Die Bevölkerung der westlichen Industrienationen wird immer älter. Aber deshalb wird sie noch lange nicht gesünder – im Gegenteil. Solange die Alterserwartung so schnell steigt, wächst auch der Anteil von Menschen Alterserkrankungen. So werden immer mehr Menschen in Deutschland mit Diagnosen wie Demenz oder Alzheimer leben müssen. Diese gefürchteten und immer noch tabuisierten Alterserkrankungen werden in unserer Gesellschaft nachweislich prozentual anwachsen. Grund genug, einen offeneren Umgang mit diesen Krankheiten zu pflegen und sich auch als Nichtbetroffener mit diesem gesundheitlichen Damoklesschwert näher zu befassen! Denn Demenz kann jeden treffen.
Inhalt
- Der Unterschied zwischen Demenez und Alzheimer Medikamente – neue Forschungen
- Ursachen und Fakten Impfung oder Prophylaxe
- Nur noch 10 Prozent der 100Jährigen ohne Demenz Hoffnung Lithium
- Wie entsteht Alzheimer Natürliche Therapie
- Muss ich sterben? Geistig und körperlich rege bleiben
- Alzheimer durch Essen Was tun als Angehöriger
- Was kostet die Pflege
- Der letzte Ausweg
Der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer
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Demenz
Demenz ist schlicht der Oberbegriff für Krankheiten, bei denen das kognitive Denken, aber auch emotionale und soziale Fähigkeiten abnehmen. Das zusammengesetzte Wort lateinischen Ursprungs, „Dementia“, bedeutet so viel wie „ohne Geist“. Demenzerkrankungen zeigen sich im schleichend verlaufendem Verlust von geistigen Funktionen (Denken, Erinnerung, Orientierung, Verknüpfen von Denkinhalten). Auch die Sprache und die Motorik, selbst die Persönlichkeitsstruktur können davon betroffen sein. Deshalb können Erkrankte im fortgeschrittenen Stadium auch oft einfachste Aktivitäten nicht mehr ohne Hilfe ausführen.
So erschüttert und betrifft die Diagnose „Demenz“ nicht nur die Erkrankten, sondern besonders auch die Angehörigen. Was macht man, wenn mich der geliebte Ehepartner nicht mehr erkennt? Was, wenn die liebevolle Mutter sich zu einer schreienden, wirren Furie verwandelt? Demenz macht Angst! Glücklicherweise forschen die Wissenschaftler fieberhaft an diesem Altersphänomen. Die verschiedenen Demenz-Erkrankungen wurden schon länger – auch wegen der differenzierteren Behandlungsmöglichkeiten – in Unterkategorien eingeteilt.
Demenz wurde so zum Oberbegriff für Krankheitsbilder wie Alzheimer, Vaskulärer Demenz, Morbus Pick, Frontotemporale Demenz oder andere Formen des Verlusts der Denkfähigkeit. Die Erscheinungsformen sind oft ähnlich: Erst vergessen die Patienten die Ereignisse aus jüngerer Zeit, nach und nach verschwinden auch zunehmend Erinnerungen an frühere Lebensphasen. Die Ursachen und Diagnosen jedoch unterscheiden sich dabei.
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Alzheimer-Demenz
Die häufigste Form der Demenzerkrankungen ist die Alzheimer-Demenz („Alzheimer“), deshalb wird hier der Fokus vor allem auf diese Erkrankung gelegt. Rund 60 % aller Demenzen werden durch Alzheimer hervorgerufen. Bei Alzheimer ist das Gleichgewicht des Botenstoffs Glutamat gestört, so dass Nervenzellen zugrunde gehen und sich Plaques bilden. Diese Verklumpungen bestehen aus dem Eiweißstoff Beta-Amyloid, das sich außerhalb der noch funktionierenden Nervenzellen ablagert und so auch noch die Kommunikation zwischen den funktionierenden Nervenzellen behindert.
Auch Veränderungen in den Tau-Proteinen im Gehirn werden derzeit über eine mögliche Auslöserfunktion untersucht. Die Hirnmasse des Alzheimer-Erkrankten nimmt durch das Neuronensterben immer mehr ab, zusätzlich wird der Botenstoff Acetylcholin nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert.
Ursachen und Fakten
Die verschiedenen Demenzerkrankungen selbst können vielerlei Ursachen haben. Der höchste Risikofaktor dabei ist das Alter. Aber auch Diabetes, Niacin- oder B12-Mangel, Alkohol, Infarkte oder genetische Veränderungen können Demenzerkrankungen hervorrufen. Dabei gibt es Erkrankungen, die körperlich beginnen wie Parkinson. Diese sind jedoch eher in der Minderheit. Klassisch beginnt eine Demenz mit „Vergesslichkeit“, oft aber auch mit Depressionen.
Heute weiß man, dass von Alzheimer fast ausschließlich ältere Menschen betroffen sind. Früher hingegen ging man bei diese Form der Demenz von einer Art krankhaftem Hirnschwund aus, der alle befallen konnte. Als der deutsche Arzt Alois Alzheimer 1907 die 50jährige Patientin Auguste Deter behandelte, die starke Demenz-Symptome aufwies, ging auch er davon aus, dass sie eine Krankheit hat, die andere Ursachen als die „normale“ Altersdemenz hat. Eine Obduktion nach ihrem Tod zeigte tatsächlich starke Veränderungen im Gehirn, die für ihre Demenz – oder ihren Alzheimer – verantwortlich war. Diese spezielle Former der Demenzerkrankung wurde nach ihrem Entdecker Dr. Alzheimer benannt.
Erst später entdeckte man, dass auch Menschen, die erst im hohen Alter dement wurden, dieselben histologischen Veränderungen zeigten wie die Patientin Auguste Deter. Die – für Demenz – relativ junge Deter war also eher die Ausnahme der Alters-Alzheimer-Regel. Heutzutage sind unter den 65-Jährigen ungefähr 2 % von Alzheimer betroffen. Die Zahl der 70-Jährigen wird mit ca. 3 % angegeben und der Prozentsatz wächst rasant bis zu den 85-Jährigen, von denen 20 % unter den Symptomen der Krankheit leiden. Die Mortalitätsrate von Alzheimerpatienten ist höher als die von Nichtbetroffenen, sie sterben also schneller, deshalb nimmt die Rate später wieder ab.
Der jüngste bisher bekannte Alzheimer-Patient wurde mit erst 27 Jahren krank und starb sechs Jahre später. 1,3 Millionen Menschen in Deutschland leiden insgesamt unter einer Demenzerkrankung, 700.000 davon an Alzheimer. Bis 2050 werden es vermutlich doppelt so viele sein. Weltweit sind an die 29 Millionen Alzheimer-Krankheiten bekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass bei uns bald jeder achte Mensch an dieser Krankheit leiden wird.
Nur noch 10 Prozent der Hundertjährigen ohne Demenz
Die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft hat ein Besorgnis erregendes Rechenbeispiel gestartet: „Im statistischen Mittel stellt sich bei etwa jedem dritten Menschen, der ein Alter von 65 Jahren erreicht, im weiteren Altersverlauf eine Demenz ein. Das Risiko hängt stark von der individuellen Lebenserwartung ab. Käme es zu keinen vorzeitigen Todesfällen aufgrund von anderen Erkrankungen, würden bis zum Alter von 70 Jahren grundsätzlich etwa 2 % und bis zum Alter
von 80 Jahren etwa 12 % der Menschen an einer
Demenz erkranken.
Bis zu einem Alter von 90 Jahren wären 50 % der Bevölkerung betroffen, bis zum Alter von 95 Jahren 70 % und wenn alle ein Alter von 100 Jahren erreichen würden, blieben vermutlich weniger als 10 % von einer Demenzerkrankung verschont.“ Nicht nur deswegen arbeiten Forscher mit Hochdruck an einer Heilungsmöglichkeit, schließlich wünschen sich immer Menschen eine hohe Lebenserwartung. Allerdings ist ein 90 % Wahrscheinlichkeit dement zu werden, beinahe angsteinflößend. Doch so lange noch nicht einmal die eigentliche Ursache der Alzheimer-Demenz bekannt ist, fischen die Forscher im Trüben.
Wie entsteht Alzheimer?
Es gibt viele Ansätze zur Erklärung der Erkrankung an Alzheimer. Eine davon ist genetischer Natur: Etwa fünf bis zehn Prozent der Betroffenen zeigen eine familiäre Häufung. Dafür sind scheinbar gewisse Gene auf den Chromosomen Nummer 14, 1 und 21 verantwortlich. Besonders die frühe Form der Alzheimer-Krankheit, die Menschen im Alter von 30 bis 60 Jahren trifft, ist erblich bedingt. Die anderen 90 bis 95 % erkranken an der so genannten „sporadischen“ Form des Alzheimer. Warum diese Apoptose, dieser programmierte Zelltod, einsetzt, wo die Gehirnzellen regelrecht Selbstmord begehen, ist unklar. Gene werden aktiviert, die „Killer-Proteine“ freisetzen und den Zellen signalisieren, mit dem Sterben zu beginnen. Die Identität der Killer-Proteine ist noch nicht vollständig geklärt.
Ein anderer Ansatz ist die Untersuchung des ε4-Allel Proteins Apolipoprotein E (ApoE), als weitere Idee gilt eine bestimmte Mutationsvariante des SORL1-Gens. Letztendlich ist die wirkliche Ursache von Alzheimer bis heute nicht ganz geklärt. Ebenso wenig ist eine Heilung bisher möglich. Parallel dazu aber veranstalten Wissenschaftler interessante langzeitliche Versuchsreihen, die Erklärungen über Zusammenhang zwischen der Lebensweise und späteren Alzheimer-Erkrankungen betrachten. Auch empirische Beobachtung über prophylaktische Medikamentengabe oder den Zusammenhang zwischen geistiger Beanspruchung und Demenzerkrankungen werden untersucht.
Muss ich sterben?
Die durchschnittliche Dauer der Alzheimer-Krankheit beträgt sieben Jahre nach der Diagnosestellung. Jedoch variiert dies von Patient zu Patient, manche Patienten lebten noch bis zu 20 Jahren mit der Krankheit.
Alzheimer durch Essen?
Der Ernährungsexperte Hans-Ulrich Grimm macht in seinem Buch „Die Ernährungslüge: Wie uns die Lebensmittelindustrie um den Verstand bringt“ auch die moderne Lebensmittelindustrie mit ihren Aromastoffen und chemischen Zusätzen in den Fertigprodukten für Erkrankungen des Gehirns verantwortlich. Grimm schreibt, dass Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson dadurch entstehen können, dass sich Schwermetalle im Gehirn ablagern, weil Zusatzstoffe wie beispielsweise Glutamat den Organismus irritieren. Diese Stoffe kommen zwar teilweise auch im eigenen Körper vor, aber gerade das macht sie so gefährlich.
Denn da ihre natürlich Variante im Körper gewisse Funktionen erfüllt, schießen diese Eiweißstoffe bei einer zusätzlichen Einnahme mit der Nahrung quasi über das Ziel hinaus. Glutamat beispielsweise hilft Schwermetallen sich im Gehirn einzulagern, so Grimm, was ihnen – ohne zusätzliches Glutamat in der Nahrung – dank der Blut-Hirn-Schranke sonst nicht gelingen würde. Auch andere Untersuchungen zeigten, dass der äußerst verbreitete Geschmacksverstärker Glutamat, aber auch die Zusatzstoffe E 173, E 520, E 521, E 522, E 523, E 541 dabei beteiligt sein könnten Alzheimer auszulösen. Eine schon in junge Jahren ausgewogene Ernährung, die auf Zusatzstoffe verzichtet (beispielsweise Öko-Produkte mit dem EU-Bio-Stempel oder Zertifikats-Siegeln wie Bioland oder Demeter) könnte laut Grimm eine Alzheimererkrankung verhindern oder verzögern. Auch der Hirnforscher Prof. Konrad Beyreuther behauptet, dass Glutamat als Nervenzellgift wirkt, das bei Alzheimer, Parkinson und Multipler Sklerose eine unheilvolle Rolle spielen kann.
Ein Versuch der New Yorker Schulbehörde, der eigentlich den Zusammenhang von einem vollwertigem Frühstück und besseren Leistungen aufdecken sollte, hat festgestellt, dass ein ausgewogener, vollwertiger Speiseplan mit weniger Zusatzstoffen, Aromastoffen und Zucker zu einer auffällig deutlich besseren Leistung der Schüler führt. Mäuse, die mit Glutamat gefüttert wurden, entwickelten sich nicht nur deutlich weniger lernfähig, sie wuchsen auch unmäßig in die Breite, haben teils sogar groteske Formen angenommen und wurden übergewichtig.
Dieser Stoff scheint im Gehirn neben der Denkfähigkeit auch die Wachstumssteuerung zu beeinflussen. Warum nicht auch das Nervenzellenwachstum? Aber wieso gab es Alzheimer dann schon 1907? War Auguste Deter einer deutlich höheren Konzentration an Schwermetallen ausgesetzt? Welche auch immer die Ursachen für Alzheimer sein mögen, ein erschütternder Fakt ist, dass die Krankheit derzeit nur gelindert, nicht aber geheilt werden kann.
Was kostet die Pflege
Die Pflege eines Alzheimer-Kranken in Deutschland kostet durchschnittlich € 43.000 pro Jahr, bis zu € 90.000 pro Jahr sind die Zahlen neuerer Schätzungen. Zwei Drittel der Kosten für die Betreuung, die Pflege, Therapie und Medikamente müssen die Familien tragen, bis zu einem Drittel übernimmt die Pflegeversicherung, drei Prozent die Krankenkassen. Diese immens hohen Zahlen sind der Grund dafür, warum so viele Demenzkranke daheim von den Angehörigen gepflegt werden, so lange es noch irgendwie möglich ist.
Die Therapieformen
Medikamente – neue Forschungen
Die Deutsche Alzheimergesellschaft rät auf ihrer Internetseite www.deutsche-alzheimer.de unter anderem zur medikamentösen Behandlung. Vorsicht aber vor Webseiten wie beispielsweise www.alzheimerinfo.de, denn diese wird vom Pharmariesen Merz betrieben. Bei der medikamentösen Therapie existieren zwei Arzneimittelgruppen, die Cholinesterase-Hemmer bei leichter und mittlerer Demenz, die die Patienten geistig aktiver werden lassen und später der Glutamat-Antagonist Memantine.
Bei einer Verschlimmerung der demenzbedingte Verhaltensstörungen, Aggressivität oder Wahnvorstellungen geht die Behandlung dann zu Neuroleptika (Antipsychotika) über. Diese Medikamente vermindern die Konzentration des Überträgerstoffs Dopamin im Gehirn und wirken dadurch beruhigend. Von diesen Wirkstoffen ist in Deutschland nur Risperidon für diesen Einsatzzweck zugelassen, da die Neuroleptika zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate führen. Auch Risperidon sollte so spät wie möglich und in einer möglichst geringen Dosierung verabreicht werden. Depressiven Patienten hilft man mit Antidepressive, die ihre Stimmung verbessern soll. In allen Fällen aber rät die Alzheimergesellschaft unbedingt auch zu nicht-medikamentösen Therapien, die helfen können und erst später zu Tablette zu greifen.
Impfung oder Prophylaxe?
Auch hohe Dosen von Entzündungshemmern, wie sie Rheumapatienten erhalten, scheinen die Krankheit herauszuzögern, fand der Wissenschaftler Pat McGeer heraus. Allerdings wären die Nebenwirkungen für eine prophylaktische Gabe, und nur die zeigt sich als wirkungsvoll, einfach zu hoch.
Die Impfung mit einem Stoff gegen das Amok laufende Beta-Amyloid, die derzeit getestet wird, liefert nur enttäuschende Ergebnisse. Auch die Erkenntnisse des schottischen Forschers Claude Wischik über Methylenblau, das schädliche Tau-Eiweiße im Gehirn zerstören kann, scheinen nicht besonders vielversprechend.
Hoffnung Lithium
Die Forscher um den US-Wissenschaftler Thomas Jongens von der University of Pennsylvania haben entdeckt, dass auch männliche Taufliegen Alzheimer bekommen können. Diese wurden zu begehrten Studienobjekten in der Alzheimer-Forschung. Das Team untersuchte an ihnen einige Präparate und Elemente, unter anderem das Leichtmetall Lithium. Lithium wird auch bei diversen psychischen Störungen und Cluster-Kopfschmerzen eingesetzt. Die Forscher kamen zu erstaunlichen Ergebnissen: „Besonders entscheidend waren die Resultate bei den älteren Alzheimer-Fliegen, die bereits Symptome zeigen“, erklärt der Wissenschaftler Sean McBride.
Denn Alzheimer wird bei Menschen erst in einem fortgeschrittenen Verlauf diagnostiziert, wenn das Gedächtnis bereits nachlässt, die Schäden sind dann irreversibel. Wenn das bei Fruchtfliegen klappt, so denkt man, könnten, diese Einschränkungen eines Tages vielleicht auch beim Menschen – zumindest teilweise – reversibel verlaufen. Bisher wird Lithium in diesem Zusammenhang an Mäusen getestet, Ergebnisse, die sich auf den Menschen anwenden lassen, bleiben also noch abzuwarten.
Natürliche Therapie
Neben der medikamentösen Linderung durch Antidementiva, Antidepressiva und Neuroleptika gibt es auch vielerlei Anätze im naturmedizinischen und psychologischen Bereich, die den Patienten deutlich helfen können. Der gute Ruf der Ginko-Pflanze beispielsweise war nach mehreren klinischen Studien zuerst zerstört worden. Mittlerweile wurde der Pflanzenextrakt des Ginko-Baums aber als Hilfe rehabilitiert sofern man mindestens 240 mg täglich davon zu sich nimmt, sowohl als Prophylaxe, als auch für Erkrankte.
Auch Physiotherapie, Gehen, Schwimmen und andere leichte Bewegungsformen haben deutliche Verbesserungen beim Krankheitsbild ergeben. Direkte Therapien wie das kognitives Training (einfache Wortspiele in Einzel- oder Gruppentherapie, Farben erkennen, Begriffe erraten, Reime ergänzen) können helfen, die Gedächtnisleistung wieder ein wenig auf Vordermann zu bringen und auch eine Verhaltens- oder Psychotherapie für Neuerkrankte ist ratsam, um gleich von Anfang an Depressionen abzuwenden und einen offensiven Umgang mit der Krankheit zu erlernen.
Ergo- Musik- oder Kunsttherapien, Physiotherapie, Biographiearbeit und ein Training der Realitätsorientierung sind Hilfen und Methoden, die Alzheimer-Patienten eine höhere Lebensqualität garantieren und einen langsameren Fortschritt der Krankheit hervorrufen können. Für spätere Phasen der Erkrankung raten Fachleute zu einer Milieutherapie. Hierbei versucht man, die Wohn- und Lebensräume so umzugestalten, dass Alzheimer-Patienten sich darin wohlfühlen. Angenehme Materialien, weiche Stoffe, bekannte Düfte wecken Erinnerungen wach und lindern Verhaltensstörungen.
Alzheimer oder Demenz verhindern oder herauszögern
Geistig und körperlich rege bleiben
Eine amerikanische Studie ergab, dass Menschen, die einer geistig anspruchslosen Arbeit nachgehen, häufiger an Alzheimer erkranken. Verschiedene vorbeugende Maßnahmen gegen typische Zivilisationskrankheiten senken ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, also Sport, vernünftige und vielseitige Ernährung, kein Leben als Workaholic. Auch haben Menschen, die zu psychischem Stress neigen, eine zwei bis zweieinhalb Mal höhere Wahrscheinlichkeit, Alzheimer zu entwickeln als Menschen, die nicht stressanfällig sind. Auch hilft eine aktive und sozial integrierte Lebensweise in höheren Lebensjahren gegen den Ausbruch von Alzheimer.
Ausreichende Bewegung, gesunde Ernährung mit einem hohen Anteil an sekundären Pflanzenstoffen, ungesättigten Fettsäuren und B-Vitaminen, Alkohol in Maßen und der Verzicht auf Nikotin, sowieso ausreichend Schlaf, einen geringen Fernsehkonsum und ein Blutdruck im normalen Bereich begünstigen die Prognose, nicht an Alzheimer zu erkranken. Diabetes II, selbst eine Zivilisationskrankheit, begünstigt Alzheimer ebenso wie Erkrankungen des kardiovaskulären Systems, Schlaganfälle oder Insulinresistenz.
Was tun als Angehöriger
Die Angehörigen-Initiative www.alzheimerforum.de rät dazu, früh und offensiv mit der Erkrankung umzugehen. Demenzpatienten haben immer mal wieder sehr wache Momente, in denen man ihre Situation mit ihnen bereden und sie nach ihren Wünschen befragen kann. Dann gibt es wieder schlimme Tage, an denen sie niemanden mehr erkennen und nicht geschäftsfähig sind. So raten die Initiatoren dieser Selbsthilfegruppe zu zehn verschiedenen Grundregeln im Umgang mit Erkrankten, wie beispielsweise die Regel der Kontinuität von Bezugspersonen, räumlicher Umgebung und Zeitstrukturen.
Die immense Toleranz, die Angehörige aufbringen müssen, wenn sich ihr Opa nach 50 Jahren Ehe plötzlich unsterblich verliebt, weil er sich an Oma, die ihn täglich besucht, nicht mehr erinnern kann, wird dort ebenso thematisiert wie der Grundgedanke daran, dass auch Menschen über 65 noch Menschen mit sexuellen Bedürfnissen sind, selbst wenn sie an Demenz leiden. Für viele Angehörige stellt die Herausforderung, einen dementen Menschen zu pflegen, eine übermenschliche Anstrengung und Belastung dar – aber auch für diese Menschen gibt es Selbsthilfegruppen.
Hinzu kommt oft, dass Pflegeplätze extrem teuer sind und die gesamten Ersparnisse plus zwei mal Rente aufzehren können. Denn erst wenn das Vermögen aufgebraucht und die Kinder kostenmäßig involviert sind, schreiten die Sozialbehörden ein. Manche Angehörige haben ihre kranken Verwandten wieder aus dem Heim herausgeholt, weil die für Demenzkranke so wichtige Zuneigung, Zeit und Zärtlichkeit dort nicht zu leisten ist.
Glücklicherweise entstehen dank ehrenamtlicher Mitarbeit immer mehr ambulante Initiativen, die Tagespflege, stundenweise Betreuungsmöglichkeiten oder Betreuungsgruppen für demente Alleinlebende anbieten.
Der letzte Ausweg
Einen ganz anderen Weg, mit der Krankheit umzugehen, ging übrigens der Ehemann der Psychologin Ruth Schäubli-Meyer. Nachdem er sieben Jahre an Alzheimer gelitten hatte, entschied er sich für den Freitod mithilfe der Schweizer Organisation Exit. Das Buch „Alzheimer – wie will ich noch leben, wie sterben“ der beiden Autoren ist im Herbst 2010 erschienen und bietet ein ergreifendes Plädoyer für ein selbst bestimmtes, erfülltes Leben bis zum Schluss – auch mit Alzheimer.
Bilder: Fotolia.com
Redaktion: Kati Hofacker
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