf, dass zum Beispiel Anis Amri, der Anschlagtäter auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, auch der Täter im Alster-Mord sein soll. Unter anderem auch deshalb, da der IS sich in einem Bekennerschreiben für den Alster-Mord verantwortlich zeigte. Eine falsche Fährte, wie die Polizei später herausfand. Den Eltern und Hinterbliebenen bleibt nur die pure Verzweiflung über den Verlust des geliebten Menschen. Unfassbar ist bis heute das Motiv des Täters. Es gibt einfach keine Erklärung für seine Tat. Die Trauer wird dadurch noch tiefer. Zum Ausdruck kommt das unter anderem durch die Bilder und Blumen, die bis heute von Familienmitgliedern, aber vor allem von Unbekannten am Tatort niedergelegt werden. Eine stille Trauerbewältigung. Doch die Hoffnung bleibt, dass eines Tages der schreckliche Mord an einem unschuldigen Schüler gesühnt wird und der Täter dem Richter vorgeführt wird.
Die Schuldfrage
Peter und Christian (Namen von der Redaktion geändert) haben beide das gleiche Schicksal. Beide Jungs sind im Alter von etwa drei Jahren unbemerkt von ihren Eltern ins Wasser gefallen, wurden bewusstlos aufgefunden. Beide wurden gerettet, doch ihr Schicksal wurde durch die Unfälle völlig verändert. Denn beide haben eine schwere Behinderung davon getragen. Und ihre Eltern sind schwerst traumatisiert. Wäre der Unfall vermeidbar gewesen? Ist es meine Schuld? Wie können wir jetzt nur weiterleben? Beide Eltern müssen seit dem Unfall ihres Sohnes mit diesen Fragen leben. Aber beide Eltern haben sich für einen anderen Weg entschieden. Christians Eltern, die Familie S., trauert bis heute und leidet unter nagenden Schuldgefühlen. „Ich bin sein Papa und es ist meine Aufgabe gewesen auf ihn aufzupassen. Ich habe versagt“, erklärt Vater S. seine Gefühle. „Trauer und Schmerz sind immer da. Doch man lernt damit umzugehen. Es gibt eine Zeit, in der man wieder nach vorne blickt“, beschreibt Peters Mutter W. ihren emotionalen Zustand. Und beide Eltern versuchen natürlich ihren Söhnen die best mögliche Pflege, die größten Entwicklungschancen und besonders viel Liebe zu geben. Aber auf jeweils unterschiedliche Art. Christians Eltern setzen alles daran ihren Sohn zu fördern. Jede nur mögliche Therapie wird angenommen. Mit einem gewissen Erfolg. Immerhin kann Christian gegen die Prognose der Ärzte wieder einigermaßen laufen. Sprechen kann er allerdings nicht. Peter hingegen wird neben den herkömmlichen Therapiestunden hauptsächlich so weit wie möglich in das normale Familienleben integriert. Er kann sich teilweise selbstständig, teilweise über einen Sprachcomputer artikulieren. Laufen kann er nicht. Wie Peter und Christian die eigene Situation verstehen, wie sie sich fühlen, ist nicht ganz klar. Zwar kann Peter sich über seinen Sprachcomputer formulieren, doch wie weit ist er überhaupt in der Lage alles wahrzunehmen? Wie weit ist das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen worden? Beide Jungs weinen manchmal. Ohne Worte, verzweifelt. In Peters Familie wird über den Unfall gesprochen. „Die Gratwanderung zwischen Verzweiflung und Hoffnung ist furchtbar“, erklärt Peters Mutter. „In den schwersten Stunden habe ich mir immer nur gewünscht, dass er wenigstens wieder mit mir lachen kann. Das ist Fortschritt!“ Während Christians Vater sicher ist, dass „die therapeutische Förderung ihm am meisten geholfen hat. Und dass ich ihn fordere. Denn ich habe sein Leben verbaut.“ Für die Familie W, die Hilfe im Glauben und der Meditation findet, ist „die Schuld an diesem tragischen Unfall nicht manifestiert. Es ist Schicksal.“ Familie S. Glaubt, dass „Schuld eine Spiegelseite auslöst, die zur Haltung führt.“
Eine falsche Bewegung
Am 25. März 2014 änderte sich das Leben der Elisa Chirino von einer Sekunde auf die andere schlagartig. Bis dahin war Elisa, damals 16 Jahre alt, ein hübsches, fröhliches Mädchen. Doch vor allem war sie eine große Hoffnung für das Olympiakader im Kunstturnen. Seit ihrem sechsten Lebensjahr bedeutete Turnen alles für Elisa. Deshalb besuchte sie auch ein Gymnasium, das speziell für Nachwuchstalente ein Förderprogramm beinhaltete. Am späteren Nachmittag, nach mehreren Stunden Training, sollte sie ihre letzte Übung am Stufenbarren absolvieren. Alles lief gut, bis sie den oberen Holm nicht richtig zu fassen bekam. Elisa stürzte schwer und knallte mit dem Genick auf den Boden. Der vierte und fünfte Halswirbel brach. Und Elisa, die die ganze Zeit voll bei Bewusstsein war, merkte sofort, dass etwas Schlimmes passiert war. „Ich lag auf dem Boden und konnte meine Beine nicht mehr spüren. Meinen Körper nicht mehr bewegen und dachte ‚Scheiße, was ist jetzt passiert?’“, erzählte sie in der TV-Sendung „Markus Lanz“. Die Diagnose: Querschnittslähmung. Doch richtig begriffen hat sie diesen Schicksalsschlag erst Tage später, als die Ärzte ihren Eltern erklärten, dass Elisa nie wieder laufen könne, ihre Arme und Hände nur noch zu einem Bruchteil bewegungsfähig bleiben. Was die Ärzte nicht wussten: Elisa war in diesem Moment wach und konnte jedes Wort hören. Ein Schock! Erst in diesem Moment hat sie das ganze Ausmaß ihrer Verletzung begriffen. Knapp zwei Jahre verbringt Elisa im Krankenhaus. Es kommt immer wieder zu Komplikationen. Doch Elisa gibt den Kampf nicht auf. Heute lebt sie allein in einer Wohnung, macht ihr Abitur. „Ich bin dankbar, dass ich noch lebe. Schätze viele Dinge, vor allem Kleinigkeiten, viel mehr. Und ich hoffe auf die Forschung, die es mir in Zukunft vielleicht möglich macht wieder stehen zu können.“ Um ihr Schicksal besser verarbeiten zu können, ist sie noch einmal zum Unglücksort zurückgekehrt, in die Turnhalle. Vor dem Stufenbarren hat sie mit Hilfe des Freundes ihrer Schwester noch einmal versucht zu stehen. „Um die Perspektive mich als stehenden Mensch noch einmal zu erleben“, wie sie erklärt. Für wenige Sekunden, gehalten von dem Freund, steht sie, blickt in den Spiegel. Dann bricht ihr Kreislauf zusammen. Der Rollstuhl wird ein ständiger Begleiter in ihrem Leben bleiben. Doch ob sitzend oder stehend – Elisa zeigt Haltung und kämpft für ihr selbstbestimmtes Leben.
Der unglückliche Lottogewinn
Lothar Kuzydlowski war 1994 arbeitsloser Teppichleger, verheiratet und Biertrinker. Und er war Lottospieler. Am 20. August 1994 schauten er und seine Frau Andrea die Ziehung der Lottozahlen – und konnten ihren Augen kaum glauben. Sechs Richtige hatten sie angekreuzt. Der ganz große Glücksgriff. Über Nacht waren sie aus Sozialhilfeempfängern Lottomillionäre geworden. Stolze 4 Millionen Mark, etwa zwei Millionen Euro, hatten sie gewonnen. Sie waren reich von einer Sekunde auf die nächste. Und Lothar genoss den Reichtum. Er wurde zum Inbegriff des Lottogewinners, er wurde Lotto-Lothar. Statt Dosenbier gab es Champagner, statt U-Bahn wurde Lamborghini gefahren. Lothar protze mit seinem Reichtum. Am Hals immer eine Kette mit drei goldenen Ls: für Lothar, Lotto, Lamborghini. Für sich und sein Familie kaufte er ein Haus im Grünen. Urlaub fand unter den Palmen von Mauritius statt. Der Geldtopf schien unendlich zu sein. Natürlich lockte dieser plötzliche und protzige Geldsegen auch Schnorrer und andere fiese Gestalten an. In Lothars Fall waren es vor allem Bardamen, die ihm beim Geldausgeben kräftig unter die Arme fassten. Es dauerte nicht lange und die bis dahin glückliche Ehe zerbrach. Lothar flüchtete sich weiterhin in den Alkohol. Beliebtestes Getränk damals: Wodka. Und noch weitere Schicksalsschläge warteten auf Lotto-Lothar. Erst verstarb sein Vater, kurz darauf völlig unerwartet sein geliebter Bruder Paul. Lothars Welt zerbrach. Er brauchte nur fünf Jahre um seinen gesamten Lottogewinn zu verjubeln. Lothar starb an Leberzirrhose. Verarmt und einsam. Der Lottogewinn hat ihm kein Glück gebracht. Wie vielen Lottogewinnern. Denn Studien beweisen, dass beinahe zwei Drittel der Lottogewinner über ihrem plötzlichen Reichtum nicht glücklich sind. Viele von ihnen verzweifeln regelrecht. Oder verarmen schnell wieder. Ein Beweis: Geld alleine macht nicht glücklich
Die Schicksals Typen: Jeder Mensch reagiert anders
Tragische Momente und einschneidende Schicksale verändern von heute auf morgen das Leben eines Menschen. Manche Menschen schaffen es, ohne bleibende Folgen ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Andere Menschen verzweifeln schon bei geringsten Veränderungen. Jeder Mensch hat eine individuelle Art mit seinem Schicksal, sei es tragisch, überraschend oder positiv, umzugehen. Wieso diese Verarbeitungsfähigkeit bei jedem Menschen individuell unterschiedlich ist, war lange Zeit nicht bekannt. Der Wissenschaftler George Bonanno hat nach dem Anschlag vom 11. September 2001 auf die Twin Towers in New York Betroffene untersucht und kam auf Grund seiner Studie zu folgender Typen-Aufstellung:
Der chronische Typ:
Menschen dieses Typus können Krisen und Schicksalsschläge kaum bis gar nicht bewältigen. Es kommt zu dauerhaften psychischen und physischen Schädigungen, die im schlimmsten Fall niemals überstanden werden. Beinahe ein Drittel der Bevölkerung gehört diesem Typus an.
Der genesene Typ:
Menschen diesen Typus sind wahre Kämpfer. Sie schaffen es meistens innerhalb der nächsten zwei Jahre das Erlebte so zu verarbeiten, dass sie keine traumatischen Symptome mehr aufweisen. Knapp ein Viertel aller Menschen sind mit diesem Talent ausgestattet.
Der verzögerte Typ:
Nach dem traumatischen Erlebnis zeigen Menschen dieses Typus erst einmal keine signifikanten Symptome auf. Es scheint so, als würden sie das Erlebte einfach wegstecken. Doch nach einiger Zeit, das kann Tage, aber auch Monate dauern, treten die typischen Symptome dann doch auf. Die Verarbeitung des Erlebten gestaltet sich dementsprechend schwierig
Der resiliente Typ:
Menschen diesen Typus können sich glücklich schätzen. Denn sie haben die Fähigkeit selbst mit schwerwiegenden Schicksalsschlägen fertig zu werden. Sie haben die psychische Fähigkeit ausreichend Widerstand aufzubringen um das Erlebte gut verarbeiten zu können. Selbst nach einem traumatischen Erlebnis zeigen sie nur wenig Symptome eines Traumas.
Was bedeutet Resilienz:
Resilienz ist die Fähigkeit sich selbst gegen Angriffe von außen widerstandsfähig zu machen. Menschen, die resilient sind, können negative Einflüsse, und traumatische Erlebnisse regelrecht an sich abprallen lassen um die psychische Balance zu bewahren. Die Resilienz ist eine innere Schutzvorrichtung.
Der Mandelkern
Welchem Typus welcher Mensch angehört ist nicht zufällig, sondern hat mit dem Mandelkern zu tun. Der Mandelkern, medizinisch auch Amygdala genannt, ist ein Kerngebiet im Gehirn. Dieser Bereich ist für die Furchtkonditionierung zuständig. Emotionale Erlebnisse und die Wiedererkennung einer Situation wird durch den Mandelkern bewertet. Normalerweise hilft er dem Menschen Situationen und Emotionen einzuschätzen. Doch dieser Mechanismus kann auch überempfindlich reagieren. Dann schaltet das Gehirn zum Beispiel auf Gefahr, Schock oder tiefe Trauer um, obwohl die Situation diesem Gefahrenzustand nicht entspricht. Bei Menschen, die extrem auf Schicksalsschläge reagieren, ist der Mandelkern besonders aktiv, bei Menschen, die mit Extremsituationen gut umgehen können, ist er weniger aktiv.
Wie man Schicksalsschläge meistern kann
Tagtäglich geschehen auf der ganzen Welt schreckliche Schicksalsschläge. Egal, ob wir das Fernsehen einschalten, die Zeitung aufblättern oder ins Internet gehen, wir alle werden ungewollt Zeugen dieser schrecklichen Schicksale. Und trotzdem denkt kaum einer daran, dass es auch ihn treffen könnte. Diese Einstellung ist quasi eine Schutzvorkehrung der menschlichen Natur. Bricht dann aber doch ein schwerer Schicksalsschlag über unser Leben herein, führt das natürlich zu einem Schockzustand. Und den zu bewältigen ist schwer. Doch es gibt Möglichkeiten aus diesem Tal der Trauer und des Leids wieder herauszukommen und neuen Lebensmut zu fassen.
- Eine Therapie
Für die meisten Betroffenen ist es unumgänglich eine Therapie zu beginnen. Hier können sie nicht nur auf professionelle Hilfe hoffen, sondern auch über ihre Gefühle offen reden. Alleine das hilft den meisten Menschen schon sehr. - Rituale einführen
Wenn das eigene Kind oder ein anderer geliebter Mensch stirbt, kann es hilfreich sein neue Rituale zur Trauerbewältigung einzuführen. Das kann zum Beispiel der Gang zum Grab des Verstorbenen an seinem Todestag sein. Oder das regelmäßige Treffen mit anderen Menschen in einer ähnlichen Situation. - Darüber sprechen
Viele Betroffene ziehen sich nach dem Schicksalsschlag erst einmal vollständig in sich und ihrer Trauer zurück. Dabei hängt der Grad der Verarbeitung des Schicksals sehr mit der Auseinandersetzung des Geschehenen zusammen. Und vor allem mit Gesprächen lassen sich tiefe Gefühle besonders gut verarbeiten. - Kraft in der Trauer suchen
Wer es selbst zulässt zu trauern, gibt sich die Möglichkeit seine Gefühle zu verarbeiten und neu zu ordnen. Diese Möglichkeit, so berichten viele Betroffene, hilft ihnen neue Kraft zu finden. - Sich Zeit für die Trauer nehmen
Wie lange jemand trauert, ist eine ganz persönliche Einstellung. Manche Menschen überwinden ihr Leid und ihr Trauma schneller, manche brauchen länger. Richtlinien wie „nach dem Trauerjahr geht es weiter“ oder „du musst jetzt endlich wieder nach vorne schauen“ sind weder hilfreich noch richtig. Das eigene Bauch Gefühl ist entscheidend, wie lange er trauert. - Das Leben neu ordnen
Es ist die Aufgabe des Betroffenen nach einem Schicksalsschlag weiterzuleben. Dafür muss er jedoch meistens sein gesamtes Leben neu ordnen. Mit jedem noch so kleinen Schritt in Richtung Neuordnung unternimmt er auch einen kleinen Schritt in sein neues Leben. Die ersten Schritte sind in den meisten Fällen beinahe unerträglich schwer für den Trauernden. Doch jeder kleine Schritt gibt auch ein Stück Hoffnung zurück.
Psychologen haben die Trauerbewältigung in fünf Phasen aufgeteilt:
Leugnen, Schock, Suchen, Loslassen, Akzeptieren
Für manche Menschen trifft diese Unterteilung der Trauerbewältigung zu. Aber: Das muss nicht sein. Bei manchen Trauernden gilt diese Regel nicht. Wer wie lange trauert, ist und bleibt individuell.
Redaktion: Patricia Hansen
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Wiedergabe – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
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